43,3 Millionen Euro für ModernisierungUmfangreiche Arbeiten am Hansa-Gymnasium

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Das Hansa-Gymnasium ist verhüllt.

Köln – Das Hansa-Gymnasium ist eingewickelt wie das Werk des Verpackungskünstlers Christo. Und auch unter der schnöden Gerüstplane geht es seit Wochen um die Kunst – um Kunst am Bau. Der fast 120 Jahre alte, neogotische Schulbau hat den Krieg und die abrisswütige Nachkriegszeit relativ gut überstanden. Aber die historistische Fassade mit ihrem Bildschmuck aus Tuff, Basalt und Sandstein hat unter Feuchtigkeit und Abgasen gelitten. Während am Gereonswall gerade der neue Schultrakt entsteht, wird vorn am Hansaring der alte Bau restauriert.

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Friedrich Carl Heimann, Architekt des Hansagymnasiums und erster Kölner Stadtkonservator 

Im ersten Stock über dem dreibogigen Eingang stehen vier Herren, die auf ihrem Sockel inzwischen in die Jahre gekommen sind: Gustav von Mevissen (1815-1899), der Kölner Banker, der sich maßgeblich für die Gründung der ersten selbstständigen Handelshochschule Deutschlands eingesetzt und eine beträchtliche Geldsumme für den Bau gespendet hat.

In Plastikfolie verpackt steht er neben den anderen, um die rheinische und Kölner Wirtschaft verdienten Männern: Heinrich Merkens (1777-1854) , Gründer der preußisch-rheinischen Dampfschifffahrtsgesellschaft, Friedrich Carl Heimann (1850-1921), erster Kölner Handelskammerpräsident, und Eisenbahn-Pionier Ludolf Camphausen (1803-1890).

Seit mehr als 110 Jahren sehen sie mit visionärem Blick über die Ringe, haben doch ihre Handelshochschule selbst nie gesehen. Sie wurde erst 1901 fertiggestellt und zog nach nur sechs Jahren in den Bau der heutigen Fachhochschule am Römerpark. Nach dem Krieg wurde der schmucke Schulbau am Hansaring ein Jungen-Gymnasium, seit 1974 dürfen hier auch Mädchen Abitur machen.

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Steinmetz Stefan Schmitz

„Es ist eine hervorragend gearbeitete Bildhauerarbeit“, urteilt Diplom-Restaurator Thomas Lehmkuhl, der die Sanierungsplanung im Auftrag des Amtes für Gebäudewirtschaft übernommen hat. Er meint damit nicht nur die vier Herren, auch das neugotische Maßwerk, die Fabelwesen, die sich an machen Stellen hinter Fallrohren verstecken, die Baumeisterköpfe in den Eckkonsolen und Helme, Blattwerk und viele allegorische Figuren. „Alle sind mit großer handwerklicher und künstlerischer Ambition gefertig und in erstaunlich gutem Zustand“, so Lehmkuhl. Aber das Kölner Stadtwappen hat an Kontur verloren, und ausgerechnet das Wort „Handel“ ist aus dem Fries über dem Eingang gebrochen.

Hier und da klaffen Lücken

Steinmetzmeister Stefan Schmitz legt nur dort Hand an, wo eindringende Feuchtigkeit den Naturstein aufquellen und bröckeln ließ, ersetzt Steinverkleidungen, ergänzt das Wort Handel aus Putzmörtel und putzt gemeinsam mit den Kollegen über acht Kilometer Fuge neu ein. Hie und da haben Vorgänger weniger Feingefühl entwickelt. Da wurde in den 80er Jahren offenbar weggeschlagen, was damals nicht mehr zu retten war. Da klaffen heute Lücken.

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Der Rohbau des neuen Schultracktes am Gereonswall

Das Amt für Gebäudewirtschaft investiert 43,3 Millionen Euro für die Modernisierung und Erweiterung des Hansagymnasiums, rund 2,7 Millionen Euro davon für die Instandhaltungsmaßnahmen. Dazu gehört auch die Erneuerung des maroden Treppenaufgangs am Ring.

Der Neubau am Gereonswall soll eine Klinkerfassade erhalten, deren Farbton sich farblich an die bestehenden, denkmalgeschützten Fassaden anpasst. „Wir werden der alten Fassade nicht die Patina nehmen“, beruhigt Lehmkuhl. „Wir werden mit dem Dampfstrahler vorsichtig umgehen.“ Im November 2020 werden die vier Schulpatrone dann herausgeputzt von der erweiterten, neuen Schule grüßen.

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