„Alle fürs Klima“Bündnisse erklären, warum sie mit Friday for Future protestieren

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Klimademonstration in Köln (Archivbild)

  • Bei der Klima-Demonstration am Freitag protestiert nicht nur die „Fridays for Future“-Bewegung, sondern auch eine Reihe anderer Bündnisse.
  • Hier erklären einige der Beteiligten, warum sie mit der Bewegung auf die Straße gehen.

Friedensblock

Krieg, Militär und Rüstungsindustrie gehören zu den Hauptverursachern von Treibhausgasemissionen, Feinstaubbelastungen und Umweltkatastrophen weltweit. Produktion, Handel, Export und Transport von Waffen, Manöver, Krieg sowie anschließende Besatzungen erzeugen Unmengen von CO2. Der Kampfpanzer Leopard 2 verbraucht auf 100 Kilometer bis zu 530 Liter Diesel, der Kampfjet Eurofighter verbraucht 70-100 Liter Kerosin pro Minute und produziert pro Flugstunde 11 Tonnen CO2 – das ist so viel, wie durchschnittlich eine in Deutschland lebende Person im ganzen Jahr. Allein auf der Base Ramstein finden jährlich 30.000 Starts und Landungen statt.

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Isabelle Casel

Die schwerwiegendsten Umweltschäden entstehen in Kriegen, u.a. durch gezielte Angriffe auf Industrieanlagen und Ölfelder oder Uranmunition, aber auch bei Tests und Militärübungen durch Rückstände chemischer, biologischer und nuklearer Waffen, verunreinigtes Wasser, Moorbrände etc. Im Kyoto Protokoll und den anderen UN-Klimadokumenten wie der Charta von Paris wurde das Militär von den Regierungen, auf Druck der NATO-Staaten, allerdings absichtlich ausgeklammert – das muss dringend geändert werden!

Isabelle Casel  

Alles zum Thema RWE

Antikapitalistischen Block

Wir alle versuchen schon so Klimaneutral zu leben wie es geht, versuchen auf das Auto zu verzichten und leben vielleicht auch vegan. Doch wir haben nur begrenzt Mittel und all das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wer wirklich Einfluss auf unser Klima und unsere Umwelt nimmt sind große Unternehmen wie VW und RWE. Sie haben nur den Profit im Sinn. Der profitorientierten Produktion wird immer Klima und Umwelt geopfert werden, deshalb müssen wir ändern, wie wir produzieren. Nur mit einer demokratischen Produktionsweise, die das gesellschaftliche Gemeinwohl im Sinne hat, lässt sich der Klimawandel aufhalten. Doch die gibt es im Kapitalismus nicht, dieser ist aber auch nicht alternativlos. Auch wenn wir jetzt Forderungen an die Politik stellen, müssen wir weiterdenken und unsere Gesellschaft und Produktion selbst in Hand nehmen und gestalten. Damit auch unsere Kinder noch eine lebenswerte Welt haben können!

Stefan Kessler

Block der Gewerkschaften

Gewerkschaften setzen sich seit den 70er Jahren erfolgreich nicht nur für tarif- und sozialpolitische Ziele, sondern auch für eine nachhaltige ökologische Politik in den Betrieben und in der Gesellschaft ein. Mit einem Paket aus einer ambitionierten Klimaschutzpolitik und einer aktiven Strukturpolitik besteht die große Chance für neue, nachhaltige Beschäftigung und gute Arbeit. Dabei müssen die Maßnahmen gerecht gestaltet sein und dürfen niemanden zurücklassen. Eine soziale, demokratische und ökologische Transformation unserer Gesellschaft braucht große Unterstützung, auch und gerade von Gewerkschaften.

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Daniel Kolle

Das Recht zu streiken, ist ein Grundrecht, ja sogar ein Menschenrecht. Wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer streiken, wissen sie und zeigen sie eines: Nur in Gemeinschaft sind wir stark! Nur in Gemeinschaft haben wir die Kraft, unsere Forderungen durchzusetzen. Und gerade deswegen ist es richtig, heute und an vielen weiteren Tagen, zum Klimastreik aufzurufen. Denn dem Klimawandel können wir nicht nur als Einzelne begegnen, sondern müssen die Herausforderungen der Klimawende in der Gemeinschaft einer ganzen Bewegung, vielleicht sogar in der Gemeinschaft der gesamten Weltbevölkerung, meistern. Klimaschutz und soziale Interessen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Arbeit und Umwelt sind für uns kein Gegensatz!

Daniel Kolle 

Block Hambi bleibt und Klimagerechtigkeit

Vor einem Jahr strömten Zehntausende zum Hambacher Forst. Der Kohlekonzern RWE wollte den Wald roden, nur um mit der Braunkohle darunter die Klimakrise weiter anzufeuern. Wir stellten uns schützend vor die alten Bäume. Gerettet ist der Hambi aber leider noch nicht, immer näher kommen RWEs Kohlebagger und die Dürre stresst das Waldökosystem.

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Berena Yogarajah 

Die Verantwortlichen verschließen derweil ihre Augen vor der auf uns zurasenden Klimakatastrophe. Nicht wegen der Unkenntnis darüber, sondern wegen der Profitinteressen der Kohleindustrie und Agrarlobby, die verstrickt mit der Politik sind. In den Ländern des globalen Südens ist die Klimakrise bereits grausame Realität. Dürren, Überschwemmungen, Hungerkatastrophen. Unsere Welt steht bereits in Flammen und trifft besonders die, die am meisten unterdrückt werden und die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben.

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Kathrin Henneberger

Das ist ungerecht! Die Braunkohletagebaue im Rheinland, ganz nah bei Köln, ist die größte CO2 Quelle Europas und damit einer der zentralen Orte, der die Klimakrise verursacht. Es ist unsere Verantwortung dies zu beenden. Wir streiken für ein Ende des Fossilen Zeitalters und für Klimagerechtigkeit – für ein gutes Leben für alle.

Berena Yogarajah und Kathrin Henneberger

Feministischer Block

Ich streike in Solidarität mit den Mädchen, Frauen und Queers im Globalen Süden, die in besonderem Maße von den Folgen der Klimakrise betroffen sind. Ihr ungleich schlechterer Zugang zu Bildung und gut entlohnter, anerkannter Arbeit sowie ihre Einbindung in oftmals unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit erschweren ihre Fluchtmöglichkeiten bei klimatischen Katastrophen erheblich. Nach solchen Katastrophen haben Frauen und Queers ein viermal höheres Risiko, nicht zu überleben und/oder Opfer sexualisierter Gewalt zu werden! Damit wird die eh schon gravierende Geschlechterungerechtigkeit in dieser Welt durch die Erderwärmung noch verstärkt. Und diese wiederum wird hauptsächlich und unablässig vorangetrieben von den mächtigen Männern des Globalen Nordens und deren kapitalistischer Wirtschaft. Ich streike für eine grundlegende Änderung dieses patricharchal-kapitalistischen Systems, für die wir feministische Perspektiven mit den Zielen der Klimabewegung zusammendenken müssen!

Mascha R. 

Fridays for Future Köln

Seit vielen Jahrzehnten ist die Klimakrise absehbar und bekannt. Die Regierung verpflichtet sich seit Jahren in Klimaabkommen, die sie bei weitem verfehlen wird. Jetzt bestreiken wir seit 9 Monaten als Fridays for Future jeden Freitag die Schule, um unsere Zukunft zu retten. Wir haben gesehen wie wirksam der Streik von 100.000en Schüler*innen ist. Doch noch immer wird das Problem verkannt und es kommen nur leere Worte!

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Deswegen müssen wir den Druck erhöhen! Wir brauchen ein breites Bündnis mit allen. Denn es betrifft uns alle. Ohne unsere Erde gibt es keine stabile Grundlage für menschliches Leben und Dasein. Ohne unsere Erde ist alles unwichtig, und unser aller Zukunft vergeudet! Deswegen wollen wir alle Kämpfe verbinden und gemeinsam Kämpfen! Kämpfen für ein gutes Leben für alle, und eine Zukunft, die uns folgenden Generationen gerecht wird! Am 20.September streiken wir unter dem Motto #AllefürsKlima um 11 Uhr am Hans Böckler Platz all gemeinsam.

Ika

Klimagerechtigkeit/Mobilität 

Die FridaysForFuture Bewegung hat es geschafft, dass viele Menschen wachgerüttelt sind. Sie sehen, dass wir vor einer Katastrophe stehen. Ich bin den jungen Menschen zutiefst dankbar für ihre Entschlossenheit. Nun kommt es darauf an, dass wir alle unsere Stimme erheben. Die Verantwortlichen in der Politik haben mehr Angst davor, Wähler*innen zu verlieren, als vor den Folgen des Klimawandels. Sie fürchten das Falsche!

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Ute Symanski

Auch die Maßnahmen, die der Kölner Stadtrat jüngst beschlossen hat, sind, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir müssen viel mehr verändern, wenn Köln seine Klimaziele erreichen will. Laut EU verursacht Mobilität 30% der CO2-Menge, davon der Straßenverkehr 72%. Dabei ist gerade der Straßenverkehr ein Feld, in dem wir von heute auf morgen den CO2-Ausstoß drastisch reduzieren könnten. Das würde nicht mal viel kosten. Die Politik soll nachhaltiger Mobilität den Vorrang geben. Und wir alle könnten sofort damit anfangen, weniger Auto zu fahren: #FahrradForFuture

Ute Symanski 

Antirassistischer Block

Es gibt viele Gründe, am 20.9. zu streiken: Hitze, Dürre, Stürme und Überschwemmungen, Artensterben und vieles mehr, ausgelöst durch verfehlte Umweltpolitik, Raubbau an Menschen und Natur und Krieg. Darunter leiden in erster Linie ärmere Menschen, in Europa und im globalen Süden; zugunsten der Profite der oberen 10%.

Ich streike, weil mit dieser Politik die Lebensgrundlage von Menschen zerstört wird. Hier vor Ort und noch mehr in Afrika. Die Zivilgesellschaft kann nicht hinnehmen, dass diejenigen, die so zur Flucht gezwungen werden, im Mittelmeer ertrinken, weil die Verantwortlichen der Klimakrise, auch noch die Grenzen schließen. Denn Klimawandel ist Fluchtursache. Ich streike, weil ich ökologische Ungerechtigkeit täglich sehe. In meinem Veedel, in Kalk, gibt es kaum Grün, dafür umso mehr Beton und einen Giftmüllberg. Auch hier wohnen keine Reichen.

Ich streike, um die Politik durch Druck auf der Straße zum Handeln zu zwingen. SYSTEM CHANGE NOT CLIMATE CHANGE! Katharina Loeber

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