Der Weg ist frei für Streiks. Diese hätten nicht nur Auswirkungen auf die Produktion in Köln, sondern würden Ford insgesamt hart treffen.
Streiks werden erwartetWie es bei den Kölner Ford-Werken nach dem Ja zum Arbeitskampf weitergeht

Die Bereitschaft zum Arbeitskampf ist in der Ford-Belegschaft groß.
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Beim Kölner Autobauer Ford ist seit Donnerstagabend der Weg frei für Streiks. Die Mitglieder der IG Metall in der Ford-Belegschaft hatten mehr als drei Tage Zeit abzustimmen. Eine deutliche Mehrheit von 93,5 Prozent sprach sich für Arbeitsniederlegungen aus. Die Mindestzustimmung von 75 Prozent wurde damit deutlich übertroffen. Mehr als 90 Prozent der Menschen bei Ford sind in der Gewerkschaft. Hintergrund sind die festgefahrenen Verhandlungen mit dem Unternehmen über die Zukunft des Kölner Standortes.
Zahlungen aus der vollen Streik-Kasse
Anfang der kommenden Woche will die Gewerkschaft nun ankündigen, wann und in welcher Form die ersten Arbeitsniederlegungen erfolgen sollen. Dabei ist sie frei in der Entscheidung, ob stunden-, tage- oder wochenweise die Arbeit ausgesetzt wird. Betroffen ist dabei nicht nur die direkte Produktion der beiden E-Autos Explorer und Capri, sondern auch der Bereich Nutzfahrzeuge, der bei Ford mit Modellen wie dem Transit gut läuft. In Köln werden unter anderem Getriebe für das Modell gebaut, das in der Türkei produziert wird. Auch das zentrale Ersatzteillager ist in Köln angesiedelt. Aus den Streiks am Rhein dürften damit wohl auch sehr viel weiter verzweigte Verzögerungen hervorgehen.
Bezahlt werden die Fordler für diese Zeit aus der Streik-Kasse der IG Metall. Das Geld bemisst sich zum einen an der Höhe des jeweiligen Mitgliedsbeitrags wie auch an der Dauer der Mitgliedschaft. „Wer 60 Monate in der Gewerkschaft war und satzungsgemäß ein Prozent seines Einkommens eingezahlt hat, kann mit dem vollen Betrag rechnen“, sagt David Lüdtke, Sprecher der IG Metall bei Ford. Auf die gezahlte Summe entfallen zudem keine Steuern oder Abgaben.
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Die Gewerkschaft hatte zur Urabstimmung aufgerufen, weil sie den Druck auf den Arbeitgeber erhöhen will. Die Arbeitnehmervertreter fordern von der Unternehmensführung eine Absicherung für alle 11.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter — auch im Fall einer Insolvenz, die drohen könnte, denn die US-Konzernmutter hatte den Schutzschirm für die deutsche Tochter vor einigen Wochen aufgehoben. Im Rahmen dessen wurden auch alle Verluste übernommen, die in den vergangenen Jahren angefallen waren, und das vor allem im Pkw-Geschäft. Sie belaufen sich dem Vernehmen nach auf bis zu neun Milliarden Euro.
Die deutschen Ford-Werke bekommen zwar frisches Kapital in Höhe von bis zu 4,4 Milliarden Euro aus den USA. Damit soll aber in erster Linie die Schuldenlast gesenkt werden. Hinzu kommen Mittel für einen mehrjährigen Business-Plan in jährlich dreistelliger Millionenhöhe. Die Arbeitnehmervertreter bezweifeln, dass das reichen wird.
Konzern will Stellenstreichungen durchsetzen
Zudem will das Management bis Ende 2027 von derzeit noch etwa 11.500 Stellen 2900 streichen. Betriebsbedingte Kündigungen sind aber bislang bis 2032 vertraglich ausgeschlossen. Den vereinbarten Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis 2032 will Ford aufkündigen, um die 2900 Stellen im Werk abbauen zu können. Alle Arbeitsplätze, die nicht direkt für den Bau der aktuellen Elektroautos benötigt werden, stehen auf der Kippe.
Zehnmal wurde in den vergangenen Wochen verhandelt. In zentralen Punkten habe man allerdings weit auseinander gelegen, so der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka. Die IG Metall teilte mit, dass die Verhandlungen ausgesetzt seien, bis der Arbeitgeber ein abschlussfähiges Angebot vorlege.