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100 Millionen EuroKölner Pipeline-Betreiber investiert in Zukunft der deutschen Versorgungssicherheit

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Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) verschafft sich einen Überblick über die neue Betriebszentrale der Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft in Köln-Godorf.

Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) verschafft sich einen Überblick über die neue Betriebszentrale der Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft in Köln-Godorf.

Mit einer umfassenden Investition will sich die Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft für die Energiewende wappnen – und die Versorgungssicherheit in der Region sicherstellen.

Fast sieht es aus wie eine futuristische Filmszene: In einem cockpitähnlichen Büro leuchten und blinken in vielen Farben Grafiken und Kennzahlen auf mehreren großen Bildschirmen, die von Mitarbeitern hinter langen Schreibtischen überwacht werden. Es ist das Herzstück der frisch modernisierten Betriebszentrale der Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft (RMR) mit Sitz in Köln-Godorf. Sie wurde 1965 von der Deutschen Shell AG gegründet.

Köln: Rund 100 Mitarbeiter steuern das 525 Kilometer lange Pipelinesystem

Zur Eröffnung der neuen und zeitgemäßen Leitwarte des eher unbekannten Kölner Unternehmens kam am Dienstagabend sogar Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). „Damit unsere Wirtschaft wächst und Menschen sichere Jobs haben, brauchen wir eine verlässliche Energieversorgung. Genau das macht die Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft hier vor: Sie zeigt, wie man eine bestehende Pipeline fit für die Zukunft macht“, sagte die Ministerin. 

Auch der Kölner Bürgermeister Ralf Heinen ließ sich die Technik und das an New Work orientierte, offene und transparente Bürokonzept erklären. „Was wir heute einweihen, ist weit mehr als ein funktionales Gebäude“, so der SPD-Politiker. Es gehe um eine „stille, aber lebenswichtige Infrastruktur“ - gesteuert aus Köln. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Unternehmen und der Pipeline.

Was macht die Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft (RMR) überhaupt?

Die RMR betreibt eine 525 Kilometer lange Pipeline von der deutsch-niederländischen Grenze bei Venlo bis nach Ludwigshafen am Rhein. Sie verbindet als Teilstück den Hafen Rotterdam mit den Industrieregionen in Westdeutschland. Rund 100 Mitarbeiter sind in Köln dafür verantwortlich, dass flüssige Energie- und Vorprodukte für die chemische Industrie wie Diesel, Benzin, Kerosin oder Naphtha, aber auch erneuerbarer Diesel (HVO) oder nachhaltig produziertes Flugbenzin (SAF) sicher an ihre Zielorte in den industriellen Zentren im Rheinland, Ruhrgebiet und Rhein-Main-Gebiet transportiert werden.

Wie viel Mengen flüssiger Energieträger werden durch die RMR-Pipeline transportiert?

Jährlich befördert die RMR Geschäftsführer Stefan Sommer zufolge 12 Millionen Tonnen an Mineralölprodukten. „Zum Vergleich: Diese Energiemenge entspricht der Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland“, schreibt das Unternehmen. Der meist unterirdische Transport entlaste die Straßen um rund 600.000 Tanklastwagen.

Der Frankfurter Flughafen ist auch Kunde der RMR

Wer sind die Abnehmer?

Die RMR beliefert Raffinerien, chemische Werke und Tanklager. Kunde ist unter anderem der Frankfurter Flughafen. Ungefähr 60 Prozent der Kerosin-Versorgung laufe hier über die RMR, so Geschäftsführer Sommer. Hinzu kommen petrochemische Werke, darunter eine Spaltanlage (Steamcracker) des Mineralölunternehmens BP in Gelsenkirchen und Lyondell Basell in Wesseling sowie die Ineos in Dormagen.

Wie viel hat die Modernisierung der RMR-Betriebszentrale gekostet?

Das Unternehmen hat zehn Millionen Euro in die Modernisierung von Gebäude, Büroflächen und die neue Pipeline-Steuerungstechnik gesteckt. Die Investition ist Teil eines umfassenden Modernisierungsprogramms, das insgesamt über 100 Millionen Euro umfasst. Die Technik sei in die Jahre gekommen, Pumpen und Schaltanlagen stammen zum Teil noch aus den Anfangsjahren, auch sie werden erneuert, um sich für die Zukunft zu rüsten.

Leck-Suchmolche und Drohnen sorgen für Sicherheit

Warum sind diese Investitionen notwendig?

„Die Investitionen in unsere neue Betriebszentrale und die technische Infrastruktur sind weit mehr als eine Modernisierung“, sagte Sommer. „In einer Zeit, in der sich die Energieversorgung grundlegend wandelt, schaffen wir die Voraussetzungen, zunehmend nachhaltiger produzierte Energieträger verfügbar zu machen.“

Neue Systeme für Automatisierung und Sicherheit sorgen dem RMR Geschäftsführer zufolge darüber hinaus nicht nur für einen effizienteren Betrieb, sondern erhöhen auch den Schutz, etwa vor Cyberangriffen und illegalen Anzapfungen. Zum Beispiel sorgen sogenannte Leck-Suchmolche, Drohnen und Satellitenüberwachung dafür, dass die Pipeline nicht sabotiert und die Versorgung wichtiger Wirtschaftsbranchen gewährleistet wird.

Was hat die Pipeline mit der Energiewende zu tun?

„Wir sind quasi mitten drin in der Energiewende“, so Sommer, der sich mit der RMR in den kommenden Jahren als Schlüsselakteur im Übergang von der Nutzung fossiler zu ökologischer, nachhaltiger Energieträger positionieren will. Aktuell habe der Großteil der transportieren Produkte noch Mineralölursprung. Doch sie werden mehr und mehr durch Alternativen abgelöst, unter anderem pflanzliche Öle. Auch Wirtschaftsministerin Neubaur, gleichzeitig verantwortlich für Klimaschutz, plädierte bei der Eröffnung für die Stärkung erneuerbarer Energien. Die Landesregierung unterstütze diejenigen, „die dabei mitwirken, dass wir die CO₂-neutralen Treibstoffe der Zukunft entwickeln“. Und die müssen schließlich auch transportiert werden.