Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Pure White RestaurantSpektakuläres aus dem Meer

Lesezeit 3 Minuten

Cristiano Rienzner von "Pure White Food".

Köln – Der Rauch steigt aus der kleinen, offenen Küche in dichten Schwaden an die hohe Decke und mein Essen schaut mich an. Passiert beides nicht so oft, im „Pure White“ ist es keine Seltenheit. Der Rauch stammt aus dem Josper-Ofen, ein kultiger Grill aus Spanien, der auch im „Noma“ steht (das kürzlich wieder zum besten Restaurant der Welt gewählt wurde), bis auf 800 Grad geheizt werden kann und hier unter anderem mit südafrikanischer Akazien-Holzkohle befüllt wird – die genaue Zusammensetzung des Kohlegemischs bleibt Hausgeheimnis. Das Essen, das mich anschaut, sind Langustinos von der Nordmeer-Insel Frøya. Eine Bedienung zeigt sie mir auf einem Tablett, sie bewegen ihre Scheren. Zweimal die Woche wird frische norwegische Seafood-Ware vom Kölner Flughafen abgeholt.

2-Gang-Lunch / Italienischer Spargelsalat mit kurzgebratenem Thunfisch / Holzkohle-Öl und Lychee / Querrippe vom Wagyu vom Grill / gebratenes Gemüse und Szechuan-Power // 16 Euro

Handgetauchte Jacobsmuscheln aus dem Fjord / Mayo aus weißer Schokolade / Kirsche / Grapefruit // 18 Euro

Gegrillte Langustinos aus Froya / Salat / Aioli / 300 Gramm // 29 Euro

Black Angus dry aged „Jack O’ Shea Ribeye“ / Salat / Aioli / 200 Gramm // 29,50 Euro

Crème Anglais vom Ingwer / Lychee-Sorbet / Ananas // 9 Euro

Beim „Pure White“ geht es um extreme Frische. Der Geschmack ist später unglaublich fein mit leichtem, purem Meeresaroma. Allein dieser Gang ist Grund genug, in das kleine Restaurant im Belgischen Viertel zu kommen. Ebenso der aus Berlin stammende Küchenchef Cristiano Rienzner, der unter anderem zwei Jahre in China und eine Zeit lang bei Koch-Legende Ferran Adrià zubrachte. Er hat sich Top-Zutaten und schlichter Zubereitung verschrieben, manchmal mit genialem Kniff. Ärgerlich: Es steht kein vegetarisches Gericht auf der Karte.

Starke Grillaromen

Rienzner kocht sehr maskulin, mit (ganz selten zu) viel Hitze. Die Grillaromen sind enorm stark, beim innen herrlich saftigen Wagyu passen sie, beim Thunfisch übertönen sie den Eigengeschmack. Auch Salz und Essig sind zum Teil extrem präsent. Dass er es auch subtiler kann, zeigt er bei den handgetauchten Jakobsmuscheln, die er dünn geschnitten mit Kirsche und Grapefruit kombiniert oder der Crème Anglais vom Ingwer mit perfekt harmonierendem Lychee-Sorbet und den Kick gebenden Geleewürfeln von Fishermans Friend Kirsch, einem Prototyp-Gericht aus seiner Zeit bei Adrià.

„Foodporn

„Foodporn“ steht auf der schlichten Karte des „Pure White“. Zwar sind die meisten Teller auf den blanken Holztischen unspektakulär angerichtet, doch was darauf liegt, lässt die Herzen von Foodies höher schlagen – unter anderem Dry Aged Beef vom Hoflieferanten Queen Elizabeths. Der Service ist nett und schnell, es gibt 30 Flaschenweine und sieben offene, der Weiser-Künstler Riesling und der rote Zio Porco Blend sind eine sichere Bank. Dank Details wie dem Plüscheinhornkopf als Jagdtrophäe an der Wand wirkt das Restaurant nicht modernistisch-kühl sondern – obwohl erst wenige Wochen offen – sympathisch eingelebt. Das „Pure White“ kann ein „Sechs von Sechs Punkte“-Bistro werden. Eine extrem erfreuliche Ergänzung der Kölner Gastro-Szene ist es jetzt schon. Der Lunch ist preislich einfach der Wahnsinn. Und das Seafood spektakulär.

Fazit: Hochbegabter Koch, grandiose Zutaten, außergewöhnlicher Grill. Hot Spot für Foodies!

Antwerpener Straße 5, 50672 Köln, 0221/29436507Mo-Fr 12-15 +18-0 Uhr, Sa 18-0 Uhr, So geschlossenwww.pure-white-food.de