BundespolizeiGraffiti-Sprüher bleibt auf freiem Fuß

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In Köln ist ein Graffiti-Sprayer festgenommen worden. (Symbolbild: Archiv)

In Köln ist ein Graffiti-Sprayer festgenommen worden. (Symbolbild: Archiv)

Köln – Die Hausdurchsuchung hat offenbar Wirkung gezeigt; Zumindest seit Ermittler der Bundespolizei im Juli mit dem Durchsuchungsbeschluss vor seiner Tür standen, ist der 29 Jahre alte Graffiti-Sprüher, der das Kürzel („Tag“) „Foim“ verwendet, nicht mehr als Sprayer in Erscheinung getreten.

Weil die Staatsanwaltschaft weder Wiederholungs- noch Flucht- oder Verdunklungsgefahr sieht, ist der Mann, der in der Sprayerszene als „Ikone“ gilt, auf freiem Fuß. Er soll demnächst angeklagt werden.

Die Bundespolizei wirft ihm vor, seit 2006 knapp 60 Züge und Waggons der Deutschen Bahn im Raum Köln mit seinem „Tag“ besprüht zu haben. Die Reinigungskosten betragen insgesamt etwa 200.000 Euro. Aber auch in anderen Städten weltweit soll „Foim“ hohe Schäden angerichtet haben.

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Auf die Spur kamen die Fahnder ihm vor eineinhalb Jahren unter anderem, weil er Kurzfilme seiner illegalen Sprühaktionen ins Internet gestellt hatte. Auf Videos verschiedener Überwachungskameras soll der 29-Jährige allerdings unmaskiert zu erkennen gewesen sein. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung stellten die Beamten Farbdosen, Sprühköpfe, Gummihandschuhe, einen Rucksack und Atemschutzmasken sicher.

In einem Pressegespräch, zu dem die Bundespolizei unter der Schlagzeile „Herausragender Fahndungserfolg gegen einen international agierenden Graffitisprayer“ für diesen Freitag eingeladen hatte, wollte die Behörde „weitere Informationen“ geben. Doch die Einzelheiten blieben spärlich. Auf zahlreiche Nachfragen antworteten die Ermittler nicht. Die Staatsanwaltschaft wünsche das nicht, hieß es, und der zuständige Staatsanwalt sei zurzeit in Urlaub.

Sprayer ist der Polizei seit Ende der 90er Jahre bekannt

Somit bleibt unklar, in welchen Städten der 29-Jährige aktiv war, seit wann, in wie vielen Fällen und wie hoch die Schäden sind. Auch über seinen Wohnort und seinen Beruf schwiegen die Bundespolizisten sich aus. Im Ungefähren blieb außerdem, warum die Bundespolizei so viele Jahre brauchte, um den Verdächtigen zu überführen.

Denn wie zu erfahren war, soll „Foim“ der Polizei in Köln nicht erst seit 2006, sondern schon seit Ende der 90er Jahre bekannt sein. Bislang ist er nicht vorbestraft. „Er ist einer der ganz alten Schule, er ist in der Szene gewachsen“, berichtete ein Ermittler dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. In seiner Anfangszeit sei der Beschuldigte häufig mit einer Gruppe von Sprayern aus Worringen, Refrath und Troisdorf unterwegs gewesen und habe „Wholetrains gemacht“.

Das bedeutet: Waggons von oben bis unten vollgesprüht. Die Täter sprechen auch von „Trainbombing“. „In der Regel brauchen sie dafür keine 20 Minuten. Sie machen das zu dritt oder zu viert“, erzählte der Beamte. Die Sprayer besäßen Skizzen der Züge und bereiteten ihre Aktionen zu Hause vor. „Es wird zum Beispiel im Vorfeld genau abgesprochen, wer sich um welchen Teil des Zuges kümmert.“

Der Mann, der unter „Foim“ firmiert, ist gebürtiger Kölner. Er soll aus wohlhabendem Elternhaus stammen und in einem kleinen Ort bei Köln wohnen. Er lässt sich von einem Anwalt vertreten und schweigt zu den Vorwürfen. Einer polizeilichen Vorladung zur Vernehmung ist er ferngeblieben.

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