Aus der Galeria-Logistik in Porz„Fürchten, dass kein Geld für Abfindungen bleibt"

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Das Logistikzentrum von Kaufhof in Köln-Porz

Das Logistikzentrum von Kaufhof in Köln-Porz

Köln – Die Logistik der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die Galeria Logistik GmbH, wird zum 31. Juli ihr Logistikzentrum in Porz und die angeschlossene Logistik-Hauptverwaltung schließen. Von der Schließung sind rund 400 Mitarbeiter betroffen. Die Logistikabteilung befindet sich anders als die mittlerweile entschuldete Warenhauskette in der Insolvenz. Das führt zu erheblichen Problemen. Fragen an den Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrates Hans Stölten.

Wie ist die Stimmung in der Belegschaft?

Nach den ersten Gesprächen mit Geschäftsführung und Insolvenzverwalter noch schlechter als vorher schon, als die Info über die endgültige Schließung Ende Januar kam.

Warum?

Nach Auskunft des beisitzenden Insolvenzverwalters hat die Geschäftsführung erklärt, dass sich trotz final geplantem Schließdatum des letzten Logistik-Standortes in Köln-Porz am 31. Juli 2021 die Geschäftsaufgabe der Galeria Logistik GmbH und natürlich die damit verbundenen Auszahlungen der Abfindungen an die betroffenen Kolleginnen und Kollegen durchaus auch ein bis zwei Jahre hinauszögern können.

Was befürchten Sie?

Aus Sicht der Kolleginnen und Kollegen ist zu befürchten, dass mit einer Verlängerung der Insolvenz am Ende kein Geld mehr für Abfindungen übrig bleibt. Und das alles unter dem Deckmantel der Insolvenz. Die Kolleginnen und Kollegen am Standort und auch aus den bereits geschlossenen Standorten Frechen und Erfurt sind erschüttert und aufgebracht nach Kenntnisnahme dieser Info. Ohnehin wären Abfindungen durch die Insolvenz nur in einer Höhe von maximal zweieinhalb Monatsgehältern möglich – egal, wie lange die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt sind.

Viele sind schon seit Jahrzehnten am Standort beschäftigt.

Richtig. Wir haben Leute hier, die sind 20, 30, manche gar 40 Jahre am Standort tätig. Für sie ist die Entwicklung ein Schlag ins Gesicht. Und es kommt noch ein anderes Problem hinzu.

Sie meinen, einen neuen Job zu finden?

Das natürlich. Aber es ist ja nicht nur die Suche nach einem neuen Job, sondern auch der Weg dorthin. Menschen, die so lange in einem Betrieb arbeiten, denen muss das Prozedere erstmal näher gebracht werden. Die Agentur für Arbeit ist Neuland für sie. Da haben sie all die Jahre nichts mit zu tun gehabt. Da lassen wir nichts versucht, dass den Kolleginnen und Kollegen geholfen wird. Da stellt sich auch die Frage, wie bekommen wir eine Firma hierhin, die sich um Bewerbertraining kümmert. In Zeiten von Corona eine schwierige Angelegenheit.

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Und wie sieht es bei Ihnen aus?

Ich weiß es nicht. Ich bin 60 Jahre alt, seit 25 Jahren im Unternehmen, gelernter Handwerker. Es wird schwer für mich, als Schlosser und Elektriker was zu finden. Mittlerweile machen sich auch die Knochen bemerkbar. Bis zur Rente ist es aber noch ein bisschen hin. Aber ich bewerbe mich aktuell nicht.

Wieso nicht?

Wie sollte ich reagieren, wenn ich eine Zusage bekomme? Ich verlasse doch nicht das sinkende Schiff. Wenn ich jetzt gehe, die Segel streiche, wer nimmt dann meinen Platz ein. Egal, wer es ist, die- oder derjenige fängt bei Null an. Und das in dieser schweren Phase.

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