„Ich hatte Todesangst“Kölns Höhenretter arbeiten unter Extrembedingungen

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Höhenrettung Köln (1)

Eine Journalistin wird von Höhenrettern der Berufsfeuerwehr Köln abgeseilt.

Köln – Spätestens der 30. Juli 2017 hat den Kölner Höhenrettern so etwas wie Heldenstatus beschert. 65 Menschen retteten sie an diesem Tag aus havarierten Gondeln der Kölner Seilbahn. Es war der bis dahin spektakulärste Einsatz der Spezialtruppe der Kölner Feuerwehr, dem Glückwünsche aus der ganzen Welt folgten.

Am Montag ging es zwar nicht ganz so dramatisch zu wie vor vier Jahren, als Seilbahn-Passagiere sogar auf Motorboote abgeseilt wurden, die im Rhein in Position gebracht worden waren. Doch auch im Rheinauhafen, wo die Spezialisten zum 25. Jahrestag ihrer Gründung ihr Können demonstrierten, staunten die Passanten nicht schlecht. Vom Dach des mittleren der drei Kranhäuser ließen sich die Feuerwehrmänner an Seilen herab, um in Not geratene Fensterputzkräfte aus ihrer Gondel zu befreien. Die Rettung war in diesem Fall inszeniert, an der Brisanz der Aktion in 60 Metern Höhe änderte dies jedoch wenig.

„Wir können uns blind aufeinander verlassen“

Frank Kelzenberg gehört den Höhenrettern seit der ersten Stunde an, mittlerweile ist er Leiter der 44-köpfigen Gruppe, die in der Feuerwache Ehrenfeld beheimatet ist. „Mich fasziniert an den Höhenrettern die Kameradschaft“, sagt der 52-Jährige: „Wir können uns blind aufeinander verlassen.“ So ziemlich alle höheren Gebäude in Köln haben er und seine Kollegen schon zu Übungszwecken erklommen. Wobei es manchmal auch in die Tiefe und an die Grenze des menschlich Machbaren geht. „Bei einem Einsatz hatte ich richtig Todesangst“, sagt Frank Kelzenberg, der Mann mit den vielen Gurten und Karabinerhaken am Körper. So sei einmal ein Kölner in einem selbst gegrabenen Brunnenschacht in 15 Metern Tiefe verschüttet worden. Die Betonringe, die den Schacht sichern sollten, seien nicht verschraubt gewesen. „Ich hatte Angst, dass ich auch verschüttet werde“, erinnert sich Kelzenberg. Die Aktion musste abgebrochen werden, der Verschüttete starb.

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Viele andere Einsätze gingen glimpflich aus. Im September vergangenen Jahres etwa brachten die Höhenretter eine Frau in Sicherheit, die im Südturm des Kölner Doms kollabiert war. Ausgerechnet an diesem Tag hatte der Lastenaufzug gestreikt. Vor einigen Wochen dann musste ein Mann von einem Windrad in Hückeswagen geborgen werden. „Ebenfalls stark angestiegen ist in den letzten Jahren die Zahl der Schwergewichtigen-Transporte“, so Kelzenberg.

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Die Demonstration im Rheinauhafen beobachtete auch Anton Stellberg. Der 74-Jährige war Chef der Ehrenfelder Wache und gehörte zu den Feuerwehr-Kräften, die die Höhenretter vor 25 Jahren dort ansiedelten. „Zur damaligen Zeit gab es verstärkt Brückenkletterer“, erklärt er den Beweggrund: „Aber die Mittel, die wir hatten, waren sehr schmerzhaft und nicht sicher, sowohl für die Retter als auch für die zu Rettenden.“ Mit Hilfe von Know-How aus Ostdeutschland sei das stabile Rettungssystem durch ein dynamisches aus dem alpinen Bergsport ersetzt worden, das bei einem Sturz „federnd das Gewicht auffängt“. Anfang 1996 waren die speziell ausgebildeten Feuerwehrkräfte dann bereit für den Einsatz.

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