Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Erfinder von Jack in the BoxMartin Schmittseifer ist überraschend gestorben

3 min
Ein Mann mit dunklem Pullover und dunklem zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haar schaut lächelnd in die Kamera.

Martin Schmittseifer, Initiator von Projekten wie Jack in the box und Stattinsel Westspitze, ist überraschend gestorben.

Martin Schmittseifer ist gestorben. In Ehrenfeld stand er für Jack in the Box und die Westspitze, beides Orte, die Menschen zusammenbringen sollen. 

Er sei ein „Idealist, Macher, Ermöglicher, Vorbild gewesen. Und einfach ein wirklich sympathischer Mensch“, schreibt ein Freund auf der Gedenkseite für Martin Schmittseifer im Internet. Ein anderer Wegbegleiter erinnert an dessen Rolle als treibende Kraft hinter Jack in the Box, einer ehemaligen Ehrenfelder Institution, die weit über den Stadtteil hinaus große Ausstrahlung hatte. Aber auch an seine Arbeit für die „Inselstatt Westspitze“ bis zuletzt: „Jahrelang hat er dicke Bretter gebohrt und sich unermüdlich für diese Projekte eingesetzt.“

Martin Schmittseifer wurde 1968 in Bergneustadt geboren, nach seinem Studium der evangelischen Theologie, der Psychologie und der Sozialarbeit war er zunächst in Köln als Sozialarbeiter tätig. Bis er 2006 Jack in the Box gründete, einen Verein für die Entwicklung innovativer Modelle der Beschäftigungsförderung. Seine Idee: Langzeitarbeitslose sollten im Rahmen von Ein-Euro-Jobs sinnvollen Tätigkeiten nachgehen und Dinge herstellen, die der Allgemeinheit zugutekommen. So wurden Übersee-Container zu Jugendräumen oder Ateliers umgebaut, aus Ölfässern und Obstkisten wurden Möbel.

An einem Zaun hängen Schilder, die auf Jack in the box und das Neubauquartier Ehrenveedel hinweisen.

2019, noch vor der Bebauung des Geländes am Alten Güterbahnhof, war Jack in the box dort beheimatet.

Einen geeigneten Ort hatte der Verein in einer leerstehenden Halle mit Werkstätten auf dem ehemaligen Gelände des Güterbahnhofs an der Vogelsanger Straße gefunden. Sie wurde rasch zu einem beliebten Szene-Treff, wo Märkte stattfanden, Ausstellungen und Partys. Doch Jack in the Box war nur Zwischennutzer, und als sich mit der Aurelis ein Investor fand, der auf dem Areal Wohnungen bauen wollte, musste der Verein 2016 die Halle aufgeben. Trotz aller Appelle und Beschlüsse von Seiten der Politik – und trotz der anfänglichen Beteuerungen des Investors.

Alles zum Thema Vogelsanger Straße

Fünf Menschen sitzen an einem Tisch, vor ihnen sitzen Zuschauer in mehreren Reihen.

Martin Schmittseifer (3.v.l.) im Jahr 2019 bei einer Diskussion im Allerweltshaus mit Moderator Martin Herrndorf (v.l.), Eva Schaaf (Allerweltshaus) und dem damaligen ezirksbürgermeister Josef Wirges und Martina Borck (Cinenova) über die Zukunft von Jack in the box.

Am neuen Standort in der Südstadt konnte Jack in the Box nie wirklich Fuß fassen, die Räumlichkeiten waren nicht geeignet. Martin Schmittseifers Thema war nun vor allem die Notwendigkeit gemeinwohlorientierter Quartiers- und Stadtentwicklung, etwa die Integration der Bestände soziokultureller Lebendigkeit und Kreativität in ein rein rendite-orientiertes Umfeld. Dafür engagierte er sich ehrenamtlich in zahlreichen Gremien und Vereinen, im Rahmenplanungsbeirat Ehrenfeld/Müngersdorf/Braunsfeld ebenso wie im Raum 13 in Mülheim.

Bauantrag für neuen Begegnungsort Westspitze am alten Güterbahnhof in Ehrenfeld steht noch aus

Wie man diese Integration hinkriegt, wollte Schmittseifer mit seinem Geschäftspartner Amon Nanz und der GmbH „Inselstatt Westspitze“ im Gebäude der früheren Bahndirektion auf dem alten Güterbahnhof-Gelände am Maarweg ausprobieren. Dass die GmbH das Gebäude nach langen Verhandlungen in Erbbaupacht übernehmen konnte, sah er als kleine Entschädigung an. Dort sollte ein Zentrum für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft mit angeschlossener Gastronomie entstehen. Wenn auf den zur Verfügung stehenden rund 600 Quadratmetern möglich, sollte auch wieder Beschäftigungsförderung stattfinden. „Wir werden auf jeden Fall weitermachen, unser Ziel ist, 2026 zu eröffnen, aber dafür muss erst einmal der Bauantrag genehmigt werden“, sagte Amon Nanz in einer Reaktion auf die traurige Nachricht. Immer weitermachen – das sei man der Öffentlichkeit schuldig, aber auch Martin Schmittseifer.

Martin Schmittseifer starb völlig unerwartet am 25. August, er hinterlässt Frau und Tochter. Die Beisetzung findet am Donnerstag, 11. September, um 12 Uhr im engeren Familien- und Freundeskreis auf dem Ostfriedhof statt. Am Freitag, 12. September, folgt eine Gedenkfeier ab 17 Uhr in seiner letzten Wirkungsstätte Stattinsel Westspitze, Maarweg 172. Dazu sind alle, die sich von Martin Schmittseifer verabschieden möchten, herzlich eingeladen.

https://martinschmittseifer.de/