Kölner KonjunkturbarometerFirmen der Region leiden unter hohen Preisen

Lesezeit 3 Minuten
Vetterlein IHK

Kölner IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein

Köln – Der Aufschwung der Wirtschaft im Großraum Köln hat im Winter 2021/22 einen Dämpfer erhalten. Das liege an den knappen Rohstoffen und Vorprodukten, den hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie an fehlenden Fachkräften, wie der neue Konjunkturbericht der IHK Köln zeigt. Der Konjunkturklimaindikator für den IHK-Bezirk ist dabei von 117,9 auf 112,7 Punkte gefallen. Das ist immer noch ein deutlicher Wachstumskurs. 

„Lieferprobleme, der starke Preisanstieg bei der Energie und Vorprodukten sowie der Fachkräftemangel kosten die regionale Wirtschaft aber Wachstum, weil Aufträge nicht oder nur verzögert abgearbeitet werden können“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein am Dienstag.

Erwartungen haben sich verschlechtert

Angesichts dieser Schwierigkeiten blickten wieder mehr Unternehmen zurückhaltend in die Zukunft. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Herbst von 9,5 Punkten auf 2,3 Punkte gefallen. Das bedeutet, die Unternehmen, die von einer Verbesserung oder Verschlechterung der Lage ausgehen, halten sich in etwa die Waage.

Versicherungswirtschaft, Kreditwirtschaft, Immobilienwirtschaft, chemische und pharmazeutische Industrie sowie der Einzelhandel schauen positiver in die Zukunft. Deutlich pessimistischer als zuletzt blickt pandemiebedingt vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe auf die kommenden Monate.

Energiepreise für 70 Prozent ein Problem

Jeweils 70 Prozent der befragten Unternehmen sehen die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie den Fachkräftemangel als ihr größtes Geschäftsrisiko. „Eine kalkulierbare Ausgestaltung der Energiewende, eine bessere Berufsorientierung in den Schulen und gute Integrationsperspektiven für Fachkräfte aus dem Ausland müssen daher im Fokus der Wirtschaftspolitik stehen, wenn wir Wertschöpfung und Wohlstandsniveau in Deutschland halten und ausbauen wollen“, sagt Vetterlein.

Angesichts des womöglich vorgezogenen Kohleausstiegs und des demographischen Wandels dürften ansonsten Skepsis und Verunsicherung bei den Unternehmen weiter zunehmen. „Es wird jetzt darauf ankommen, ob zum Beispiel bei Planungs- und Genehmigungsprozessen die versprochene Beschleunigung der Verfahren wirklich gelingt. Mit dem Rheinischen Revier und den vielen Industrieunternehmen in energieintensiven Branchen steht gerade für unsere Region viel auf dem Spiel“, sagte Vetterlein weiter.

Rückgang bei Exporten erwartet

Die Exporterwartungen der Industrieunternehmen im Raum Köln sind deutlich zurückhaltender als im Herbst. In der aktuellen Umfrage gehen 16 Prozent der Unternehmen von mehr (vorherige Umfrage: 24 Prozent) und 15 Prozent von weniger Exporten aus. Die Unternehmen planen höhere Investitionen im Ausland als zuletzt. 42 Prozent der auslandsaktiven Unternehmen gehen von höheren Auslandsinvestitionen aus (vorherige Umfrage: 22 Prozent), während nur noch zehn Prozent (22 Prozent) der Unternehmen zurückhaltender sind.

Hotel- und Gaststättengewerbe mit erneutem Einbruch

Im coronageschädigten Hotel- und Gaststättengewerbe im Raum Köln ist die zarte Erholung aus dem vergangenen Herbst dahin. Die Unternehmen bewerten ihre Lage noch einmal deutlich schlechter (Rückgang um 45 Punkte) als in der vorherigen Umfrage und sehen sie fast so kritisch wie im Frühjahr 2021. Auch die Erwartungen (-29 Punkte) sind deutlich pessimistischer. Dementsprechend sind die Investitionsabsichten (-45 Punkte) und die Beschäftigungspläne (-26 Punkte) auch zurückgegangen. „Das Hotel- und Gaststättengewerbe leidet wie die Veranstaltungsbranche weiterhin massiv unter den Corona-Einschränkungen“, sagt Hauptgeschäftsführer Vetterlein.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Diese Branchen sind derzeit von der allgemeinen Konjunkturentwicklung abgehängt und weiterhin auf staatliche Hilfsmaßnahmen angewiesen, solange die Einschränkungen so massiv bleiben.“ Besonders problematisch sei, dass die Branche seit der Corona-Krise unter einem ausgeprägten Fachkräftemangel leide.

KStA abonnieren