Rheinpegel über 8 MeterWas das Hochwasser in Köln für die Industrie am Fluss bedeutet

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Hochwasser am Rhein in Köln.
Pegelstand bei 7,46 m.

Foto: Michael Bause

Hochwasser am Rhein in Köln

Die Kölner Industrie bereitet sich auf Lieferengpässe bei Einschränkungen des Schiffsverkehrs vor.

Seit Tagen war der Pegel des Rheins schnell angestiegen, mitunter um zehn Zentimeter pro Stunde. Am Freitagmorgen stieg er über acht Meter, am Nachmittag sollte das Hochwasser seinen Scheitelpunkt mit etwa 8,20 Metern erreichen. Ab Samstagmorgen fällt der Pegel wieder.

Das Hochwasser ist eine Belastung für Anrainer, Infrastruktur und manche Gebäude. Gleichzeitig ist der Rhein die mit Abstand wichtigste Wasserstraße Europas. Zwischen Siegmündung und niederländischer Grenze – dem am stärksten frequentierten Rheinabschnitt – wurden 2021 138,1 Millionen Tonnen Güter transportiert.

Schiffe müssen langsamer fahren

Von der Belieferung mit Rohstoffen und dem Abtransport von Waren sind etliche Firmen in Köln und dem gesamten Rheinland abhängig. Was aber macht das Hochwasser mit dem Logistiksystem Rhein?

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Wie die Schifffahrt auf dem Rhein bei Hochwasser funktioniert, regelt die Rheinschifffahrtspolizeiverordnung. Das sogenannte Mittelwasser des Rheins (Zehn-Jahres-Durchschnitt) liegt bei knapp drei Metern. Die Hochwassermarke 1 ist ab einem Kölner Pegel von 6,20 Metern erreicht. Dieser bringt erste Einschränkungen der Schifffahrt mit sich.

Bei dieser Marke müssen die Binnenschiffe die Fahrgeschwindigkeit drosseln und sich in der Mitte der Fahrrinne halten. Diese Marke wurde beim aktuellen Hochwasser am Kölner Rheinabschnitt bereits am Mittwoch um 18 Uhr erreicht.

Ab 8,30 Meter wäre Schluss gewesen

Hochwassermarke 2 ist erreicht, wenn am Kölner Pegel der Wert von 8,30 Metern erreicht wird. „Beim Überschreiten der Hochwassermarke 2 hätte die Schifffahrt eingestellt werden müssen, das heißt, die Schiffe müssen den nächstgelegenen Hafen ansteuern und dort festmachen“, sagt ein Sprecher der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK). Vereinfacht gesprochen, passen die Schiffe ab diesem Wasserstand nicht mehr gefahrlos unter den Rheinbrücken durch.

Zudem würden dann auch die Industriehäfen zu Schutzhäfen, um zusätzliche Liegeflächen für die Schifffahrt zu schaffen. „Dann wäre auch der wasserseitige Umschlag der Häfen betroffen und eingestellt, während die Häfen als Drehscheiben aller Verkehrsträger weiterhin uneingeschränkt per Bahn oder Straße Güter verteilen können“, so der Sprecher weiter. Im Moment ist die Hoffnung aber groß, dass es diesmal nicht so weit kommt.

„Die Hochwassermarke 2 wird nach den neuen Prognosen nicht erreicht, das Hochwasser wird voraussichtlich heute Nachmittag oder Abend mit rund 8,20 Meter am Pegel Köln seinen Scheitelpunkt erreichen“, sagte der Sprecher am Freitagmittag. Im Niehler Hafen lagen da mindestens noch 1,80 Meter Abstand zwischen Wasseroberfläche und den Oberkanten der Kaimauern.

2018 wurde die Marke drei Tage lang überschritten

Das letzte Mal wurde die Marke 2  im Januar 2018 für 3 Tage überschritten. Beim Hochwasser 1995 war die Binnenschifffahrt am Rhein zwischen Koblenz und Emmerich für zehn Tage eingestellt.

„Der Betrieb in den Häfen und für die Binnenschifffahrt ist derzeit nicht beziehungsweise nicht maßgeblich eingeschränkt. Die Beladung der Schiffe wird durch das Hochwasser nicht beeinflusst“, so der HGK-Sprecher.

Auch die Industriebetriebe der Region geben auf Nachfrage an, trotz des Hochwassers uneingeschränkt produzieren zu können. Beim Leverkusener Chemiekonzern Covestro gibt es eine Taskforce, die bei möglichen Hochwasserlagen zusammenkommt.

Taskforce bei Covestro entscheidet über Lager

„Diese Taskforce kommt zusammen und entscheidet anhand der Hochwasserprognose, welche Lagerbestände vor einem drohenden Hoch wie stark aufgestockt werden“, sagte eine Sprecherin auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Außerdem werde bei Bedarf auf die Belieferung mit Lkw statt Schiffen ausgewichen.  Aktuell sei man gut vorbereitet.

„Unsere Lagerhaltung berücksichtigt wiederkehrende Niedrig- und Hochwasserstände. Wir gehen derzeit davon aus, dass das Rheinhochwasser keine spürbaren Auswirkungen auf Lanxess haben wird“, sagte ein Sprecher des Kölner Unternehmens am Freitag.

Eine Sperrung des Rheins sei aktuell nicht zu erwarten. „Sollte es dennoch zu einer Einstellung der Schifffahrt kommen, wird diese voraussichtlich nur wenige Stunden andauern. Dieser relativ kurze Zeitraum kann von Lanxess gut mit Lagerbeständen überbrückt werden“, so der Sprecher.

Einschränkungen durch das Hochwasser sind aktuell aber in Düsseldorf zu spüren. „Aufgrund des anhaltend hohen Pegels des Rheins verschiebt sich leider die Ankunft des Lastschiffs mit den Jachten für Messe Boot 2024 in Düsseldorf. Es wird demnach nicht am 8. Januar ankommen, sondern voraussichtlich erst am 11. Januar“, teilte die Messe am Freitagnachmittag mit.

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