Köln/Düsseldorf/Bonn – Fährt mein Zug oder fährt er nicht? Während des Bahnstreiks müssen Reisende viel Geduld mitbringen. Die Wartezeit brauchen Sie aber nicht zwangsläufig am Bahnhof verbringen. Wir geben ihnen Tipps, was Sie in der Zwischenzeit erleben und unternehmen können. Wir beginnen mit Köln, auf Seite zwei finden Sie Düsseldorf und auf der dritten Seite Bonn.
30, 60 oder 90 Minuten?
Unser Ratgeber ist in drei Kategorien unterteilt, je nachdem, wie viel Zeit sie zwangsweise mitbringen: 30 Minuten und mehr für kurze Schmunzler und Unternehmungen, 60 Minuten und mehr für lokale Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten sowie 90 Minuten und mehr für ausgedehntes Kulturprogramm.
Köln
30 Minuten und mehr
Kauen Sie nicht auf ihren Fingernägeln – lassen Sie sie machen
Das Nagel-Studio „US Nails“ finden Sie ebenfalls im Hauptbahnhof, in der B-Passage. Es hat montags bis samstags von 9 bis 21 Uhr geöffnet, am Sonntag zwischen 12 und 19 Uhr.
Schreiben Sie eine Postkarte
Wenn die Züge nicht fahren, haben Fahrgäste vor allem eins: viel Zeit. Nutzen Sie die doch, um einem lieben Menschen mal wieder eine Postkarte zu schreiben. In Zeiten von Whatsapp und SMS wird er es Ihnen danken. Eine Poststation finden Sie bei „Mc Paper“ im Hauptbahnhof. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 9 bis 21 Uhr.
Raufen Sie sich nicht die Haare – schneiden Sie sie ab
„Hair Express“, den passenden Friseur dazu, finden Sie kurz vor dem Hinterausgang, er hat montags bis samstags von 9 bis 21 Uhr geöffnet.
Genießen Sie ’ne Halve Hahn und ein Kölsch im Früh am Dom
Streik heißt Stress – und Stress ruft nach Nervennahrung. Ein Kölsch im Brauhaus „Früh am Dom“ und ’ne Halve Hahn haben noch niemandem geschadet. Auch wenn es nicht so klingt: Der Halve Hahn ist auch was für Vegetarier. Kommen Sie aber bloß nicht auf die Idee, beim Wirt ein Wasser zu bestellen. Das „Früh am Dom“ finden Sie in der Sporergasse 1, Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 8 bis 24 Uhr.
60 Minuten und mehr
Seien Sie ganz oben
Kennen Sie die schäl Sick? Auch wenn viele Kölner der rechtsrheinischen Seite nicht viel abgewinnen können – mit einem 15-minütigen Spaziergang über die Hohenzollernbrücke erreichen Sie den LVR-Turm im Stadtteil Deutz. Für drei Euro Eintrittspreis gelangen Sie mit einem Aufzug in rasanten 30 Sekunden auf etwa 100 Meter Höhe. Von der Panoramaplattform des Turms aus haben Sie einen noch besseren Blick auf Rhein, Altstadt, Dom und das Kölner Umland.
Ottoplatz 1, 50679 Köln, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 12 bis 18 Uhr, am Wochenende und feiertags 10 bis 18 Uhr.
Alles ist im Fluss – spazieren Sie am Rheinufer
Während des Streiks herrscht auf den Schienen Stillstand. Das Einzige, was noch beständig im Fluss ist, ist Vater Rhein. Nehmen Sie doch mal wieder die Schönheit eines Spaziergangs am Rheinufer wahr. Um zum Rheinufer zu gelangen, gehen Sie vom Hauptbahnhof aus kommend links am Dom vorbei.
Auf der Hohenzollernbrücke gibt es sogar für Anti-Romantiker etwas zu entdecken, Schwindelfreie können die Stadt aus einer anderen Perspektive erleben und das obligatorische Kölsch fehlt auch nicht.
**Bitte beachten, dass im Museum Ludwig aktuell eine Sigmar Polke Ausstellung zu sehen ist und nicht die in der interaktiven Karte vermerkte Ausstellung “Ludwig goes Pop”.**
Mitarbeit: Lisa Heyna
Erfahren Sie auf der nächsten Seite was es in Düsseldorf zwischen Punk und Luxus zu entdecken gibt. Lernen Sie erst mal die Uhr zu lesen.
Düsseldorf
Auch in der Stadt mit der längsten Theke der Welt lässt sich die längste Wartezeit der Welt rumkriegen. Wir zeigen ihnen, wie:
30 Minuten und mehr:
1) Finden Sie Gleis 8!
Nach der ersten Sehenswürdigkeit im Hauptbahnhof können Sie lange suchen. In Düsseldorf gibt es Gleis 8 nicht, dabei handelt es sich um ein Durchfahrts- oder Wendegleis für Züge. Überzeugen Sie sich selbst.
2) Ein Zug fährt immer!
Auch wenn ihre Verbindung nicht kommt - ein Zug fährt immer in Düsseldorf. In Mitte des Bahnhofs gibt es eine Modelleisenbahn, die durch einer sehr detaillierte Miniaturlandschaft fährt. Für einen Euro dreht der Modell-ICE insgesamt zehn Runden.
3) Nehmen Sie sich die Zeit-ung!
Direkt am Bertha von Suttner-Platz, dem Hinterausgang des Hauptbahnhofes finden Sie die Zentralbibliothek der Stadt. Im “Lesefenster”, der Lese-Ecke auf der unteren Etage liegen mehr als 30 nationale und internationale Tageszeitungen aus, an einem Zeitungscomputer finden Sie zusätzlich auf mehr als 2000 tagesaktuelle Zeitungen aus aller Welt. Sämtliche Zeitungen können Sie kostenlos lesen. Zentralbibliothek der Landeshauptstadt Düsseldorf, Bertha-von-Suttner-Platz 1, 40200 Düsseldorf. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11.00-20.00 Uhr, Samstag von 11.00 bis 14.00 Uhr.
4) Essen Sie den schnellsten Döner der Welt!
“Yede Gör” wird für sich selbst mit dem Slogan “Unser Döner schmeckt super mit Soße spitze! Oft kopiert, nie erreicht!” - und das völlig zu Recht. Die Imbiss-Bude ist absoluter Kult, es gibt sogar YouTube-Videos darüber.
Das Besondere ist die Schnelligkeit: Das Team von Ghökan (34) verspricht jedem Kunden ab der Bestellung eine Wartezeit von maximal 20 Sekunden. Worringer Platz 8, 40210 Düsseldorf. Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag 09 bis 04 Uhr, Freitag und Samstag 09 bis 06 Uhr.
60 Minuten und mehr: Wenn Sie etwas mehr Zeit mitbringen, sollten Sie die Düsseldorfer Altstadt besuchen. Mit fast allen U-Bahn-Linien erreichen Sie innerhalb von drei Minuten die Heinrich-Heine-Allee und sind direkt im Zentrum von Düsseldorfs lebendigem Pflaster.
5) Wandeln Sie auf Heines Spuren!
Wer die Heinrich-Heine-Allee verlässt, steht schon fast vor einem historischen Haus. Das Geburtshaus vom berühmten Düsseldorfer Dichter Heinrich Heine. Heute befindet sich ein Café mit einer Literaturhandlung darin. Bolker Straße 53, 40213 Düsseldorf.
6) Spüren Sie den Geist des Punkrock!
Das Stone im Ratinger Hof sieht von außen unscheinbar aus, ist aber ein geschichtsträchtiger Ort. Hier wurde Ende der 1970er der deutsche Punkrock erfunden, außerdem gab “ZK”, die Vorläuferband einer gewissen Düsseldorfer Lokalkapelle namens “Die Toten Hosen”, ihr erstes Konzert. Im Hof trafen sich viele Künstler abends an der Bar, auch Bands wie Kraftwerk standen dort auf der Bühne. Der Ratinger Hof ist heute eine Rockdisco und nur mittwochs abends sowie am Wochenende geöffnet. Ratinger Straße 10, 40213 Düsseldorf.
7) Schon mal ein Füchschen getrunken?
Es gibt vier Hausbrauereien in Düsseldorf, von denen natürlich alle für sich beanspruchen, die beste zu sein. Eine davon, die “Brauerei im Füchschen” finden Sie direkt neben dem Stone - und wer weiß, vielleicht kann ihnen einer der Stammgäste hier ja ein paar Anekdoten aus der Vergangenheit des Ratinger Hofs erzählen? Ratinger Straße 28, 40213 Düsseldorf. Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag, 09 - 01 Uhr, am Wochenende eine Stunde länger.
8) Seien Sie scharf!
Neben Altbier ist vor allem Senf “typisch Düsseldorf” - im Düsseldorfer Senfladen finden Sie von süß bis sauer, von mild bis scharf allerlei Spezialitäten, die nicht im Einzelhandel erhältlich sind. Darunter sind so exotische Zusammenstellungen wie Coconut-Curry. Auch alle anderen Senfsorten können Sie vorab kostenlos probieren. Düsseldorfer Senfladen, Berger Straße 29, 40213 Düsseldorf. Öffnungszeiten: Montags bis Samstag, 10 bis 19 Uhr.
9) „Gehen Sie für mehr als 81 000 Euro shoppen!
Die Königsallee, in Düsseldorf nur „Kö“ genannt, ist die Flaniermeile der Dicken. Äh, Pardon, der dicken Portemonnaies. Sündhaft teure Juweliere und Designer sehen Sie genauso häufig wie Luxus-Karosserien am Seitenrand. Ob Sie ein Produkt finden, dass mehr kostet als diese 81 000 Euro teuren Ohrringe?“
90 Minuten und mehr:
10) Drehen Sie nicht durch - das übernimmt die Filmrolle für Sie!
Bei langer Wartezeit bietet sich ein Besuch im UFA-Palast an. Das Kino öffnet 30 Minuten vor Beginn der ersten Vorführung, also in der Regel schon ab 10.30 Uhr. Montags und dienstags lockt das Kino zudem mit verbilligtem Eintritt. Den UFA-Palast finden Sie rechts vom Hauptausgang des Bahnhofs. Worringer Straße 142, 40210 Düsseldorf.
11) Lesen Sie die Uhr am Rheinturm!
Die Rheinufer-Promenade ist perfekt für längere Spaziergänge, bietet aber auch ein kniffliges Rätsel. Am Rheinturm, den man entlang der Promenade von quasi überall aus sehen kann, blinken verschiedene Lichter im Sekundentakt. Das alles ist Teil der Uhr am Rheinturm, die sich am besten bei Dunkelheit betrachten lässt. Es soll sogar Düsseldorfer geben, die sie nicht lesen können. Schaffen Sie es?
12) Entdecken Sie den Kultur-Kokon!
Im Ständehaus sind Kultur-Liebhaber in ihrem Element. Im ehemaligen Parlamentsgebäude befindet sich unter anderem die Kunstsammlung NRW. Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr, am Wochenende und feiertags ab 11 Uhr.
Erfahren Sie auf der nächsten Seite was es in Bonn zwischen Selfies und Zeitmaschinen zu entdecken gibt. Lernen Sie erst mal die Uhr zu lesen.
Bonn
Gut, dass ihr Zug nicht fährt, ist blöd. Aber geben Sie Bonn doch mal 'ne Chance. Schließlich ist es die Geburtsstadt Beethovens und die ehemalige Hauptstadt!
30 Minuten und mehr:
1) Meistern Sie den Kalorien-Slalom!
C’est Bonn, c’est Bonn. Kaum angekommen, schon fallen die vielen Crêpes-Stände auf, die sich fast überall in der Innenstadt finden lassen. Womit die Frage “Mir ist langweilig, was esse ich bloß?” direkt geklärt sein dürfte.
2) Sammeln Sie Likes mit Beethoven!
Wenn Sie nur kurz Zeit haben, lohnt es sich zum Münsterplatz zu laufen. Hier finden Sie die Statue von Beethoven. Knipsen Sie doch einfach mal ein Selfie mit dem berühmtesten Komponisten Deutschlands oder lassen Sie sich von jemandem fotografieren. Wie viele Likes das wohl bei Facebook gibt? Münsterplatz, 53111 Bonn.
3) Hier geht die Post ab!
Direkt hinter dem berühmten Komponisten ist die Bonner Post. Das restaurierte Schmuckkästchen ist nicht nur nett anzusehen, sondern auch praktisch. Schreiben Sie Ihrem Chef doch, dass Sie heute später zur Arbeit kommen.
4) Seien Sie eine Naschkatze!
Für alle Naschkatzen lohnt sich ein Spaziergang zum Haribo-Laden. Hier finden Sie nicht nur die altbekannten Gummibärchen in Übergrößen, sondern noch viele verschiedene Tierchen in allen möglichen Geschmacksrichtungen, die sie garantiert noch nie im Discounter gesehen haben. Friesdorfer Straße 121, 53175 Bonn. Öffnungszeiten: Montags bis Freitag, 10 bis 19 Uhr, an Samstagen eine Stunde kürzer.
60 Minuten und mehr:
5) Sitzen Sie gemütlicher als im Zug!
Wenn Sie es eher gemütlich mögen und die Hektik am Bahnhof leid sind, spazieren Sie zum Kaiserplatz, der direkt hinter dem Busbahnhof oder aber zum Münsterplatz. Bäckereien laden zu einem warmen Kaffee zur kalten Jahreszeit ein. Münsterplatz, 53113 Bonn.
6) Seien Sie nochmal Student!
Zu spät kommen - das ist quasi Normalität für viele Studenten. Seien Sie diesbezüglich unter ihresgleichen und spazieren Sie durch die Altstadt in Richtung Universität. Die große Campuswiese wird von Alleen umzäunt, Stress ist hier ein Fremdwort. Universität Bonn, Regina-Pacis-Weg 3, 53113 Bonn.
7) Verbessern Sie ihr Angeberwissen!
Ist ein Selfie mit Beethoven nicht genug? Dann besuchen Sie das Beethoven-Geburtshaus! Ihr Angeberwissen wird es ihnen danken. Bonngasse 24-26, 53111 Bonn, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 10 bis 19 Uhr, an Sonntagen ab 11 Uhr.
90 Minuten und mehr:
8) Nur die Harten kommen in den (botanischen) Garten!
Das Poppelsdorfer Schloss liegt vom Hauptbahnhof rund einen Kilometer entfernt. Wenn Sie auf dem Weg dorthin alle Shopping- und Kalorienversuchungen widerstehen konnten, dann gehören Sie zu den ganz Harten. Der botanische Schloss-Garten winkt als Belohnung. Poppelsdorfer Schloss, Meckenheimer Allee 169, 53115 Bonn, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Sonntag 10 bis 12 Uhr.
9) Seien Sie unschlüssig?
Welche Hose darf's denn sein? Und in welches Geschäft wollte ich nochmal gehen? Manchmal sind Entscheidungsschwierigkeiten herrlich. Zum Beispiel beim Shoppen. Wenn Sie die Haupteingangstreppe des Bahnhofs hinunter gehen und die große Straße überqueren, finden Sie recht und links eine Vielzahl an Geschäften, die zum Einkaufsbummel einladen.
10) Reisen Sie mit der Zeitmaschine!
Im Haus der Geschichte lässt sich problemlos ein ganzer Tag verbringen. Ein Besuch gleicht einer Reise in die Vergangenheit. Hier wird die Zeitgeschichte anschaulich und erlebnisorientiert präsentiert – und das umsonst! Haus der Geschichte, Willy-Brandt-Allee 14, 53113 Bonn, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9 bis 19 Uhr, feiertags und am Wochenende 10 bis 18 Uhr.
