Abo

Handel leidet im LockdownSo können kleine Geschäfte im Veedel digital punkten

Lesezeit 3 Minuten
Eigelstein HEINEKAMP

Severinstraße im Juni 2019

Köln – In der Corona-Krise sind digitale Händler die absoluten Gewinner. Während die Digitalriesen wie Amazon im Lockdown den großen Reibach machen, leidet der stationäre Handel vor der Haustür. Dabei ist jede dritte Suchanfrage eine lokale Suchanfrage, in der Menschen etwas über ihr direktes Umfeld erfahren wollen. Google-Daten zufolge besuchen fast dreiviertel der Kunden nach einer lokalen Suche einen Laden im Umkreis von acht Kilometern. Nur wie können kleine Geschäfte von diesen beiden Trends profitieren?

Patrick Hünemohr, Geschäftsführer der Kölner Greven Unternehmensgruppe und seit vielen Jahren Berater bei lokalen Digitalprojekten, hat in seinem aktuellen Buch „Lokal Digital Unschlagbar“ aufgeschrieben, wie kleine und mittelständische Unternehmen mit digitalem Marketing gegen die Online-Riesen bestehen können. Bei der Vorstellung des Buches sagte Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, kürzlich: „Digitalisierung ist auch eine lokale Aufgabe – und es ist wichtig, dass die Geschäfte, die Instrumente nutzen, die ihnen zur Verfügung stehen, auch nutzen, um mitzuhalten.“

5000 Digitalkunden beraten

Hünemohr, der mit seinem Team in den vergangenen Jahren eigenen Angaben zufolge rund 5000 Digitalkunden beraten hat, sagt, es sei einfach keine Option mehr, heute auf eine Webseite zu verzichten. „Wer sagt, E-Commerce interessiert mich nicht, verliert Kunden an den lokalen Wettbewerber, der einen digitalen Service hat“, so Hünemohr. Der Lockdown werde die Entwicklung zu digitalen Geschäftsmodellen weiter beschleunigen. Der Wandel bei den Käufern finde deutlich schneller statt als vor Corona, und doch biete die Rückbesinnung auf die lokalen Strukturen genau die richtige Mischung, um jetzt als Geschäft aus dem Veedel zu punkten.

Alles zum Thema Severinstraße

„Der Kontakt zum Kunden darf gerade jetzt nicht verloren gehen“, sagt Hünemohr. Er hat vier Ratschläge, wie Geschäfte, denen der aktuelle Kundenrückgang im Corona-Lockdown schwer zu schaffen macht, mit vergleichsweise einfachen Mitteln jetzt neue Kunden gewinnen können:

Webseite aufrüsten

„Die eigene Webseite ist das Zentrum des digitalen Marketings“, sagt Hünemohr im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die wichtigen Fragen dieser Zeit, etwa zu Hygienekonzepten, veränderten Öffnungszeiten und Online-Angeboten müssten auf den ersten Blick sichtbar sein. Wer erst danach suchen müsse, springe schnell wieder ab.

Abholservice

Ein Drittel der Deutschen will in diesem Jahr beim Online-Weihnachtsshopping mehr ausgeben als im vergangenen Jahr, zitiert Hünemohr aus eine Studie des Digitalunternehmens Rakuten. Wer daran teilhaben wolle, müsse seine Ware nicht nur im Geschäft verkaufen, sondern auch online anbieten. „Es muss nicht gerade ein eigener E-Commerce-Shop sein“, so Hünemohr. Es reiche im ersten Schritt schon, einen „Click & Collect“-Service einzuführen, bei dem Kunden sich online das Produkt aussuchen und dann im Laden abholen könnten. Der Vorteil: Der Kunde könne sich das Produkt vor Ort ansehen und kaufe eventuell noch weitere Waren ein.

Bewertungen

„Eine gute Bewertung kann im Lockdown das Zünglein an der Waage sein“, sagt Hünemohr. Ein Großteil der Kunden nutze inzwischen vor einer Kaufentscheidung Online-Bewertungen. Es lohne sich, zufriedene Kunden um eine gute Bewertung zu bitten. Dabei könne auch ein Anreiz, etwa ein Rabattgutschein, der richtige Bonus für eine Fünf-Sterne-Bewertung sein.

Profilseiten

„Profilseiten bei Google und Bing sind Pflicht für eine gute Sichtbarkeit“, sagt Hünemohr. Gemeint sind die Informationen, die in den Suchmaschinen sichtbar werden, wenn nach Geschäften in der Nähe gesucht wird. Auf einen Blick gibt es dort Informationen zu Öffnungszeiten, zu Kundenbewertungen und zum Angebot. Geschäftsinhaber können die Angaben kostenlos hinterlegen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wer auf eine Profilseite verzichte, verzichte auch auf mögliche Kunden, die gar nicht erst auf einen Laden aufmerksam werden können. Eine schlecht gepflegte Seite mit veralteten Öffnungszeiten könne bestehende Kunden auch vergraulen.

KStA abonnieren