Rückschlag für OB RekerDrogenkonsumraum am Kölner Neumarkt soll länger öffnen – Stadt fehlt aber Personal

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Der Drogenkonsumraum am Neumarkt von innen.

Der Drogenkonsumraum am Kölner Neumarkt von innen. Für die längeren Öffnungszeiten fehlen der Stadt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Erweiterung der Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums am Neumarkt gelingt noch nicht. Alle ausgeschriebenen Stellen sind noch unbesetzt.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat sich für das laufende Jahr das persönliche Ziel gesetzt, die Situation am Drogenhotspot Neumarkt zu verbessern. Zuletzt hatte sich die Lage dort weiter verschlechtert. Die Stadtverwaltung plant, mit Hilfe verschiedener Bausteine eine Wende einzuleiten.

Der im vergangenen Jahr neu eröffnete Drogenkonsumraum im städtischen Gesundheitsamt soll dabei eine zentrale Rolle spielen. Das Angebot steht bislang nur während einer begrenzten Zeit zur Verfügung – in der Folge nutzen die drogenabhängigen Menschen verstärkt die Eingänge der umliegenden Häuser, um sich Spritzen zu setzen oder Crack zu rauchen.

Drogenkonsumraum am Kölner Neumarkt: Immer noch ist um 18.30 Uhr Schluss

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hatte der Stadtrat im Februar beschlossen, dass der Raum ab dem 1. März von Montag bis Freitag bis 23 Uhr geöffnet sein soll. Doch bis zur Umsetzung dauert es nun doch noch länger. Derzeit schließt der Drogenkonsumraum weiterhin um 18.30 Uhr.

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Wie die Stadt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mitteilte, konnte bislang keine der 16 ausgeschriebenen Stellen, die es für die Erweiterung braucht, besetzt werden. Dabei bahnt sich die Ausweitung bereits seit Monaten an.

Ende Januar kündigte Sozialdezernent Harald Rau dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber an, dass diese geplant sei. Rau sagte schon damals: „Der Vorbehalt ist, dass wir das Personal finden müssen. Die Angestellten müssen die entsprechenden Qualifikationen haben. Es ist eine große Herausforderung, das richtige Personal zu finden“, so Rau. Dass es der Verwaltung bislang weder intern noch extern gelungen ist, die ersten geeigneten Personen einzustellen, dürfte Rau enttäuschen.

Und nicht nur ihn: Auch für die Oberbürgermeisterin bedeutet das einen Rückschlag für das aus ihrer Sicht wichtigste Projekt dieses Jahres, denn schon auf den ersten Metern gerät die Umsetzung eines zentralen Vorhabens ins Stocken.

Stadt Köln engagiert Unternehmen, das Personal für den Drogenkonsumraum ermitteln soll

„Wir arbeiten mit Hochdruck an der Personalakquise“, teilte eine Sprecherin der Stadt mit. Die Verwaltung hat inzwischen erkannt, dass die Besetzung aller 16 Stellen mit den üblichen Instrumenten nicht funktionieren wird: Damit die Ausweitung der Öffnungszeiten möglichst schnell gelingen kann, soll nun ein Unternehmen mit der Personalgewinnung beauftragt werden. Dies werde aktuell vergaberechtlich geprüft, heißt es von der Stadt. Gleichzeitig startet ein internes Stellenbesetzungsverfahren.

Noch hält sich der Druck aus dem Stadtrat, der die Ausweitung vorangetrieben hatte, in Grenzen. „Dass wir nicht gleich den Goldstandard haben werden, war klar“, sagte Ralf Unna (Grüne), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Man arbeite gemeinsam mit der Verwaltung Schritt für Schritt an einer Verlängerung. Dass bislang keine einzige Stelle besetzt werden konnte, sei zwar enttäuschend. Aber: „Ich habe nicht den Eindruck, dass die Verwaltung das Thema verschlafen hat.“ Sollte in den kommenden Wochen kein geeignetes Personal gefunden werden, dürfte der politische Druck auf die Verwaltung steigen.

Weitere Drogenkonsumräume im Rechtsrheinischen geplant

Gelöst ist das Problem auch nach der Besetzung der 16 Stellen nicht: Mittelfristig will die Stadt im Rechtsrheinischen zwei weitere Drogenkonsumräume eröffnen. So will sie etwa in Kalk einen neuen Drogenkonsumraum einrichten. Wie das Sozialdezernat der Politik schriftlich mitteilte, wurde hierfür bereits im September 2022 ein Mietvertrag für die Dillenburger Straße 27 mit der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) abgeschlossen.

Wie die Stadt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mitteilte, soll der Raum Ende 2024 eröffnet werden. Der Bauantrag soll noch im März eingereicht werden. Zudem soll im Rechtsrheinischen ein weiterer Drogenkonsumraum entstehen. Wie zu erfahren war, sucht die Stadt nach einem Raum, der möglichst nah am Wiener Platz betrieben werden kann.

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