Der Junge GartenEin Naturparadies in der Stadt

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Christine Röhr in ihrem Ladengeschäft, in dem es einen „abgefahrenen Mix“ nicht nur für den Garten gibt.

Christine Röhr in ihrem Ladengeschäft, in dem es einen „abgefahrenen Mix“ nicht nur für den Garten gibt.

Einen Ort der Stille sucht man hier auf den ersten Blick vergebens. Dort, wo auf dem Weg nach Marsdorf auf der Dürener Straße immer Stau herrscht und das eher unwirtliche Gelände zwischen Autobahnbrücke, Kleingewerbe und Getreidefeldern nicht gerade zum Verweilen einlädt. Nur wenn man ganz genau hinsieht und der Schiefertafel mit der Kreideschrift folgt, steht man plötzlich mittendrin im Naturparadies von Landschaftsgärtnerin Christine Röhr (38), die ihre Kundschaft gern als Erstes zur Meditation in den Garten schickt.

Auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Gelände blühen Heilkräuter wie Eisenkraut und Sauerampfer wild durcheinander zwischen Malven, Lichtnelken, Margeriten und wilder Möhre – auf einer üppig wuchernden kniehohen Naturwiese, wie sie mitten in der Stadt ihresgleichen sucht.

„Innovativen Ideen eine Plattform bieten“

Im Sommer hat die Gärtnerin neben alten Heilkräutern wie Beinwell und Mukuna-Wenna („eine Vitaminbombe, die gern im Salat gegessen wird“) auch exotische Gemüsepflanzen wie schwarze oder gestreifte Tomaten im Sortiment, den japanischen Wasserpfeffer und das Cola-Gewächs.

Aber das ist noch längst nicht alles, schließlich nennt Röhr ihr ungewöhnliches Projekt, das seit gut zwei Jahren an der Dürener Straße 420 in Junkersdorf beheimatet ist, ihren „Jungen Garten – Gartendekoration der besonderen Art“.

In ihrem Ladenlokal bietet Röhr einen abgefahrenen Mix aus quietschbuntem Kitsch, Kuriosem und wunderschön anzuschauenden Dingen, dass die Kunden angesichts der Üppigkeit des Angebotes oft nicht wissen, was sie zuerst in Augenschein nehmen sollen. Lieber die Kuckucksuhr mit dem Schaf, das zur vollen Stunde blökt oder die mit dem Schwein, das alle Viertelstunde grunzt.

Der Junge Garten liegt auf der Dürener Straße 420 in 50858 Köln, Telefon: 02 21/5 95 56 64. Öffnungszeiten bis November: Mittwoch und Donnerstag von 15–20, Freitag von 10–20 und Samstag von 10–18 Uhr. Von November bis März verkürzen sich die 20-Uhr-Öffnungszeiten auf 18 Uhr. (she) www.derjungegarten.de

Gemüse- und Kräuterseifen betören mit ihrem aromatisch-würzigen Duft, holländisches Blümchen-Porzellan, Geschirr aus Bambus und Kokosnuss sind zu stilvollem Chaos arrangiert und natürlich Pflanzen, Pflanzen, Pflanzen – seltene Gewächse ebenso wie Klassiker. „Ich hab’ keinen Bock auf 08/15-Kram“, erklärt die Chefin die kunterbunte Mischung.

„Man muss sich hier schon durchackern“, lacht Röhr und rät ihren Kunden zu „festem Schuhwerk und langer Hose wegen der Brennnesseln“, wenn sie ihre Klientel zur Erntezeit zu den Kirsch-, Apfel- und Pflaumenbäumen mit der Aufforderung in den Garten schickt: „Nehmen Sie mit, so viel Sie wollen, aber im Tausch gibt es dafür ein Glas Marmelade zurück.“

Bis vor kurzem waren ihre Gehilfen Klaus und Gustav bei der Schneckenplage noch unentbehrlich. Dann kam der Fuchs und hat die beiden hungrigen Laufenten gerissen. Röhr hat noch viel vor: Auf dem riesigen Gelände könne sie sich vorstellen, dass Lehrgänge in Kräuterkunde abgehalten werden, sich eine Rockband austobt oder noch ein Café mit Selbstbedienung entsteht.

„Hier ist so viel Platz, ich möchte für Leute mit innovativen Ideen eine Plattform schaffen“, schwärmt die Chefin von der Zukunft. Sie selbst plant im Dezember eine Premiere: Dann soll dort ein Weihnachtsmarkt der etwas anderen Art entstehen. Die Christbaumkugeln, auf denen Schweine Wasserski fahren, sind schon bestellt.

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