Die vegane Eismarke Nomoo ist eine Erfolgsgeschichte der Kölner Start-up-Szene. Wie es dem Unternehmen geht und was die Gründer als Nächstes planen.
Kölner GründerVegane Eismarke Nomoo will ins Ausland expandieren

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur war zu Besuch im Ehrenfelder Büro von Nomoo.
Copyright: Alexander Schwaiger
Als Rebecca Göckel und Jan Grabow mit der Rezeptur für ihr veganes Eis experimentierten, wussten sie noch nicht, wie man überhaupt Lebensmittel herstellt. Sie waren 19 und 20 Jahre alt, hatten ihr Erspartes für eine Eismaschine zusammengekratzt und die Betreiber einer Gastroküche am Barbarossaplatz überredet, dort nachts Eis zu produzieren.
Neun Jahre später möchte die Eismarke „Nomoo“, gesprochen, „No Muh“, die Nummer eins für veganes Eis in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden. Das Eis von Göckel und Grabow ist vegan und knallbunt verpackt, enthält weder Gluten noch Soja. Das Start-up produziert eigenen Angaben zufolge eine Million Eis pro Jahr, die Produkte sind in mehr als 2500 Supermärkten in Deutschland gelistet.
Seit 2023 gibt es Nomoo deutschlandweit in jeder Filiale von Kaufland. „Das war unser großer Durchbruch“, sagt Göckel. Zudem verkaufen rund 900 Edeka-Märkte und 200 Rewe-Märkte das vegane Eis der Kölner Gründer - und die Coop-Tankstellen in der Schweiz, der erste Schritt ins Auslandsgeschäft.
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Neubaur zu Besuch in Ehrenfeld
Im Büro in Köln-Ehrenfeld arbeitet inzwischen ein 15-köpfiges Team am Geschäft mit dem Eis. Anfang der Woche war sogar NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur zu Gast und überzeugte sich selbst davon, was die Gründer auf die Beine gestellt haben. „Ich finde es gut, dass ihr im positiven Sinne größenwahnsinnig seid“, sagte Neubaur. „Dieser Gründergeist, dieser Ideenreichtum im Kopf kann dieser krisenreichen Zeit wirklich etwas entgegensetzen. Das ist ein Mindset, das wir gut gebrauchen können.“
Nordrhein-Westfalen müsse sich als Wirtschaftsstandort neu erfinden. Dazu gehöre auch, Gründerinnen zu ermutigen, unter anderem durch höhere Fördersummen für gemischte Teams und Regelungen zur Elternzeit. Bis Jahresende möchte NRW zu den Top Ten der europaweit führenden Start-up-Regionen gehören, so die Ministerin.
Für Jungunternehmen ist es hierzulande nicht leicht, an genügend Kapital zu kommen, um nicht nur die ersten Schritte zu wagen, sondern um das Unternehmen aus den Startlöchern herauszukatapultieren. Hier soll das Gründerstipendium des Landes NRW zumindest Anschubhilfe leisten. Gründer erhalten ein Jahr lang jeden Monat zwischen 1200 und 1500 Euro, um ihr Unternehmen aufzubauen. 2018 haben die Nomoo-Gründer das Stipendium bekommen: „Dadurch konnten wir unsere Nebenjobs kündigen und uns voll auf Nomoo fokussieren“, sagt Grabow.
Gleicher Preis, weniger Eis
Innerhalb eines Jahres konnte Nomoo seinen Umsatz laut Grabow verzehnfachen, auf 140.000 Euro im Jahr 2018. Zum Jahresende waren sie mit ersten Investoren im Gespräch. Seitdem haben Geldgeber einen niedrigen siebenstelligen Betrag in die Firma investiert. Profitabel sei das Start-up zwar noch nicht, der Umsatz habe 2024 aber im siebenstelligen Bereich gelegen.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen machen sich indes auch bei Nomoo bemerkbar. Die Herstellungskosten steigen, gleichzeitig sind Verbraucher preissensibel. Deshalb hat Nomoo den Weg einer versteckten Preiserhöhung gewählt: Ein kleiner Becher Eis kostet 2,99 Euro, ein großer 5,99 Euro. Statt am Preis zu drehen, haben die Gründer die Füllmenge reduziert – zuletzt von 465 Millilitern auf 420.
Nun wollen die Gründer ihr Eis deutschlandweit bekannter machen. Dabei soll ihnen das nächste Startup-Programm des Landes NRW helfen: „Scale-up NRW“ unterstützt Gründer unter anderem mit Mentoring, Veranstaltungen und Workshops. „Unsere Vision ist, die Nummer eins der pflanzlichen Eismarken zu werden“, sagt Göckel. Auch eine Expansion nach Asien steht auf dem Zettel. „Dort sind viele Menschen laktoseintolerant und mögen deutsche Marken gerne.“
Die Eismaschine vom Barbarossaplatz haben Grabow und Göckel bereits vor Jahren verkauft. „Wir hätten uns die Maschine fürs Museum aufbewahren sollen“, sagt Göckel und lacht. „Aber wir brauchten damals das Geld.“ Heute steht Nomoo auf deutlich sichereren Füßen. „Vielleicht finden wir die Maschine ja irgendwann wieder.“