„Unglaubliche Schweinerei“28-Jähriger nach Angriff auf Rollstuhlfahrer verurteilt

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Breslauer Platz2

Der Breslauer Platz

Köln – „Was Sie sich da geleistet haben, ist eine unglaubliche Schweinerei“, bekam Bogdan G. vom Vorsitzenden Richter zu hören, nachdem ihn das Amtsgericht wegen vorsätzlicher Körperverletzung und versuchten Raubes zu einem Jahr Haft verurteilt hatte – ohne Bewährung. Eine „Schweinerei“ deshalb, weil der 28-Jährige sich als Opfer einen Rollstuhlfahrer ausgesucht habe, einen „besonders wehrlosen Menschen“. Bogdan G. (alle Namen geändert) hatte die Vorwürfe im Wesentlichen bestätigt.

In der Nacht zum 9. August dieses Jahres, es war kurz vor 0.30 Uhr, war Bogdan G. mit Harald W., den er flüchtig kannte, auf dem Breslauer Platz hinter dem Hauptbahnhof unterwegs. Er schob den Rollstuhl, in dem der 63-Jährige saß. An einer Ecke schlug er ihm mit der flachen Hand gegen den Kopf, kippte ihn aus dem Gefährt, trat gegen seine Beine und stahl ihm das Portemonnaie. Flüchten konnte er nicht, denn andere Männer, darunter zwei Taxifahrer, waren auf das Geschehen aufmerksam geworden, griffen ein und hielten ihn fest.

Als der Vorsitzende einen der Fahrer ausdrücklich für dessen Verhalten lobte, erwiderte der: „Das ist meine Bürgerpflicht. Ein Rollstuhlfahrer ist hilfsbedürftig, da musste ich einschreiten.“

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Der Verteidiger sagte, sein Mandant habe nicht von Anfang an vorgehabt, den Rentner zu bestehlen. Ursprünglich habe es Streit um Alkohol gegeben. Beide Männer hätten zusammen eine Flasche Wodka geleert, die Bogdan G. gehört habe, danach habe Harald W. die zweite Flasche beisteuern sollen, habe sich aber geweigert. Der Rentner gab im Zeugenstand allerdings an, er trinke gar keinen Wodka. „Mit Cognac können Sie mich aber überzeugen.“ Der Angeklagte, der zur Tatzeit knapp 1,8 Promille Alkohol im Blut gehabt hatte, entschuldigte sich bei ihm.

Angeklagter musste bereits vom Reiterdenkmal geholt werden

Nach eigenen Angaben ist der 28-Jährige, der nur wenige Jahre eine Schule besucht hat, vor zwei Jahren aus Rumänien, wo seine beiden kleinen Kinder leben, nach Deutschland gekommen in der Hoffnung, Arbeit zu finden. Er habe als „Tagelöhner“ gearbeitet, übersetzte die Dolmetscherin seine Worte, gebettelt und auf der Straße gelebt. Mit der Justiz ist Bogdan G. hierzulande nicht zum ersten Mal in Konflikt geraten. Mal belästigte er eine Frau im Hauptbahnhof sexuell, mal stahl er jemandem aus dem Rucksack ein Smartphone. Auch wegen Widerstands ist er bereits verurteilt worden: Nachdem er auf das Reiterdenkmal auf dem Alter Markt geklettert war, rückte die Feuerwehr mit einem Leiterwagen an und holte ihn herunter; während der Aktion und auch danach wehrte er sich heftig gegen die Einsatzkräfte.

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