Seit 1930 gibt es die Ford-Werke in Köln, seither wurde dort noch nie regulär gestreikt. Damit ist jetzt Schluss - und dafür gibt es Gründe.
„Die Arbeit ruht hier komplett“Streik bei Kölner Ford-Werken hat am frühen Morgen begonnen

Die Bereitschaft zum Arbeitskampf ist in der Ford-Belegschaft groß. Streikende am Mittwochmorgen (14. Mai).
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Bei den Kölner Ford-Werken hat erstmals in ihrer fast hundertjährigen Geschichte ein Streik begonnen. In den frühen Morgenstunden baute die Gewerkschaft IG Metall Streikposten an den Werkstoren auf, damit Streikende dort Streikgeld-Coupons abholen können. Mit diesen Zahlencodes können sie im Internet ihr Streikgeld beantragen.
„Die Arbeit ruht hier komplett“, sagte der IG-Metall-Sprecher bei Ford Köln, David Lüdtke, nach dem Beginn der ersten Frühschichten. Die Arbeitsniederlegung betreffe den ganzen Standort - also Produktion, Entwicklung, Verwaltung und andere Bereiche. „Wir lassen niemanden rein.“

Mitarbeiter aus der Nachtschicht verlassen das Betriebsgelände beim ersten Streik der Geschichte bei den Kölner Ford-Werken.
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Ausnahmen gibt es allerdings: An einem Notdienst-Tor haben bestimmte Mitarbeitende weiterhin Zutritt. „Und wer unbedingt Streikbrecher sein will, der käme auch rein - aber mit dem werden wir vorher noch sprechen.“ An den Toren hingen Streikplakate. Gewerkschaftsmitglieder gaben sich entschlossen und brannten bengalische Feuer ab. Der Ausstand soll am Donnerstagmorgen mit dem Ende der letzten Nachtschichten vorbei sein.
Eckpunkte des Streits bei Ford
Mit der Arbeitsniederlegung möchte die IG Metall den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen und eine Korrektur des geplanten Sparkurses erwirken. Derzeit haben die Ford-Werke 11.500 Beschäftigte, bis Ende 2027 sollen 2900 Stellen abgebaut werden. Die Gewerkschaft fordert hohe Abfindungen für Mitarbeiter, die freiwillig die Firma verlassen oder in einem Geschäftsbereich arbeiten, der an einen externen Dienstleister ausgelagert wird. Wer bleibt, soll von einem finanziellen Schutzschirm profitieren.
Die Arbeit in Verwaltung, Entwicklung und Produktion dürfte am Streiktag weitgehend ruhen, da viele Beschäftigte frustriert sind und die Bereitschaft zum Streiken groß ist. Die Deutschlandtochter ist für den US-Mutterkonzern schon lange ein Verlustbringer. Ford baut in Köln zwei Elektroautos, deren Verkauf aber unter den Erwartungen liegt. Die Ford-Werke GmbH wurde 1925 in Berlin gegründet, 1930 bezog sie ihren Stammsitz in Köln. (dpa)