Ein Zuhause für die lautlosen Jäger

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Ein Anblick, der mittlerweile selten geworden ist: die Schleiereule.

Ein Anblick, der mittlerweile selten geworden ist: die Schleiereule.

Bergheim-Oberaußem - In Oberaußem ist das Mäusejahr immer gut - denn die Menschen helfen mit der Zucht etwas nach. Das wiederum gefällt der mittlerweile selten gewordenen Schleiereule, die sich am Stadtrand von Oberaußem in einem alten Turm angesiedelt hat. Und da es immer ausreichend Mäuse gibt, vermehren sich auch die Eulen. Erst vor drei Jahren entfernten die Bürger des ehrenamtlich arbeitenden Stadtteilforums den wild wuchernden Efeu von der Fassade des Backsteinturms, der früher als Stromhäuschen genutzt wurde und im Besitz von RWE Power ist.

Nach Ansicht der Forums-Mitstreiter Hans Griese und Josef Wagner verhinderte das Entfernen der Ranken, dass der Marder den Turm erobern konnte. Die Schleiereule - beziehungsweise das Eulenpaar - traute sich wieder in das alte Haus. Und schon im Jahr darauf erblickten vier Jungvögel das Licht der Welt. 2007 waren es sogar elf. Nach Wissen des Stadtteilforums sind im Erftkreis nur fünf weitere Brutplätze von Schleiereulen bekannt.

Mit einer solchen Erfolgsgeschichte hatten die Ehrenamtlichen, die das kleine Vogelschutzgehölz am Rande Oberaußems samt Turm vor wenigen Jahren pachteten, nicht gerechnet. Zuvor wollte RWE Power den Eulenturm sogar noch abreißen. Bundesweit gibt es viele Schutzprogramme für die nächtlichen Jäger. Und auch in Bergheim soll laut Griese noch einiges geschehen - Bürgermeisterin Maria Pfordt konnte bereits als Patin gewonnen werden. Zusätzliche Nistmöglichkeiten stehen auf dem Wunschzettel, denn wie ein Biologe den Ehrenamtlichen des Stadtteilforums erklärt hat, überleben von elf geschlüpften Eulenkindern vielleicht vier. Und die wollen dann natürlich auch wieder brüten.

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Als einmal Schüler zu Besuch waren, seien sie von dem Thema wie gebannt gewesen, erinnert sich Griese. „Überhaupt kommen wir mit vielen Menschen ins Gespräch. Die Eulen sind in der Bevölkerung sehr beliebt.“ Josef Wagner und sein Mitstreiter Heinz Füser beobachten das Brutverhalten der Nachtvögel mit einer Videokamera. Auch das Gewölle - das sind Knochenreste, Federn oder Fell, die die Eulen wieder ausspucken - gibt Aufschluss über die Lebensweise und vor allem den Speisezettel.

Neben dem Vogelschutzwäldchen entstehen derzeit ein Einkaufszentrum, ein Kreisel und eine Erschließungsstraße für ein Wohngebiet, das womöglich einmal angelegt wird. Zum Schutz des kleinen Naturrefugiums wird ein Wall aufgeschüttet. Laut Wagner werden die Eulen beim Einflug nicht gestört, eine Schneise bleibt für sie frei. Auch die Geräusche würden den Vögeln nichts ausmachen.

Das Stadtteilforum will eine Art Erlebnispädagogik für Kinder auf die Beine stellen, ein Rundweg in dem fußballfeldgroßen wilden Wald ist bereits angelegt. Er soll nach Walter Balscheit benannt werden. Der ehemalige Hundeführer der Polizeistation Bergheim machte sich für den Tierschutz stark. Dass es den Eulenturm und das Vogelschutzgehölz heute noch gibt, ist nach Ansicht der Vogelschützer Balscheit zu verdanken. Sogar eine große Vogeltränke legte er in den achtziger Jahren im Wald für seine gefiederten Lieblinge an.

Danach versank das Gelände in einer Art Dornröschenschlaf, bis sich das Stadtteilforum für den Vogelschutz starkmachte. Gerne hätten die Ehrenamtlichen auch gesehen, wenn die neue Straße nach Walter Balscheit benannt würde, doch wie sie von der Verwaltung erfuhren, soll sie nun den Namen des ehemaligen Niederaußemer Ortsvorstehers Peter Achnitz tragen.

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