Ehemalige DombaumeisterinNichtstun der Stadt Köln gefährdet den Römerturm

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Römerturm mit Stützgerüst

Köln-Innenstadt – Vor ein paar Tagen entdeckte ich am Römerturm auf der Zeughausstraße ein neues Hinweisschild der Stadt für Touristen, abgefasst auf Deutsch und Englisch. Das ist natürlich hoch verdienstvoll, aber in noch höherem Maße skurril.

Seit Jahren kämpfe ich als Vorsitzende des „Fördervereins Römische Stadtmauer“ um die Sanierung des am besten erhaltenen Relikts der antiken Stadtbefestigung. Der Verein entstand 2018 als direkte Folge meiner Kolumne „Auf den Punkt“, in der ich mehrfach den miserablen Zustand der römischen Mauerreste beklagt hatte.

Prachtstück der antiken Anlage

Das gilt auch für das Prachtstück, den Römerturm. Er bildete die Nordwestecke des fast vier Kilometer langen Rings um die Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Die Römer errichteten die Mauer um das Jahr 90 nach Christus in nur etwas mehr als zehn Jahren. Eine unglaubliche Leistung. Aber irgendwie mussten die in Köln stationierten Soldaten ja beschäftigt werden, wenn sie gerade mal keine angreifenden Germanen abzuwehren hatten.

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Die üppigen mosaikartigen Verzierungen des Eckturms aus verschiedenfarbigen Steinarten – Trachyt, Sandstein, Kalkstein, Grauwacke und Ziegel – zeigen, dass die Römer ihre Mauer nicht nur als militärisches notwendiges Bollwerk betrachteten, sondern auch als einen repräsentativen Bau, als eine Machtdemonstration.

Restaurierung ist geboten

Eine Restaurierung des stark verschmutzten und in Teilen auch beschädigten Mauerwerks ist seit langem geboten. An der zur Straße gewandten Seite kann man gut erkennen, welchen Dreck insbesondere die hier parkenden Touristenbusse mit ihren Abgasen hinterlassen haben.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Kölner Regierungspräsidium haben finanzielle Hilfen zugesagt, so dass bereits erste Voruntersuchungen stattfanden. Mit Schrecken stellten die Restauratoren fest, dass sich – von niemandem bemerkt – über einen längeren Zeitraum hinweg Teile der Außenschale vom restlichen Mauerwerk gelöst haben. Dazwischen ist ein bis zu 16 Zentimeter tiefer Hohlraum entstanden.

Einsturzgefahr

Somit drohen ohne eine möglichst schnelle Sanierung größere Mauerstücke einzustürzen. Ein provisorisches Schutzgerüst, das wie eine Klammer funktioniert, soll das verhindern.

Auf Kosten des Vereins und in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wurde bereits eine Methode entwickelt, den Schaden zu beheben, ohne dass man den kompletten Hohlraum verfüllen muss: Verbindungsröhren sollen Außenschale und restliches Mauerwerk zusammenhalten. Die Bronzedeckel erster Probe-Röhren können Sie gut sehen. Und in der Umgebung wurden schon mal probehalber auch einige Steine gereinigt. So leuchtend und farbintensiv wie hier könnte der ganze Turm aussehen.

Sicherungsarbeiten kosten 500.000 Euro

Doch nun kämpfen wir bereits seit einem Jahr um die Zuschüsse der Stadt Köln, die für den Erhalt der Römermauer verantwortlich ist. Für die Schalensicherung sind etwa 500.000 Euro veranschlagt. Zwar gibt es einen einstimmigen Beschluss des Kulturausschusses. Aber die Kämmerin rückt einfach das Geld nicht heraus. Wenn sich das nicht sehr bald ändert, muss die Sanierung ins nächste Jahr verschoben werden, weil die Restaurierungsmittel keine Außentemperaturen von unter acht Grad vertragen.

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Während die Stadt alle Hilferufe ignoriert, den Römerturm zu retten, bringt sie es fertig, auch noch eine Tafel aufzustellen, um was für ein tolles Denkmal es sich handelt. Als ob sie sich mit ihrem Nichtstun auch noch schmücken wollte. Der zeitliche Zusammenhang zur Verleihung des Unesco-Weltkulturerbe-Status an den Niedergermanischen Limes ist auffällig.

Und besonders bizarr ist natürlich, dass dieser Hinweis als Erstes wieder entfernt werden müsste, wenn wir tatsächlich mit der Sanierung beginnen könnten. Die Tafel wurde nämlich nur wenige Zentimeter von der Mauerschale entfernt befestigt. Schild oder Schilda – das ist hier die Frage.

Aufgezeichnet von Joachim Frank

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