Monate gewartetWie einem Fotografen dieses außergewöhnliches Domfoto gelang

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Die Sonne geht hinter dem Kölner Dom (Hohe Domkirche St. Petrus) und dem Fernsehturm Colonius unter, die genau auf einer Linie stehen.

  • Ob wohl alles gelingen wird? Nach einer Zitterpartie ist unserem Fotografen sein Traumfoto geglückt.
  • Nur zwei Mal im Jahr ist diese Perspektive auf den Dom möglich. Der Sonnenstand muss perfekt sein.
  • Wann genau das geht und was es bei diesem Schuss noch alles zu beachten gilt, erfahren Sie hier.

Köln – Zitterpartie – Auf dieses Bild hat unser Fotograf monatelang gewartet: Am 21. April ist es Matthias Heinekamp geglückt. Von einer Anhöhe bei Rösrath aus fotografierte er den Dom und den Colonius in – auch symmetrisch – perfekter Harmonie vor der untergehenden Sonne.

Heinekamp fasziniert von jeher der Blick vom Umland auf Köln. Dank der großen Brennweite seines Teleobjektivs hat er aus der Entfernung eine völlig neue Perspektive gefunden: Die beiden Gebäude, die eigentlich weiter auseinander stehen, rücken auf seinem Foto direkt hintereinander. Dafür waren neben einem Teleobjektiv aber allerhand mehr Voraussetzungen von Nöten – von Zufall keine Rede!

Zwei Chancen im Jahr für den richtigen Sonnenstand

Jedes Kind weiß: Im Osten geht die Sonne auf, im Westen geht sie unter. Doch die Wirklichkeit ist deutlich komplizierter. Denn die Sonne geht jeden Tag an einer anderen Stelle unter. Dieser Punkt wandert im Frühjahr vom Betrachter aus immer weiter nach Norden, im Herbst wieder zurück nach Süden – die Tage werden länger beziehungsweise kürzer.

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Die Sonne geht hinter dem Kölner Dom (Hohe Domkirche St. Petrus) unter. Rechts daneben ist der Fernsehturm Colonius zu erkennen.

Vom Hügel in Rösrath aus gesehen versinkt die Sonne damit zwei Mal im Jahr genau hinter dem Kölner Dom. Der erste Termin ist jedes Jahr im April, der zweite im August. Allerdings darf die Sonne nicht genau auf der Linie Kölner-Dom-Colonius untergehen. Denn dann ist sie weg, sobald sie dort angekommen ist. Für Heinekamps Foto aber sollte sie gerade noch komplett sichtbar sein.

Das Wetter als komplizierter Faktor

Wegen der großen Entfernung von etwa 20 Kilometern zum Fernsehturm muss sie an der richtigen Stelle noch 0,3 Grad über dem Horizont stehen. Diese klitzekleinen Abweichungen sorgen dafür, dass dieses Foto im Frühjahr und Herbst jeweils nur an einem einzigen Tag möglich ist. „Am Tag vorher ist die Sonne direkt hinter dem Dom schon untergegangen, einen Tag später steht sie an der Position noch zu hoch am Himmel“, sagt Heinekamp. Mittlerweile hat aber jedes Smartphone so viel Rechenpower wie früher ein PC und für fast alles gibt es Apps. Mit dem richtigen Programm berechnet das Telefon alle Konstellationen für die kommenden Monate auf die Minute genau.

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Das Wetter ist der Faktor, der es kompliziert macht. Bei tollem Wetter im August mit viel Sonnenschein und klarem Himmel ist es gerne warm. Warme Luft beginnt zu flimmern, was auf große Distanzen dazu führt, dass das Motiv verschwimmt.

Hinzukommt, dass in manchen Jahren auf dem Feld bei Rösrath meterhoher Mais steht, der den Blick versperrt. Auch der Winter ist nicht immer optimal. Theoretisch sorgt eine ruhige Hochdrucklage mit kalter und trockener Luft für optimale Fernsicht.

Allerdings ist es dann auch oft windstill – „und das führt in Köln schnell dazu, dass die dreckige Luft der Stadt als kalter See in der Rheinischen Bucht hängt, während darüber saubere und warme Luft liegt“, sagt Heinekamp. Meteorologen nennen das Inversionslage. Dann kann man zwar einen strahlend blauen Himmel fotografieren, sieht am Horizont aber nur grauen Matsch.

Je kälter, umso besser

Das Frühjahr hält dagegen oft ein paar Tage mit idealer Fernsicht bereit. In Köln rät Heinekamp Fotografen trotzdem Folgendes zu beachten: Die Luft sollte unter 40 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit liegen, denn zu viel Luftfeuchtigkeit resultiert in Dunst. Trockene Luft gibt es oft, wenn der Wind aus dem Osten kommt. Kommt er aus Westen, bringt er meist feuchte Luft von der Nordsee mit sich.

Auch wichtig: Die richtige Temperatur. Bei zu viel Sonne und zu hohen Lufttemperaturen flimmert die Luft. Je kälter also, desto besser. An jenem 21. April brachte ein starker Wind aus dem Osten der Kölner Bucht trockene Luft, sorgte für Verwirbelung der dreckigen Stadtluft und die Luftmassen waren noch nicht zu heiß: Perfekte Voraussetzungen für das perfekte Bild.

Teschnische Tipps vom Fotografen

Brennweite: Davon brauchen Sie viel. Mein Bild ist mit einer 300mm Festbrennweite aufgenommen, hinter die ich zwei Konverter (1,4x und 2,0x) montiert habe. Daraus ergeben sich 840mm Brennweite, allerdings sinken dadurch Lichtstärke und Auflösung.

Blende: Damit alles scharf ist, sollten Sie bis kurz vor die Beugungsunschärfe abblenden (Blende: f13). Um Verwackelungen zu vermeiden, brauchen sie auch kurze Verschlusszeiten (Verschlusszeit: 1/2000) –  zur Not können Sie auch die Lichtempfindlichkeit (ISO 1250) hochdrehen.

Sonstiges Equipment: Wenn es windig ist, packen Sie das Objektiv auf ein Stativ und bauen es in Bodennähe auf. Achten Sie bitte auf ihre Augen und blicken sie nicht direkt durch ein Teleobjektiv in die Sonne, die Vorschau auf dem Display funktioniert genauso gut.

Hier kann man das Poster im Online-Shop erwerben.

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