„Da gibt es Action“Bundespolizei wirbt in Köln aufwändig um Nachwuchs

Lesezeit 4 Minuten
Bundespolizei macht Werbung WEISER

Die Bundespolizei wirbt um Azubis. 

Köln – Die Lage ist brenzlig. Mit anderen Polizisten rückt man neben einem vorwärts rollenden Wasserwerfer auf Demonstranten vor, die Feuerwerkkörper gezündet haben und trotz der Lautsprecherdurchsagen nicht aufhören, Steine zu werfen. Dann ist man mittendrin im gefährlichen Getümmel, an dem berittene Kollegen beteiligt sind. Manche aus der wütend protestierenden Menge werden festgenommen, andere versuchen zu entkommen, und ein Mann in schwarzem Kapuzenpulli reißt wohl zum Zeichen der Kapitulation die Arme hoch.

Dies ist eines der Szenarien, in die am Samstag die Besucher und Besucherinnen im Mediapark mit Hilfe von Virtual-Reality-Brillen eintauchen konnten. Die Brillen waren die Hauptattraktion der Aktion „X-Perience“, mit der die Bundespolizei in mehreren Städten um Nachwuchs wirbt. Denn der wird dringend gebraucht, ob in Bahnhöfen, Flughäfen oder an den Grenzen.

360-Grad-Filme für Werbeaktion der Bundespolizei

„Wir versuchen, junge Leute für die Polizei zu begeistern“, sagte Oberkommissarin Maria Koch. Es genüge nicht mehr, auf Job- und Bewerbermessen Präsenz zu zeigen; deshalb gehe man neue Wege, so wie hier mit der „X-Perience“, die sie „Highlight-Maßnahme“ nannte. Eigens dafür seien die 360-Grad-Filme mit unterschiedlichen Szenarien gedreht worden. Außer Pavillonzelten und gewöhnlichen Fahrzeugen stand auf dem Platz als Hingucker ein dreifarbiger Ford Ranger, auf dessen Heck in Großbuchstaben zu lesen ist: „All cops are beautiful.“

Alles zum Thema Film und Fernsehen

VR-Brille Bundespolizei WEISER

Mit VR-Brillen tauchen Interessierte in verschiedene Einsatz-Szenarien. 

Zu denen, die sich eine VR-Brille aufsetzten, gehörte die 15-jährige Noreia aus Wermelskirchen, die in die zehnte Klasse kommt. Eine gewisse Standfestigkeit war nötig, um - hineinversetzt in das gefilmte Geschehen - nicht den Halt in der realen Welt zu verlieren. „Kannst du meine Hand halten?“, bat Noreia ihre Mutter, während sie sich von einem Helikopter auf ein Schiff der Küstenwache abseilte. „Du wirst nicht allein gelassen, es kann nichts passieren“, beruhigte Maria Koch die Schülerin, die gerne zur Bundespolizei gehen würde. „Das ist intensiver als bei der Landespolizei, da gibt es mehr Action“, sagte sie unter dem Eindruck der virtuellen Einsätze.

In jedem Fall ist die Bandbreite der Verwendungen größer. 54.200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zählt die Bundespolizei. Sie gliedert sich in vier Bereiche. Die Bahnpolizei schützt das gesamte Streckennetz und die Bahnhöfe vor Angriffen auf die Sicherheit. Die Grenzpolizei ist zuständig für den Schutz von 3831 Kilometern Land- und 888 Kilometern Seegrenze. An 13 großen deutschen Flughäfen sorgt die Bundespolizei für die Luftsicherheit. Und die Bereitschaftspolizei mit ihren zehn Standorten kommt zum Beispiel bei Demonstrationen und Fußballspielen zum Einsatz.

Junge Besucher sind an Bundespolizei-Aktion interessiert

Häufig stellten die Besucherinnen und Besucher die Frage auf, was den Unterschied zwischen Landes- und Bundespolizei ausmache, sagte Hauptkommissarin Britta Rentmeister, die zusammen mit vier weiteren Einstellungsberatern Auskunft gab. Wiederholt gefragt wurde natürlich auch nach Einstiegsmöglichkeiten und Bewerbungsvoraussetzungen. Wer eine Ausbildung für den mittleren Polizeivollzugsdienst machen will, muss einen Realschulabschluss oder einen Hauptschulabschluss samt vollendeter Berufsausbildung haben. Für das Studium, das für den gehobenen Dienst qualifiziert, sind Abitur oder Fachhochschulreife und gute Englischkenntnisse nötig.

Zu den Bewerbungsvoraussetzungen, wie sie in einem Flyer aufgelistet sind, den man mitnehmen konnte, zählen unter anderem „Demokratieverständnis“, „körperliche und mentale Fitness“, das Schwimmabzeichen in Bronze und diese Bedingung: „An Kopf, Hals und Händen dürfen keine Tattoos vorhanden sein.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Während Noreia von den Film-Szenarien die Demonstration und die Verfolgung und Überwältigung eines Kabeldiebs am spannendsten fand, zeigte sich Louis Pilgram aus Siegburg, der gleichfalls die neunte Klasse hinter sich hat, am meisten vom Abseilen auf das Schiff beeindruckt. „Jeden Tag etwas Neues, und man ist immer draußen“ - das reize ihn am Polizeidienst. Auch die Bundeswehr komme für ihn infrage.

Sein Vater Maik, der Handwerksmeister ist und ihn begleitete, sagte: „Er braucht nicht in meine Fußstapfen zu treten.“ Dass die Bundespolizei so intensiv Werbung für sich macht, kann er gut verstehen: „Man kriegt kein Personal, egal in welcher Branche.“  

KStA abonnieren