„Hier spricht Papa Francesco“Kölner Pfarrer vermutete bei Anruf zunächst einen Scherz

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Pfarrer Regamy Thillainathan_DR_Gerald Mayer

Der Kölner Pfarrer Regamy Thillainathan

Köln – Als Pfarrer Regamy Thillainathan mitten in einer Videokonferenz einen Anruf bekam, war sein erster Gedanke, seine Mutter versuche, ihn zu erreichen. Als er abnahm, hörte er jedoch eine Männerstimme: „Padre Thillainathan? Ja, hier spricht Papa Francesco.“ Der Mann, der mit unterdrückter Nummer angerufen hatte, sprach Spanisch. „Ich vermutete, da will mich jemand veräppeln“, erzählt der 38-Jährige, der Direktor der Diözesanstelle Berufungspastoral im Kölner Erzbistum ist.

Persönlicher Brief an den Papst

Schnell stellte sich heraus, dass tatsächlich Papst Franziskus am Apparat war. Denn er kam auf einen persönlichen Brief zu sprechen, den Thillainathan ihm wenige Tage zuvor in Rom überreicht hatte. Der Pfarrer war zu Besuch im Vatikan, und weil ein Flug ausgefallen war, nutzte er die Gelegenheit, an der Allerseelenmesse auf dem Deutschen Friedhof teilzunehmen. Im Anschluss daran steckte Thillainathan dem Papst, der den Gottesdienst zelebriert hatte, nach einem kurzen Gespräch jenen Brief zu; er hatte ihn auf Spanisch verfasst, das er seit einem Studienaufenthalt beherrscht. Der Pfarrer sah, dass der Papst den Brief nicht an seinen Sekretär weitergab, sondern in seine Tasche steckte. Dass er ihn nicht nur lesen, sondern sogar anrufen würde, kam Thillainathan nicht in den Sinn.

Diese Geste sei typisch für Franziskus: „Es zeigt, wie er arbeitet. Er hat nicht nur eine globale Sicht, sondern bemüht sich um jeden Einzelnen.“ Er sei wirklich ein Pastor, ein Seelenhirte also.

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Papst ermutigt Kölner Pfarrer

Neben persönlichen Anliegen hat Thillainathan, dessen Eltern aus Sri Lanka stammen und der mit seiner Familie in Neuss lebt, in dem Schreiben seiner Freude darüber Ausdruck verliehen, dass „wir im Erzbistum Köln so viele junge Menschen haben, die ein Theologiestudium beginnen“. In diesem Jahr hätten allein neun junge Männer ein propädeutisches Jahr angefangen, mit dem die Priesterausbildung einsetzt, sagt er; hinzu kämen 15 angehende Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten. Insgesamt hätten an der Universität Bonn und an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie dieses Semester rund 85 Menschen ein Theologiestudium aufgenommen, von Kandidaten für das Priesteramt über Laientheologen bis zu angehenden Lehrern und Lehrerinnen. Papst Franziskus habe ihn in dem kurzen Telefonat dazu ermutigt, die Berufungspastoral weiter auszubauen.

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In seinem Briefist Thillainathan auch auf die Veränderungen in der Priesterausbildung eingegangen. „Wir sind dabei, das umzusetzen, was der Papst vorgegeben hat“, sagt er. Die Neuerungen sehen vor, dass sich die Zeiten im Priesterseminar und in den Gemeinden häufiger abwechseln, damit die künftigen Priester möglichst früh das Gemeindeleben kennenlernen und lebenspraktische Erfahrungen sammeln.

Grüße an Kölner Kardinal Woelki

Thillainathan, 2009 zum Priester geweiht , ist dem Papst schon vor zwei Jahren begegnet: Bei einer Privataudienz stellte er ihm die 2017 von Kardinal Rainer Woelki gegründete Rogamus-Stiftung vor, die ideell und finanziell die Berufungspastoral unterstützt. Seitdem ist Franziskus Ehrenmitglied der Stiftung.

Nach dem Anruf aus Rom erzählte der Pfarrer zunächst nur Verwandten und engen Freunden davon – und sorgte für ungläubiges Staunen. Schließlich trug das Domradio das Thema an die Öffentlichkeit. Am Ende des Telefonats habe der Papst ihn gebeten, Woelki zu grüßen, erzählt Thillainathan; es sei deutlich geworden, dass Franziskus den Kölner Erzbischof „sehr schätzt“.

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