OB Reker lobt bequeme SitzeDer Horch zu Gast in Köln – wo vor mehr als 100 Jahren alles begann

Lesezeit 3 Minuten
Robert Rademacher hilft der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker beim Aussteigen aus seinem Horch aus dem Jahr 1935.

Robert Rademacher hilft der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker beim Aussteigen aus seinem Horch aus dem Jahr 1935.

Auf dem Neptunplatz in Ehrenfeld trafen sich am Wochenende die Fans der Kultmarke Horch.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Automobilmarke Horch zwar unter, doch die Faszination lebt weiter. „Die Formgebung hat mir schon immer gefallen“, sagt Hans Bachleitner, als er sein Horch 830 BL Gläser Cabriolet auf dem Ehrenfelder Neptunplatz zum Stehen gebracht hat. Üppige Formen, viel Chrom, ordentlich Hubraum unter der Motorhaube – in den 1920er und 1930er Jahren war Horch Marktführer im Oberklasse-Segment. Wer einen Horch fahren wollte, musste viel Geld auf den Tisch legen und bekam im Gegenzug eine Menge Prestige.

Horch Club mit Rundfahrt quer durch Deutschland

Der Horch Club mit Sitz in Zwickau veranstaltet derzeit eine Rundfahrt quer durch Deutschland. Angesteuert werden die wichtigsten Stationen im Leben des Markengründers August Horch, der vor 125 Jahren mit dem Automobilbau startete. Weil er sich dafür einen ehemaligen Pferdestall an der Venloer Straße 295 in Ehrenfeld aussuchte, machen die Oldtimer-Enthusiasten natürlich auch in Köln Halt.

Club-Vorsitzender Klaus Kramer begrüßt die Horch-Fans auf dem Neptunplatz. Foto: Christ

Club-Vorsitzender Klaus Kramer begrüßt die Horch-Fans auf dem Neptunplatz.

Insgesamt zwölf Horch-Automobile stellten sich am Sonntag in Ehrenfeld ein. Nur einen Steinwurf entfernt hatten Horch und seine Mitarbeiter 1899 begonnen, fremde Autos zu reparieren und eigene zu konstruieren. Heute steht hier eine Sparkasse. Auch Horchs Urenkelin Tanja Wörmann und Oberbürgermeisterin Henriette Reker sind beim Treffen auf dem Neptunplatz dabei. Club-Mitglied Robert Rademacher hat Reker in seinem 853 Sportcabriolet von zu Hause abgeholt.

Henriette Reker: Noch nie so bequem in einem Auto gesessen

„Ich habe in meinem Leben noch nie so bequem in einem Automobil gesessen“, sagt Reker anschließend. In ihrer Ansprache erinnert sie an Kölns glorreiche Vergangenheit im Automobil- und Motorenbau. Neben August Horch hätten auch Wilhelm Maybach, Ettore Bugatti oder Gottlieb Daimler hier gewirkt: „Köln war im ausgehenden 19. Jahrhundert einer der wichtigen Standorte automobiler Entwicklung weltweit.“

Horch verlegte seinen Betrieb jedoch schon nach drei Jahren nach Sachsen. 1909 verließ er sein eigenes Unternehmen und fertigte fortan unter dem Namen Audi Autos. 1932 fusionierten die Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer zur Auto Union. Zwischen 1899 und 1940 seien rund 40.000 Horch-Fahrzeuge gebaut worden, sagt Club-Vorsitzender Klaus Kramer im Outfit der 1920-er Jahre: „Wir schätzen, dass es 350 bis 400 Fahrzeuge noch gibt.“

Landwirt berichtet von aufwändiger Horch-Restaurierung

Hans Bachleitner besitzt seinen Horch nun seit 40 Jahren. Aus einer Ruine hat er ein glänzendes Schmuckstück mit V8-Motor und 3,5 Litern Hubraum gemacht. Die Restaurierung habe ihn tausende Arbeitsstunden gekostet, sagt der Landwirt aus der Nähe von Pirmasens. Viele Teile wie Rückleuchten, Zierleisten oder Radkappen habe er mühsam nachgebaut. Von August Horch spricht Bachleitner voller Respekt: „Er war ein bescheidener Mensch und trotzdem hat er es geschafft, zwei Firmen aufzubauen.“ Ein guter Geschäftsmann sei er jedoch nicht unbedingt gewesen.

Finanzielle Gründe waren es auch, die das Kölner Horch-Kapitel 1902 beendeten. Fortan ging es in Sachsen weiter. „Aber ohne Köln gäbe es keinen Horch“, so Klaus Kramer. Die Gedenkplakette an der Venloer Straße sei deshalb „zu wenig“, findet Robert Rademacher, ein wichtiger Förderer des August-Horch-Museums in Zwickau. Erstrebenswert wäre eine weitere Plakette an August Horchs ehemaligem Wohnhaus an der Ehrenfelder Leostraße.

Nachtmodus
KStA abonnieren