A4 wird verlegtAutobahn weicht dem Tagebau

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Mit Schubkarren voller Erde schütteten die Gegner der Autobahnverlegung das Loch wieder zu, das Politiker und RWE-Vertreter beim ersten Spatenstich ausgehoben hatten. (Bild: Beissel)

Mit Schubkarren voller Erde schütteten die Gegner der Autobahnverlegung das Loch wieder zu, das Politiker und RWE-Vertreter beim ersten Spatenstich ausgehoben hatten. (Bild: Beissel)

Düren / Kerpen – Die Autobahn soll bis zum Jahr 2014 zwischen der Anschlussstelle Düren und dem Kerpener Kreuz auf einer Länge von 17,6 Kilometern von vier auf sechs Spuren (drei in jede Richtung) verbreitert und zum größten Teil auch verlegt werden. Zum symbolischen Spatenstich waren unter anderem die Staatssekretäre Achim Großmann und Günter Kozlowski sowie Matthias Hartung, Vorstandsmitglied von RWE Power, angereist.

Sechsspurig gen Aachen

Der sechsspurige Ausbau der Autobahn war ohnehin schon seit Jahren geplant, und zwar im Rahmen der Gesamtsanierung der A 4. Dann kam noch der Wunsch von RWE hinzu, den Braunkohletagebau Hambach weiter nach Süden voranzutreiben. Dies ist auch der Grund dafür, dass der Energiekonzern sich in erheblichem Maße an den Kosten beteiligen muss. Ausbau und Verlegung werden nach Angaben des Landesbetriebs Straßen NRW rund 153 Millionen Euro kosten. Den Angaben zufolge zahlt RWE den größeren Anteil, der auf die Verlegung entfällt; der Bund übernimmt die Kosten für die Verbreiterung.

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Die Verlegung erleichtert zugleich die Arbeit der Straßenbauer: Sie können die neue Autobahn „auf der grünen Wiese“ zunächst ohne Beeinträchtigung des laufenden Autobahnverkehrs bauen. Am Ende - und dies wird natürlich zu Staus auf der A 4 führen - müssen dann nur noch die Überleitungen von der alten auf die neue A 4 gebaut werden (siehe Karte). Nach Abschluss der Verlegung wird die A 4 dann von Aachen bis Köln komplett sechsspurig zu befahren sein.

Das Projekt ist in der Region allerdings umstritten. Auf der einen Seite stehen die Menschen, die im Braunkohletagebau arbeiten und mit diesem Projekt ihre Arbeitsplätze langfristig (bis 2045) gesichert sehen. Auf der anderen Seite stehen die Bewohner der Region, die beklagen, die Dörfer Manheim und Morschenich sowie Waldgebiete dem Tagebau weichen müssen. Auch die neue Trassenführung der Autobahn steht in der Kritik: Denn die A 4 wird in Zukunft direkt am Ortsrand von Kerpen-Buir liegen. Viele der rund 4000 Einwohner befürchten nun Lärm und Dreck von der Autobahn.

Zu dem Projekt gebe es aber „keine Alternative“, meinte Winfried Pudenz vom Landesbetrieb Straßenbau. Die A 4 sei einer der verkehrsreichsten Autotrassen Europas. 90 000 Fahrzeuge täglich sollen dort 2020 fahren, 30 Prozent davon Schwerverkehr. 22 Millionen Euro fließen in den Lärmschutz. Eine Tieferlegung der Autobahn, Lärmschutzwände und „Flüsterasphalt“ sollen die Nachtruhe der Anwohner in Buir sicherstellen. 110 Hektar Ausgleichsflächen, eine Grünbrücke für Amphibien und Überflughilfen für Fledermäuse sollen die Eingriffe in die Natur kompensieren.

Noch gibt es vier Klagen gegen das Projekt - vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und von Privatleuten. Über die muss das Bundesverwaltungsgericht entscheiden. Man fürchte die Rechtsprechung nicht, betonte Staatssekretär Großmann: Diese könne allenfalls kleinere Änderungen, nicht aber einen Stopp der Bauarbeiten oder eine neue Trassenführung bewirken.

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