Printen-Unternehmer Bühlbecker„Ein warmer Oktober wäre schlimmer als eine Rezession“

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Hermann Bühlbecker Printen Aachen Lambertz

Lambertz-Inhaber Hermann Bühlbecker

  • Hermann Bühlbecker ist der schillernde Inhaber des traditionsreichen Aachener Gebäckherstellers Lambertz.
  • Von der Krise ist das Unternehmen zwar in weiten Teilen verschont geblieben, Sorgen hat der Printen-Unternehmer dennoch.
  • Bei Trends wie unverpackten Waren und veganen Lebensmitteln ist Lambertz in einer besonderen Position.

Aachen – Die Präsentation der Jahreszahlen des traditionsreichen Aachener Gebäckherstellers Lambertz werden in normalen Zeiten in noblem Ambiente in Köln oder Düsseldorf abgehalten. Doch in Corona-Zeiten machen die aktuellen Hygiene-Auflagen eine große Show des schillernden Lambertz-Eigentümers Hermann Bühlbecker unmöglich.

Und so lud der Unternehmer in der vergangenen Woche, kurz bevor der Stammsitz Aachen zum Risikogebiet erklärt wurde, einzeln und persönlich zu Rückblick und Ausblick in sein Büro.

Fazit: Die Corona-Krise konnte dem Geschäft mit Gebäck und Süßwaren bislang nichts anhaben. Der Umsatz stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/2020 sogar leicht um 1,8 Prozent auf 637 Millionen Euro. „Ein warmer Oktober ist für uns viel schlimmer als eine Rezession“, sagt Bühlbecker und verweist auf die Eigenheiten des Saisongeschäfts.

„Nicht vom Shutdown betroffen“

Einschränkend ist aber zu sagen, dass das wichtige Weihnachtsgeschäft in den letzten vier Monaten des Jahres 2019 in Deutschland noch nicht von der Corona-Pandemie geprägt war. „Die Monate des Shutdowns ab März 2020 sind für uns ohnehin jahreszeitlich bedingt weniger stark“, sagt Hermann Bühlbecker.

Anders als viele andere Industriebetriebe in NRW war Lambertz mit seinen sechs deutschen und zwei polnischen Werken nicht vom Shutdown betroffen. „ Wir haben zum Glück voll durchproduziert, grundsätzlich wurde unsere Firma als Lebensmittelproduzent aber ohnehin als systemrelevant eingestuft“, sagt Bühlbecker. Dazu habe man gleich zu Beginn die Hygienemaßnahmen hochgeschraubt und auch in der Phase der Lockerungen im Frühsommer durchgezogen.

Bereits seit März speisen die Mitarbeiter in getrennten Kantinen. Bei jedem, der eines der Werke betritt, wird zuvor die Körpertemperatur gemessen. In der Produktion selbst hätten die Hygiene-Regeln nicht verschärft werden müssen. „Die Hygiene-Maßnahmen in einem Lebensmittel produzierenden Betrieb sind auch außerhalb von Corona auf einem sehr hohen Niveau“, so Bühlbecker.

Kurzarbeit habe Lambertz nicht angemeldet. „Wir wollen alleine klarkommen, wir wollen kein Geld vom Staat“, betont der Unternehmer.

Sorgenkind bleibt der US-Markt

Sorgenkind des Herstellers von Printen, Lebkuchen, Stollen und anderem Gebäck ist dagegen der US-Markt. Nicht nur, dass die Einkommen der US-Amerikaner durch die Corona-Krise leiden. Obendrein sind Lambertz-Waren von Schutzzöllen der Trump-Regierung stark betroffen. Denn mit der Begründung, dass die Europäische Union den Flugzeugbauer Airbus subventioniert, haben die USA Strafzölle auf bestimmte EU-Waren verhängt. Darunter fallen für Deutschland auch Gebäckwaren und Plätzchen aus dem Hause Lambertz.

Während der Absatz von weihnachtlichem Gebäck stabil verlief, verzeichnete Lambertz nach eigenen Angaben einen Zuwachs von fünf Prozent bei den so genannten Biogebäcken, die anders als Lebkuchen und Printen ganzjährig angeboten und produziert werden. #

Hoffen auf die Kölner Messe

In Aachen hofft man nun, dass die Internationale Süßwarenmesse in Köln trotz Corona vom 31. Januar bis 3. Februar 2021 stattfinden kann. „Wir haben unsere Stände bei dieser Weltleitmesse bereits gebucht“, sagt Hermann Bühlbecker, der zurzeit hoffnungsvoll ist, dass sie als Präsenzmesse veranstaltet werden darf.

Der Trend zu veganen Lebensmitteln geht an Lebkuchen und Printen fast spurlos vorbei. „Viele Produkte sind vegan, aber wir schreiben es nicht extra drauf“, sagt Bühlbecker. Waren aus Gründen zur Müllvermeidung unverpackt zu verkaufen sieht der Unternehmer kritisch, die Haltbarkeit von Schokoprodukten ließe das kaum zu.

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Dass Lambertz die Krise bislang gut übersteht, liegt laut Bühlbecker auch daran, dass man so gut wie gar nicht vom Absatz in der Gastronomie abhängig sei, sondern fast ausschließlich vom Lebensmittel-Einzelhandel. Anders als Lokale waren Supermärkte unverändert auch während des Lockdowns geöffnet. Als weiteren Vertriebskanal versucht Lambertz , den Verkaufssender QVC zu etablieren, wo Hermann Bühlbecker selbst vor der Kamera steht.

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