Flughäfen sind in NotKöln/Bonn und Düsseldorf erleben dramatischen Einbruch

Lesezeit 3 Minuten
flughafen

Ein Frachtflieger von UPS vor dem Flughafen Köln/Bonn

Köln – Die wirtschaftliche Lage der deutschen Flughäfen bleibt weiter dramatisch. Bundesweit liegt das Passagieraufkommen gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt bei nur noch knapp über zehn Prozent, ein Rückgang um rund 88 Prozent. „Unsere Befürchtungen bewahrheiten sich. Die negative Entwicklung der Passagierzahlen nimmt dramatische Züge an“, sagt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV.

Alle Verkehrskennzahlen seien rückläufig. Das betreffe die Sitzplatzangebote, die Auslastung in den wenigen noch fliegenden Flugzeugen sowie die Luftverkehrsnachfrage und Buchungszahlen insgesamt.

Airports verlieren zehn Millionen Euro pro Tag

Pro Tag verlieren die Airports laut ADV zehn Millionen Euro. Damit lassen sich die Verluste in 2020 und 2021 bereits auf etwa drei Milliarden Euro beziffern, nach einem Vorsteuergewinn von fast 800 Millionen Euro in 2019. „Die Situation verschärft sich von Tag zu Tag“, sagt Beisel.

Alles zum Thema Flughafen Köln/Bonn

Am Flughafen Köln/Bonn lag die Zahl der Passagiere im Oktober 82 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Aktuell liege das Minus bei 90 Prozent, sagte Flughafensprecher Alexander Weise. Aufgrund der aktuellen Lage ist deshalb das Terminal zwei derzeit nicht in Betrieb. Sehr viel erfreulicher sieht es dagegen bei der Fracht aus. Hier konnte der Airport im Oktober ein Plus von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verbuchen.

Um die wirtschaftliche Schieflage zu mindern, bittet der Flughafen die Gesellschafter um eine Eigenkapitalaufstockung von 75 Millionen Euro. Die Mittel sollen im ersten Quartal des kommenden Jahres fließen. Eigentümer des Flughafens sind zu je etwa 31 Prozent die Stadt Köln, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Nordrhein-Westfalen, darüber hinaus noch die Stadt Bonn mit sechs Prozent sowie der Rhein-Sieg-Kreis und der Rheinisch-Bergische Kreis mit Anteilen unter einem Prozent. Darüber hinaus soll ein 100-Millionen-Euro-Kredit vom Flughafen aufgenommen werden.

600 Flugbewegungen pro Tag sind normal

Auch in Düsseldorf bleibt die Lage weiter angespannt. „Das Passagieraufkommen bewegt sich derzeit bei rund einem Fünftel des für diese Jahreszeit üblichen Volumens“, sagte ein Sprecher. In den kommenden Wochen rechnet der größte Airport Nordrhein-Westfalens mit insgesamt etwa 100 bis 150 Starts und Landungen pro Tag. „An normalen Tagen in der Wintersaison sind es täglich rund 600 Flugbewegungen“, so der Sprecher.

Um die langfristigen, wirtschaftlichen Effekte bereits kurzfristig abzumildern, wurde auch in Düsseldorf ein Terminal außer Betrieb genommen. Flugsteig B wird vorübergehend nicht mehr genutzt. Die Abfertigung der Passagiere erfolgt über die Flugsteige A und C. Auch in Düsseldorf braucht man Unterstützung der öffentlichen Hand.

Thomas Schnalke, Leiter des Airports, fordert, dass der Bund den Flughäfen die Kosten erstattet, die ihnen entstanden, weil sie den Betrieb während des Lockdowns offen gehalten hatten, obwohl fast niemand flog.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch die Aussichten der Flughäfen bundesweit für die kommenden Monate sind düster. Für den Winter wird nur mit 20 Prozent des Verkehrsaufkommens des vorigen Jahres gerechnet – wenn überhaupt. „Die Flughäfen sind auf nicht rückzahlbare Zuschüsse zur wirtschaftlichen Stabilisierung angewiesen“, sagt ADV-Chef Beisel dazu. Viele deutsche Airports seien am finanziellen Limit und in ihrem Fortbestand gefährdet.

KStA abonnieren