City-Inspektionsleiter nach Nippes versetzt

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Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen

Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen

Im Polizeiskandal um den Tod eines 31-jährigen Kölners greift Polizeipräsident Klaus Steffenhagen durch. Außerdem haben zwei der sechs beschuldigten Beamten ausgesagt.

Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen hat ein Machtwort gesprochen. Weil der Leiter der Inspektion Innenstadt, Jürgen Sengespeik, sich weigerte, wegen der Misshandlungsvorwürfe gegen sechs City-Streifenbeamten seinen Stuhl zu räumen, hat ihn der Polizeichef bis zu seiner Pensionierung zum Jahresende auf den vakanten Chefposten der Inspektion Nippes strafversetzt. Polizeidirektor Udo Behrendes folgt ihm nach.

Steffenhagen fand am Dienstag deutliche Worte zu dem ungewöhnlichen Akt: „Ich bedauere es sehr, dass Herr Sengespeik den gemeinsam vereinbarten Weg nicht mehr mitgeht. Ich bedauere es umso mehr, dass ich mich gegenüber einem unzweifelhaft verdienten Beamten zu dieser Maßnahme gezwungen sehe.“ Dies bedeute keine Vorverurteilung. Mit diesem Schritt solle vielmehr eine unabhängige innerdienstliche Aufarbeitung des Geschehens ermöglicht werden. „Hierzu bin ich fest entschlossen.“ Nach den Worten Steffenhagens ist die Frage zu prüfen, „ob es in der Behörde Informations- und Kommunikationsmängel gegeben hat, die das schreckliche Geschehen begünstigt haben könnten. Ich sage nicht, dass es so war - ich will es aber geklärt wissen.“

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Steffenhagen warnte auch vor einer öffentlichen Stigmatisierung der Polizeistation Eigelstein, in der das mutmaßliche Opfer getreten und geschlagen worden sein soll, zur Prügelwache. Drei Beamte dieser Wache würden zwar der Mittäterschaft beschuldigt. Es hätten aber auch zwei Beamte vom Eigelstein die Ermittlungen in Gang gebracht.

Unterdessen haben zwei der sechs beschuldigten Polizisten zum Geschehen schriftliche Aussagen bei der Staatsanwaltschaft abgegeben. Der Wachdienstführer und der Funker räumten über ihre Anwälte ein, dass sie zu dem „Empfangskomitee“ des mutmaßlichen Prügelopfers Stephan N. auf der Wache gehört hätten. Der 31-Jährige war nach einem Streit mit seiner Mutter festgenommen worden. Der zwei Zentner schwere Randalierer habe sich beim Hineintragen in die Eingangsschleuse heftig gewehrt und einen Kollegen vor die Kniescheibe getreten, gab der Funker zu Protokoll. Um weitere Tritte abzuwehren, will dieser den am Boden liegenden Mann gezielt ins Gesicht geschlagen haben. Durch den Schmerz habe er den Gefangenen ablenken wollen, schreibt der Beschuldigte. So etwas lerne man auf Polizeilehrgängen zum Thema Eingriffstechniken. Auch die Kollegen seien nicht untätig geblieben. Auf welche Weise - das vermochte der Funker nicht zu sagen. Die Schläge zeigten laut Aussage keine Wirkung. Dann habe man den Festgenommenen wegen seines großen Gewichts zur Zelle geschleift. Zu jenem Zeitpunkt blutete Stephan N. offensichtlich, ein Krankenwagen wurde gerufen.

Von Misshandlungen in der Zelle wussten beide Beschuldigten nichts zu berichten. Der Wachdienstleiter will nach eigener Aussage das Geschehen von seinem Wachtisch aus verfolgt und nicht eingegriffen haben. Nach dieser Darstellung sehen die Verteidiger Uwe Krechel und Christoph Arnold die Unschuld des Funkers und seines Wachführers als erwiesen an. Der Funker habe einzig in Notwehr gehandelt und sei später bei angeblichen Misshandlungen in der Zelle nicht mehr dabei gewesen, so Arnold. Seine Forderung: Die Verfahren gegen die Männer müssten eingestellt, die Suspendierungen aufgehoben werden.

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