50 Jahre Bläck FöössDie Beziehung zwischen Hänneschen und der kölschen Band ist eng

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Bläck Fööss Hänneschen

Bläck-Fööss-Musiker zu Besuch bei der „Lück wie ich un du“-Premiere im Hänneschen 2013 

  • 50 Jahre Bläck Fööss – mit einer Serie feiert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Geburtstag der „Mutter aller kölschen Bands“.
  • Wir liefern Geschichten, Hintergründe und Auswirkungen einer einmaligen Erfolgsgeschichte.
  • Die Beziehung zum Hänneschen-Theater gibt es schon lange: Im Puppenformat zählen die Fööss schon seit 40 Jahren zum Fundus.

Köln – Seit 1802 wirbeln Hänneschen und Bärbelchen, Tünnes und Schäl, Speimanes und Co über die städtische Puppenbühne und sind ein kulturelles Aushängeschild der Stadt. Als eine ähnlich bekannte kölsche Institution gelten seit 50 Jahren die Bläck Fööss. Und so hat es in den Jahren der gemeinsamen Geschichte auch viele Gemeinsamkeiten gegeben. Im Puppenformat zählen die Fööss schon seit 40 Jahren zum Fundus des Hänneschen-Theaters, in vielen Produktionen der Stockpuppen-Bühne erklangen ihre Lieder, und die Musiker selbst haben an Stücken mitgewirkt und sind regelmäßig mit Live-Auftritten bei der alljährlichen Hänneschen-Kirmes auf dem Eisenmarkt dabeigewesen.

„Die Bläck Fööss und das Hänneschen passen prima zusammen. Knollendorf bildet den kölschen Kosmos perfekt im Kleinformat ab. Das ist etwas, was wir in vielen unserer Lieder auch versuchen“, hat Bömmel Lückerath schon vor einigen Jahren festgestellt. „Das Stockpuppen-Theater ist eine Institution. Wir sind selbstverständlich schon als Pänz mit unseren Eltern in die Vorstellungen gegangen. Und später in der Schule mit der ganzen Klasse. Ich finde, der Besuch des Hänneschen ist für jeden Kölschen ein Muss.“ Und wenn die Pöppcher dann zu Klängen der Hänneschen-Band noch Klassiker der Fööss singen – das passt doch wunderbar.

Premiere in Köln Anfang September

Schon 1980 tauchten die Musiker erstmals – damals bei der Puppensitzung – als Hänneschen-Figuren auf – zum zehnten Geburtstag der Band. In dem Jahr erschien das Album „D’r Rhing erop – d’r Rhing erav“. Und genau das ist 40 Jahre später nun der Titel des neuen Abendstücks an der städtischen Puppenbühne.

Dafür laufen derzeit noch die Proben, die Premiere ist für den 2. September geplant. Die zugehörige Geschichte hat Tünnes-Darsteller Udo Müller sich ausgedacht und rund um 16 Lieder aus dem umfangreichen Repertoire der Fööss geschrieben. Die Musiker selbst sind diesmal als Stockpuppen nicht dabei. „Zum einen sind unsere Fööss-Figuren derzeit in der Ausstellung im Stadtmuseum zu sehen, zum anderen sind die neuen Gesichter in der Band unserem eher älteren Publikum noch nicht so vertraut“, sagt Müller.

Er habe deshalb aber in das neue Stück eine Art Dia-Vortrag eingebaut, in dem „alle Köpp“, die früheren und die aktuellen Mitglieder der Fööss, gezeigt und vorgestellt werden. In der Tünnes-Rolle singt Müller zudem das Lied „Liebe deine Feinde“ aus dem „Rheinhotel“-Album: „Mingen allerjrösste Feind, dat es d’r Schabau“. Für die Original-Version hatte damals das komplette Hänneschen-Ensemble im Bläck-Fööss-Studio mit Produzent Reiner Hömig den Chor eingesungen. „Liebe deine Feinde, han ich mir jesaat. Mach se einfach fädich – op die nette Art.“ Das gleiche Lied hatte Müller schon – ebenfalls als Tünnes – in der Hänneschen-Produktion „Heinzelmänncher – Die Rückkehr“ in der Spielzeit 1992/93 gesungen.

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Das Stück rund um Klüngel, Knatsch und Korruption war damals nach einer Idee von Fööss-Bassist Hartmut Priess entstanden und dann in Kooperation mit Bömmel Lückerath sowie Komponist Hans Knipp und dem damaligen Puppenspiel-Intendanten Heribert Malchers sowie Schäl-Darsteller und Stückeschreiber Peter Ulrich in Szene gesetzt worden. Inmitten der Heinzelmännchen tauchten auch einige Köpfe der Musiker auf, die dann gut 20 Jahre später und völlig runderneuert erneut zum Einsatz kamen.

Für „Lück wie ich un du“ hatte Puppenspielerin Stefanie Brands die alten „Poppeköpp“ – die waren auch in der unteren Ecke auf dem Cover des Fööss-Albums „Et es zwanzig Johr jenau jetz her“ zu sehen – dem jeweils aktuellen Aussehen der Musiker angepasst und die Figur Tommy Engels gegen Kafi Biermann ausgetauscht. So wurde beispielsweise das Gesicht von Erry Stoklosa dicker gemacht, Peter Schütten war ergraut und hatte mehr Falten im Gesicht, und Hartmut Priess verfügte über dünn gewordenes, weißes Haupthaar. „Das sind alles Echthaar-Perücken. Aber leider nicht von den Originalen“, sagte die damals noch recht neue Puppenspiel-Intendantin Frauke Kemmerling.

„Derart derbe Dialoge und Schimpftiraden hört man doch nur noch im Hänneschen“

„Lück wie ich un du“ wurde fürs Hänneschen zu einem Erfolgsstück. Und für Puppenspieler Müller eine doppelte Premiere: Er hatte erstmals ein Abendstück geschrieben und gleichzeitig Regie geführt. Bömmel Lückerath, Hartmut Priess und Keyboarder Andreas Wegener, die als Premierengäste gekommen waren, zeigten sich von dem kölschen Knaller mit „Drecksäcken, Spekulanten und liebenswerten kölschen Typen“ regelrecht begeistert. Lückerath: „Großartig, herzerfrischend auf hohem Niveau. Derart derbe Dialoge und Schimpftiraden hört man doch nur noch im Hänneschen.“ Auch die zum Stück produzierte DVD wurde zu einem Verkaufsschlager.

Darin zu sehen war beispielsweise ein singender Vollmond mit einem beweglichen Mund über dem Köln-Panorama. Der Mond, der mittlerweile schon mehrfach in Hänneschen-Stücken gezeigt wurde, war ebenfalls in einer Kooperation mit den Bläck Fööss entstanden. Die Musiker setzten den Mond bei ihrer Konzert-Reihe im Millowitsch-Theater ein. Mit dem alten Volks- und Schlaflied „Guter Mond, du gehst so stille“ in einer A-cappella-Version: „Guter Mann, du gehst so stille durch die Abenddämmerung dahin. Bist so ruhig und ich fühle, irgendwas hast Du im Sinn.“ Dazu taumelte Stoklosa als angetrunkener Kneipengänger über die Bühne, der seinen Heimweg nicht findet.

Neben Requisiten aus dem Hänneschen-Fundus liehen die Fööss sich auch immer wieder mal einige Puppen aus. So bei der Jubiläums-Revue zum 20. Geburtstag im April 1990, als Tommy Engel im Reigen der Knollendorfer und im klassischen Manes-Tonfall das „Speimanes-Leed“ anstimmte. Das hatte Hans Knipp Anfang der 70er Jahre für den langjährigen Puppenspieler und Intendanten Karl Funck geschrieben: „Herr Präsident, die Woosch, Herr Präsident, die Wo-Wo-Wo-Woosch. Ich han se hier en minger Hand. Dä Fetz wör mir bahl durchjebrannt. Ich han en noch zo packe kräch. Herr Präsident, die Lück sin schlääch.“

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Drei Jahre später lieh sich Engel erneut eine Speimanes-Puppe aus – diesmal in einen grau-beigen, dreiteiligen Anzug gekleidet. Die passte dann wunderbar zum „Jeld muss her“-Song, der auf dem „Rheinhotel“-Album veröffentlicht war, aber der für die Millowitsch- und Speimanes-Auftritte umgetextet wurde. „Jeld muss her, ich han d’r Büggel leer. Jeld muss her, et es nix mieh do. Jeld muss her, denn minge Büggel, dä es leer. Un met ohne Jeld werd ich doch niemols Millionär“. Und auch ein letztes Rätsel der aktuellen Fööss-Ausstellung im Stadtmuseum hängt irgendwie mit dem Hänneschen zusammen – ein nackter Fuß aus Plastik (Inventarnummer 256) mit den Unterschriften der Band aus der Ära von Sänger Kafi Biermann. Den konnte Philipp Hoffmann („Ich gehöre ja zu der Generation, die Köln ohne die Bläck Fööss gar nicht kennt“), der als Referent in der Abteilung Brauchtum die Fööss-Schau konzipiert und zusammenstellt hat, nicht einordnen. Die ursprüngliche Herkunft dieses Fooss sei leider nebulös geblieben, hieß es. Nun kann ihm geholfen werden.

Licht ins Dunkel brachte die ehemalige Puppenspielerin Stefanie Brands. „Der linke Fuß – es gab auch ein rechtes Gegenstück – war 1995 Teil eines Wagens im Rosenmontagszug. Thema war die Trennung Tommy Engels von den übrigen Bläck Fööss. Der Entwurf zu dem Persiflage-Wagen stammte von meinem 1999 verstorbenen Mann Heribert Brands.“ Der zählte ebenfalls zum Hänneschen-Ensemble, wo er viele Jahre die Figur des Speimanes verkörperte. Zudem steuerte der gelernte Retuscheur und Grafiker Anfang der 90er Jahre mehrere Skizzen für den Rosenmontagszug bei, die vom damaligen Zugleiter Alexander von Chiari gerne aufgenommen und umgesetzt wurden. So auch der Persiflage-Wagen zum Motto „Bye, Bye my Love“, mit dem der Ausstieg von Tommy Engel bei den Fööss im Zoch 1995 thematisiert wurde.

Im jüngsten Rosenmontagszug 2020 unter dem Motto „Et Hätz schleiht em Veedel“, dem ersten von Holger Kirsch als Zugleiter, drehte sich wieder alles um die Musik der Band. Der Hit vom „Veedel“ lief wie ein roter Faden durch den Zoch. Alle Persiflage-Wagen orientierten sich an Textzeilen aus dem Lied. Und bei einigen Wagen waren Hänneschen und Bärbelchen, Tünnes und Schäl als Großfiguren mit dabei. Bläck Fööss und Hänneschen-Theater passen eben prima zusammen. 

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