Ein Crewmitglied schickte den Gebärdendolmetscher weg. Der Cologne-Pride-Sprecher glaubt, dass der Band der Vorfall beim Konzert nicht bewusst gewesen sei.
Eklat beim CSDCologne Pride bereut Einladung von Culcha Candela trotz Kritik nicht – Band reagiert

Ein Blick von der Bühne am Heumarkt während des CSD in Köln.
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Nach einem Auftritt der Berliner Band Culcha Candela am Sonntag beim CSD in Köln gibt es im Nachgang Kritik. Die Veranstalter von Cologne Pride haben am Montag ein Statement in den sozialen Netzwerken veröffentlicht, in dem sie der Band vorwerfen, dass trotz vorheriger Absprachen ein Crewmitglied den Gebärdendolmetscher von der Bühne geschickt habe.
In dem Statement heißt es: „Die Cologne Pride steht seit vielen Jahren für eine inklusive und diverse Großveranstaltung. Dazu gehören für uns selbstverständlich unter anderem auch unsere Gebärdendolmetschenden auf den verschiedenen Bühnen. Hierüber sind alle Acts im Vorfeld natürlich auch informiert.“ Weiterhin heißt es, ein Mitarbeiter der Produktion habe darauf bestanden, dass die Person am Anfang des Auftritts die Bühne verlassen solle. „Während eines laufenden Konzerts kann man einen solchen Vorgang natürlich nicht diskutieren.“ Man wolle den Vorfall im Nachgang aufarbeiten.

Culcha Candela stehen nach ihrem Auftritt am Sonntag beim CSD in der Kritik, weil ein Crewmitglied unabgesprochen einen Gebärdendolmetscher von der Bühne geholt hat.
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In den sozialen Netzwerken löste dieser Empörung bei Fans und Besuchern des CSD aus. Die Antwort von Culcha Candela folgte kurze Zeit später. „Danke für nix. Wie könnt ihr sowas machen? Wir wussten von nix bis nach dem Auftritt, nicht mal, dass es Dolmetscher/innen gibt und dann sowas? Man tut was Gutes, engagiert sich (seit 23 Jahren) und dann lasst ihr uns ins offene Messer laufen.“
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Am Dienstag erreicht der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Cologne-Pride-Sprecher Hugo Winkels. Auf die Frage, weshalb sich die Veranstalter nicht zunächst direkt an die Band gewandt hätten, bevor sie mit den Vorwürfen an die Öffentlichkeit gehen, sagt Winkels: „Wir haben 1,1 Millionen Menschen durchgeschleust, Tag und Nacht im Ehrenamt gearbeitet und 36 Stunden nach dem CSD hatten wir noch keine Zeit für die Klärung. Das Statement haben wir abgesetzt, weil Anfragen uns zum Vorgang erreicht haben.“
Culcha Candela sorgte schon in der Vergangenheit für Kritik
Winkels glaubt, dass der Produktionsleiter bei Konzertbeginn vor allem den Aspekt der Sicherheit im Kopf gehabt habe. „Ich gehe davon aus, dass es eine reine Sicherheitsvorkehrung war, da Culcha Candela für seine Auftritte sehr viel Platz benötigt und auch Pyrotechnik einsetzt.“ Es gebe keinen Grund, nun nach einem Schuldigen zu suchen, auch wenn es bedauerlich sei, was passiert ist. Winkels stellt aber gleichzeitig klar: „Da viele Liedtexte schwer zu übersetzen sind, lassen wir uns vorab die Texte schicken. Auch die von Culcha Candela müssen vorgelegen haben.“ Mit Sicherheit bestätigen könne er dies allerdings nicht.
Einige Besucher kritisieren auch, dass Cologne Pride Culcha Candela überhaupt eingeladen hat. In der Vergangenheit sind sie bereits negativ aufgefallen, weil sie eine 17-Jährige auf Instagram verhöhnt haben. Die Jugendliche hatte öffentlich gefragt, ob die Band Lust habe, auf ihrem Geburtstag zu spielen. Culcha Candela reagierte daraufhin gereizt: Ob das Mädchen nicht wüsste, wie viel es kostet, die Band von A nach B zu bringen und ob sie auch Menschen wie den Rapper Cro angefragt hätte?
Cologne Pride zieht positives Fazit nach dem Fest
Winkels wehrt die Kritik ab. „Wir haben Culcha Candela eingeladen – und das hat man bei ihrem Auftritt gesehen – weil sie Menschen aus unserer Community begeistern können. Außerdem gibt es jedes Mal Diskussionen, die gab es auch um Tokio Hotel. Wir werden es niemals schaffen, ein Programm auf die Beine zu stellen, ohne dass jemand etwas kritisiert. Auch ich habe sicher schonmal was gesagt, das doof ist und dass man in irgendwelchen Archiven findet.“
Wichtiger als diese „aufgebauschten Debatten“ sei aber die positive Bilanz des CSD: „Wir hatten einen wunderbaren Cologne Pride. Wir hatten null Reaktionen vom rechten Rand und das sind tolle Neuigkeiten, die die Headlines füllen sollten, nicht diese Kleinigkeiten.“