BuchvorstellungPoesie und Verzauberung

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Vom armen Nagelschmied zum begehrten Künstler: „In der Dorfschule“ entstand, kurz nachdem Hubert Salentin an der Düsseldorfer Akademie sein Studium begonnen hatte.

Vom armen Nagelschmied zum begehrten Künstler: „In der Dorfschule“ entstand, kurz nachdem Hubert Salentin an der Düsseldorfer Akademie sein Studium begonnen hatte.

Zülpich – Eine Art Liebe auf den ersten Blick muss es gewesen sein. Denn wenn die Kunsthistorikerin Mayme Neher von der ersten Begegnung mit einem Gemälde von Hubert Salentin auf einer Auktion erzählt, spricht sie von Verzauberung, Magie und Seelenverwandtschaft.

Dieser tiefen Verbundenheit ist wohl auch die Ausdauer zuzuschreiben, mit der sie bereits 1983 und 25 Jahre später noch einmal Leben und Werk des Zülpicher Malers, der als Düsseldorfer Genremaler Berühmtheit erlangte, ergründete. Da über Hubert Salentin, der 1822 in ärmlichste Verhältnisse hineingeboren wurde und zunächst eine Ausbildung zum Nagelschmied absolvierte, kaum Zeugnisse oder Quellen vorliegen, grenzte die Arbeit Nehers an detektivische Recherche. Mehr als die Hälfte der insgesamt 426 Gemälde, die an Sammler und Museen in der ganzen Welt verkauft worden waren, konnte die Kunsthistorikerin aufspüren. Auch rekonstruierte sie akribisch Salentins Lebensweg und beschäftigte sich ausgiebig mit der Entschlüsselung seiner Werke.

Die Essenz von Mayme Nehers Forschung liegt nun in Form einer ausführlichen, reich bebilderten Monografie vor, die von der Manfred Vetter-Stiftung herausgegeben wurde. „Anstoß für das Buch gab eigentlich Kurt Seher, der sich seit Jahren in der Stadt Zülpich für das Gedenken des Malers einsetzt“, so Manfred Vetter. Eine Informationsbroschüre sollte es zunächst werden - herausgekommen ist ein fast 300 Seiten umfassender Band. „Der Zauber der Poesie, der noch bis heute in vielen Gemälden des Künstlers wunderbar spürbar ist, soll damit für uns alle sichtbar gemacht werden“, so die Autorin in ihrem Vorwort.

Ohne die Unterstützung von Manfred Vetter, der vor einigen Jahren das Zülpicher Geburtshaus des Malers kaufte und sanierte, wäre die gelungene Monografie nicht zustande gekommen. Insgesamt 40 000 Euro verschlang die Herstellung des qualitativ hochwertigen Bandes, in dem die atmosphärischen Bilder des Genremalers hervorragend zur Geltung kommen. Die Manfred-Vetter-Stiftung, die über ein Gesamtkapital von 6,5 Millionen verfügt, unterstützt in erster Linie das Otto-Dill-Museum in Neustadt an der Weinstraße. „Wir sind eher operativ tätig, nicht fördernd“, so der Langendorfer Burgherr, der sich in der hiesigen Region unter anderem mit seinen Konzerten in der Remise kulturell engagiert.

Hubert Salentin, der zu Lebzeiten ein überaus erfolgreicher und entsprechend wohlhabender Maler war, der seine Werke an Königs- und Kaiserhäuser verkaufte und von den bedeutendsten Galeristen in Deutschland und den USA vertreten wurde, geriet Anfang des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit. Die Düsseldorfer Genremalerei kam aus der Mode und wurde fortan als kitschig, veraltet und nicht dem Zeitgeist entsprechend abgetan. „Mit diesem Argument werden auch heute noch zahlreiche Gemälde Salentins unrestauriert in die Museumsdepots verbannt“, bedauert Mayme Neher. Auch die Stadt Zülpich besitzt einige Dutzend Gemälde, die Hubert Salentin seinerzeit seiner Geburtsstadt vermachte.

Von der großen Bedeutung des Malers, der laut der Autorin die romantische Gedankenwelt der Berliner Philosophen Friedrich Hegel, Friedrich von Schlegel und Wilhelm Tieck in seine Bilder übertrug, die wiederum nur vor diesem geistigen Hintergrund zu entschlüsseln sind, weiß man in der Römerstadt gemeinhin wenig. Durch das nun vorliegende Buch kann diese Wissenslücke endlich geschlossen werden.

Bestellt werden kann das Buch ab sofort direkt bei der Manfred Vetter Stiftung (0 22 52/83 77 77) oder im Buchhandel sowie ab April 2009 über den Kölner Hanstein-Verlag.

info@vetter-stiftung.de

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