Frechener UnternehmenAbzug von Aral trifft Lekkerland – Neue Konzepte geplant

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An eine Tankstelle erinnert nichts mehr: Lekkerland setzt große Hoffnungen in sein neues Tankstellen-Shopkonzept Frischwerk.

An eine Tankstelle erinnert nichts mehr: Lekkerland setzt große Hoffnungen in sein neues Tankstellen-Shopkonzept Frischwerk.

Frechen – Der Kampf um die Tankstellen ist längst entbrannt: Dass Aral bis 2021 in der Hälfte der 2500 Tankstellen „Rewe to go“-Shops plant, hat den Frechener Großhändler und bisherigen Lieferanten Lekkerland bereits in den vergangenen Monaten Umsatz gekostet. Ende Juni läuft nun Lekkerlands Belieferungsvertrag mit Aral aus, mehr als 1250 Aral-Shops werden dann nahezu komplett mit Lebensmitteln und Getränken  von Rewe beliefert – auch ohne Rewe-to-go-Filiale. Nur selbstständige Aral-Tankstellenbetreiber werden dann noch größere Lebensmittel- und Getränkesortimente bei Lekkerland bestellen.

Lekkerlands Umsatz wird weiter zurückgehen – „um einen dreistelligen Millionenbetrag“, wie Lekkerland-Chef Patrick Steppe bei der Bilanzvorlage sagte.

Steppe ist dennoch optimistisch, einen guten Teil der Umsatzverluste auszugleichen. Dabei sollen auch neue Kunden helfen wie etwa Coffee Fellows. Verlängert wurde zudem der Vertrag zur Belieferung von Burger King in Spanien.

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Lekkerland hat in mehreren Bereichen zu kämpfen

Lekkerland hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr in mehreren Bereichen zu kämpfen. Es wird deutlich weniger geraucht als früher, mit Tabakwaren erzielt Lekkerland jedoch den Löwenanteil seiner Erlöse: Lekkerlands Tabakumsatz sank im abgelaufenen Geschäftsjahr um 2,7 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro. Am schmerzhaftesten war aber der schrittweise Abzug von Aral und die wachsende Konkurrenz durch andere Snack-Anbieter: Weil immer mehr Discounter und Supermärkte länger geöffnet haben und ihre Snack-Angebote ausbauen, kaufen weniger Kunden an der Tankstelle. Viele Mineralölkonzerne haben in den vergangenen Jahren aufgerüstet, an einer Reihe von Stationen gibt es jedoch noch Nachholbedarf – optisch, aber auch, was das Sortiment anbelangt.

Lekkerland will mit entsprechenden Shop-Konzept-Angeboten den Pächtern und Konzernen neue Umsatzchancen eröffnen – und damit auch sich selbst. Dazu gehört auch das neu entwickelte Frischwerk-Konzept, das mehr an eine Bäckerei als an eine Tankstellen-Theke erinnert. Erfolgreich getestet wurde es bei Aral in Aalen und bei Esso in Hamburg. Bis zu acht weitere Shops sollen in diesem Jahr hinzukommen.

Umsatz geht leicht zurück

„Die Erwartungshaltung der Kunden verändert sich“, so Steppe. Es gehe nicht mehr nur um Preise und Öffnungszeiten. „Es geht immer mehr um das Kundenerlebnis“ – auch an der Tankstelle. Davon hätten Kunden, Lekkerland und die Pächter etwas: Mit den neuen Gastro-Ecken locke man mehr Kunden, diese tankten dann häufig auch. Die Pächter steigerten ihren Umsatz, Lekkerland verdiene zudem mehr an Snacks als an reinen Lebensmitteln, Getränken oder Tabak, so Steppe.

Insgesamt ging Lekkerlands Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr von 13 Milliarden auf 12,8 Milliarden Euro zurück (Deutschland: minus 2,1 Prozent auf 7,57 Milliarden) . Das operative Ergebnis erhöhte sich jedoch von 85 auf 104 Millionen Euro. Mit dieser Ergebnisentwicklung sei Lekkerland angesichts der großen Herausforderungen, die das Jahr mit sich brachte, „sehr, sehr zufrieden“, sagte Steppe. Unter dem Strich stieg der Gewinn, der im Vorjahr durch das defizitäre Osteuropa-Geschäft belastet war, von 60,2 Millionen auf 78,3 Millionen.

Für 2018 ist Lekkerland „verhalten optimistisch“. „Aufgrund des Wettbewerbsdrucks und des herausfordernden Tabakmarkts dürften Umsatz und Ergebnis etwas niedriger ausfallen als 2017, so Steppe.

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