Anklage gegen sechs Polizisten

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Die Misshandlungen auf der Wache Eigelstein werden ein Fall fürs Gericht.

Im Prügelskandal auf der Polizeiwache Eigelstein hat die Staatsanwaltschaft sechs Polizeibeamte wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Das bestätigte gestern Oberstaatsanwältin Regine Appenrodt. Am 11. Mai des vergangenen Jahres soll der 31-jährige Stefan N. nach seiner Festnahme von Beamten auf der Wache Eigelstein schwer misshandelt worden sein. Er war später im Krankenhaus ins Koma gefallen und 13 Tage später gestorben. Eine Obduktion ergab als Todesursache ein Hirnödem.

Die Anklage geht davon aus, dass die Tritte und Schläge, die das Opfer erleiden musste, mittelbar zu seinem Tode geführt haben. Dabei stützt sich die Staatsanwaltschaft auf gerichtsmedizinische Gutachten und die Aussagen zweier unbeteiligter Kollegen der Angeklagten. Eingestellt wurden die Ermittlungen wegen des Vorwurfs der unterlassenen Hilfeleistung gegen die beiden Beamten, die den Vorfall beobachtet hatten. In einem Gutachten konnte deren Verteidigerin Gabriele Jansen nachweisen, dass „objektiv die Zeit zu kurz war, um die Tat zu verhindern. Aufgrund der psychologischen Ausnahmesituation konnten meine Mandanten nicht in dieser kurzen Phase einschreiten.“

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Das Gros der Angeschuldigten im Alter zwischen 25 und 35 Jahren hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Kritisch reagierten die Bonner Verteidiger Christoph Arnold und Uwe Krechel auf die Nachricht: „Nach der Anklageerhebung ist nunmehr zu hoffen, dass der Prozess rechtsstaatlich und fair sein wird.“

Strafrechtler Guido Frings, der einen beschuldigten Polizeiobermeister vertritt, wies darauf hin, dass Stefan N. bei der Festnahme in der mütterlichen Wohnung in der Roonstraße erheblichen Widerstand geleistet habe. „Es ist also die Frage, ob der Umgang mit dem Mann mit normalen Maßstäben anzusehen ist.“ Die Hauptverhandlung müsse letztlich klären, was von den Vorwürfen übrig bleibe, meinte Frings.

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