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Rheinmetall und Rhein-EnergieKöln braucht 11.000 E-Auto-Ladepunkte – Sind diese Bordsteine die Lösung?

Lesezeit 4 Minuten
Ein Jahr lang haben Rhein-Energie, die Tank-E GmbH und Rheinmetall einen neuartigen Ladebordstein zum Laden von Elektro-Autos in Köln-Lindenthal getestet. Im Mai 2025 ziehen sie Bilanz.

Ein Jahr lang wurden die Ladebordsteine in Köln-Lindenthal getestet.

Ein Jahr lang wurden Ladebordsteine für E-Autos in Köln getestet. Die Projektpartner fällen jetzt ein deutliches Urteil.

Die Zahl in Köln gemeldeter Elektro-Autos nimmt rasant zu. Seit 2020 ist sie um knapp 660 Prozent gestiegen. In der Stadt sind derzeit mehr als  24.300 rein elektrisch betriebene Fahrzeuge gemeldet, vor fünf Jahren waren es nur 3202, vor zehn Jahren 759.

Mit der Zahl der E-Autos explodiert auch der Bedarf an Lademöglichkeiten. Aktuell beträgt er laut der Tank-E GmbH, einer Tochter der Kölner Rhein-Energie, die Ladeinfrastruktur für E-Autos plant, baut und betreibt, 1450 Ladepunkte. Das tatsächliche Angebot übersteigt den Bedarf derzeit: Rund 2100 öffentlich zugängliche Ladepunkte gibt es nach neuesten Zahlen derzeit in Köln – gut 28 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Stadt Köln steht vor komplexen Herausforderungen

Doch in den kommenden Jahren muss der Ausbau der Ladeinfrastruktur noch schneller erfolgen. Während die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur den Bedarf für Köln bis 2030 mit 3800 bis 6800 öffentlichen Ladepunkten angibt, rechnet die Tank-E GmbH intern mit mehr als 11.000 benötigten Kölner Ladepunkten.

„Der notwendige Ausbau um den Faktor 2 bis 5 stellt stellvertretend die Stadt Köln vor komplexe Herausforderungen“, heißt es in einem neuen Bericht von Rhein-Energie, Tank-E – und Rheinmetall. Deutschlands größter Rüstungskonzern ist eben nicht nur Rüstungskonzern, sondern auch Automobilzulieferer und Anbieter von Mobilitätslösungen. Und als solcher hat Rheinmetall neuartige Ladebordsteine entwickelt, die das Zeug haben, einen Teil des Bedarfs an Lademöglichkeiten für E-Autos in Köln zu decken.

25.07.2024, Köln: Zwei E-Autos stehen an der Merheimer Straße um die Batterie an einer Ladestation aufzuladen. Es gibt noch immer vergleichsweise wenige Ladesäulen für Elektroautos in Köln. Foto: Arton Krasniqi

So werden E-Autos in Köln meistens aufgeladen – angeschlossen an einer Ladesäule.

Sein E-Auto in Köln aufzuladen, bedeutet fast immer, das Ladekabel an eine klobige Ladesäule anzuschließen. Die steht entweder auf dem Bürgersteig oder blockiert einen ganzen Parkplatz, muss von Pollern vor Autos geschützt werden und ins Stadtbild passen, ist anfällig für Beschädigungen und teuer. Zudem gibt es einen Mangel an verfügbaren Stellplätzen: Einfach zugängliche Standorte in Köln seien „zunehmend erschöpft“, heißt es in dem Bericht, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Viele Standorte seien auch deshalb nicht genehmigungsfähig, weil mit einer Ladesäule gesetzlich vorgeschriebene Restgehwegbreiten unterschritten würden.

Ein Jahr lang haben Rhein-Energie, die Tank-E GmbH und Rheinmetall einen neuartigen Ladebordstein zum Laden von Elektro-Autos in Köln-Lindenthal getestet. Im Mai 2025 ziehen sie Bilanz.

Die Ladebordsteine fallen im Straßenbild kaum auf.

Da scheint es, als komme das neue Produkt von Rheinmetall gerade recht: Vor einem Jahr installierte das Unternehmen in einem Pilotprojekt gemeinsam mit Rhein-Energie und Tank-E an zwei Standorten im Kölner Stadtteil Lindenthal jeweils zwei Ladebordsteine. Dabei ist die komplette Technik, die sonst in einer Ladesäule steckt, in einem Bordstein verbaut. Die erwarteten Vorteile: Der Ladepunkt fügt sich in die bestehende Infrastruktur ein, ist deutlich einfacher und kostengünstiger zu installierten und zu warten als Ladesäulen, braucht keinen zusätzlichen Platz.

Nach einem Jahr haben die Projektpartner jetzt Bilanz gezogen, und die fällt überaus positiv aus: „Das Projekt zeigt, dass Ladebordsteine eine vielversprechende, breit anwendbare und nutzerfreundliche Alternative zu herkömmlichen Ladesäulen darstellen“, heißt es in dem Bericht. An späterer Stelle schreiben die Autoren, die neue Technologie eröffne „die Möglichkeit zur Erschließung neuer, attraktiver, aber mit konventioneller Ladeinfrastruktur nicht realisierbarer Ladestandorte“.

Ladebordsteine haben einen Nachteil

Während des Testzeitraums waren die Ladebordsteine 65 Prozent der Zeit ausgelastet und wurden 2800 Mal für Ladevorgänge genutzt. Demnach seien die Bordsteine mehr als 99 Prozent der Zeit technisch verfügbar gewesen.

100 Teilnehmende einer Nutzerumfrage hätten ein positives Stimmungsbild geliefert. So bewerteten sie den Ladebordstein im Schnitt mit 4,38 von fünf Punkten. „Im direkten Vergleich mit konventionellen Ladesäulen wurde der Ladebordstein in den meisten Aspekten deutlich besser bewertet“, heißt es im Bericht zum Pilotprojekt. „Insbesondere in den Punkten Platzersparnis, Integration in das Straßenbild, Vandalismusschutz und Bewahrung von Sichtachsen wurden dem Ladebordstein deutliche Vorteile zugesprochen, kleinere Vorteile im Bereich der Bedienbarkeit.“ Einziger Nachteil gegenüber Ladesäulen: Der Ladebordstein von Rheinmetall war schlechter sichtbar. Doch dieses Problem soll durch eine Markierung der Stellplätze und eine Integration in E-Mobilität-Apps behoben werden.

Auch bei der Wartung kann eine konventionelle Ladesäule nicht mithalten. Ist sie defekt, fällt bis zur Reparatur ein ganzer Ladepunkt weg. Anders ist das bei den Ladebordsteinen: Die defekte Einheit kann als ganze entnommen und durch eine funktionierende ersetzt werden, anschließend wird sie in einer Werkstatt repariert.

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ unterstreicht Rhein-Energie-Sprecher Christoph Preuß den Eindruck: „Die Tank-E GmbH und die Rhein-Energie sind begeistert von den Resultaten des Tests mit den ersten Ladebordsteinen“, sagt er und kündigt an: „Uns liegen bereits Genehmigungen für die nächsten drei Systeme vor.“ Und Rheinmetall verkündet: Der Ladebordstein ist jetzt als Serienprodukt erhältlich.