LKW-Fahrer und Verkäufer gesuchtIn NRW sind derzeit ungewöhnlich viele Stellen offen

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LKW-Fahrer werden häufig verzweifelt gesucht

LKW-Fahrer werden häufig verzweifelt gesucht

Köln – In Nordrhein-Westfalen gab es vergangenen Monat so viele freie Arbeitsstellen wie noch nie in einem April. „Fast 170.000 Stellen sind aktuell in NRW als offen und zu besetzen gemeldet“, sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Regionaldirektion NRW der Agentur für Arbeit, am Dienstag.

Ein Grund dafür sei der anhaltende Fachkräftemangel: „Annähernd 60 Prozent der offenen Stellen waren im April für qualifizierte Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung ausgeschrieben.“ Diese Stellen könnten häufig nicht so schnell besetzt werden, weil es an Bewerbern mit der notwendigen Qualifikation mangele.

Unternehmen suchen, stellen aber nur zögerlich ein

Doch auch die Zurückhaltung der Unternehmen bei der Besetzung spielt laut Withake eine Rolle: „Die Ursachen dafür liegen auf der Hand: Lieferengpässe, die sich als Folge unter anderem der Covid-Pandemie ergeben haben sowie Einschränkungen und Unsicherheiten, die der Angriff Russlands auf die Ukraine nach Europa gebracht hat.“ Viele Unternehmen suchten zwar neue Mitarbeitende, zögerten die Auswahlgespräche aber hinaus.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch in Köln: Hier lag die Zahl der gemeldeten Stellen im April bei 5752. Das entspricht einem Plus von 44,9 Prozent zum Vorjahresmonat – aber einem Minus von 3,6 Prozent im Vergleich zum März. „Die neuen Stellenmeldungen sind in den letzten zwei Monaten merklich rückläufig“, so Stephanie Lewejohann, Geschäftsführerin Operativ der hiesigen Agentur für Arbeit. Einige Unternehmen seien verunsichert durch den Krieg oder spürten bereits Lieferengpässe. Sie warteten „die weitere Entwicklung ab, bevor sie neue Mitarbeitende einstellen“.

Viele Jobs in der Logistik

Besonders viele offene Stellen gibt es derzeit in der Logistikbranche: in der Lagerwirtschaft, bei der Post, Zustellung und im Güterumschlag werden die meisten Mitarbeitenden gesucht. Gerade LKW-Fahrer sind rar, weil viele der Beschäftigten ukrainische Männer sind – die nun für den Krieg zurück in ihre Heimat gegangen sind. Auch im Verkauf sind viele Stellen ausgeschrieben, ebenso bei Sicherheitsfachkräften. Der Personalmangel in der Gastronomie lässt sich über die Zahlen der Agentur für Arbeit nicht abbilden, da hier nur sozialversicherungspflichtig Beschäftigte erfasst werden – in Restaurants und Cafés aber häufig Minijobber arbeiten.

Die Arbeitslosigkeit in Köln ist derweil weiter gesunken. „Wir haben die niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit Pandemiebeginn“, sagte Lewejohann. „Noch sind wir nicht auf dem Niveau von 2020, nähern uns diesem aber Monat für Monat an.“ In ganz Deutschland lag die Zahl der Beschäftigten im April bereits wieder über dem Vorkrisenniveau.

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In Köln waren im April 51.549 Menschen arbeitslos gemeldet, das entspricht einem Minus von 1,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Vergleich zu April 2021 sind es sogar 11,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei 8,5 Prozent (Vorjahr: 9,6 Prozent). Auf dem Ausbildungsmarkt zeigen sich die Bewerber derzeit Lewejohann zufolge noch „zögerlich“. Die Chancen auf einen Platz stünden jedoch gut, derzeit gebe es viel Auswahl.

Beratungshotline für Ukrainer

Die Agentur für Arbeit verweist außerdem auf eine bundesweite Beratungshotline für Geflüchtete aus der Ukraine. Dort meldeten sich laut Lewejohann vor allem Frauen, die „hochqualifiziert und hochmotiviert“ seien. Es handele sich dabei in der Regel um Fachkräfte. Die größten Herausforderungen seien Sprachkenntnisse und Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder der Frauen.

NRW-weit waren im April 645.664 Menschen arbeitslos und damit 1,1 Prozent weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank leicht auf 6,6 Prozent, bundesweit lag sie bei fünf Prozent. In ganz Deutschland lag die Zahl der Beschäftigten zuletzt erstmals wieder über dem Vorkrisenniveau.

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