Die Verkehrssicherheit im Herzen von Ehrenfeld hat sich nach Angaben der Stadt deutlich verbessert. Das gilt vor allem für Radfahrer.
Weniger Verkehr, weniger UnfälleVenloer Straße soll dauerhaft Einbahnstraße bleiben

Die Venloer Straße, hier an der Einmündung Piusstraße/Franz-Geuer-Straße, soll nach dem Willen der Stadtverwaltung dauerhaft zur Einbahnstraße werden. Foto: Hans Willi Hermans
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Es ist gut zwei Jahre her, da waren Verkehrsversuche in Köln ungefähr so beliebt wie Schlaglöcher. Kölns Verkehrsdezernent Ascan Egerer war mit der Einführung von Tempo 20 auf der Venloer Straße krachend an der Straßenverkehrsordnung gescheitert, die solche Experimente mit Fähnchen als Schilder-Ersatz gar nicht zulässt. Im August 2023 flog ihm die autofreie Deutzer Freiheit vor dem Verwaltungsgericht als „voraussichtlich rechtswidrig“ um die Ohren und das Dezernat zog die Notbremse. Die Pläne für autofreie Bereiche auf der Severinstraße und der Friesenstraße wurden vorerst zurückgestellt.
Im Mai 2025 kommt frohe Kunde aus dem Hause Egerer. Die Erkenntnisse des Verkehrsversuchs auf der Venloer Straße liegen vor, die seit Oktober 2023 Richtung Innenstadt zwischen dem Ehrenfeldgürtel und der Piusstraße/Franz-Geuer-Straße als Einbahnstraße mit Tempo 30 ausgewiesen ist. Danach hat die Stadt das wichtigste Ziel erreicht: Die Verkehrssicherheit im Zentrum von Ehrenfeld hat sich verbessert.

Das Verkehrsdezernat stellt mit Katharina Pitko, Ascan Egerer und Christian Dörkes (v.l.) im November 2023 den Verkehrsversuch vor.
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Die Verwaltung wird dem Verkehrsausschuss des Stadtrats und der Bezirksvertretung Ehrenfeld in einer Vorlage für ihre Sitzungen mit Mai vorschlagen, aus dem Versuch eine Dauereinrichtung zu machen. Für Radfahrende wird weiterhin gelten, dass sie die Einkaufmeile in beiden Richtungen nutzen können.
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„Die Venloer Straße hat erneut gezeigt, dass Verkehrsversuche mit Beteiligung der Öffentlichkeit funktionieren“, sagt Egerer. „Mit diesem Instrument können wir verschiedene Lösungen in der Praxis bewerten und auf die vielen unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen. So finden wir die optimale Lösung, die alle Belange bestmöglich berücksichtigt. Ich danke vor allem den Bewohnern und Geschäftstreibenden vor Ort für Ihre Geduld. Es hat sich gelohnt, die Venloer Straße ist sicherer geworden.“
Und das sind die Ergebnisse:
Weniger Unfälle mit Radfahrern
Die Zahl der Unfälle ist insgesamt deutlich gesunken, das gilt insbesondere bei Unfällen mit Fahrradbeteiligung. Auch Dooring-Unfälle, das sind Kollisionen von Radlern mit plötzlich geöffneten Autotüren, sind deutlich seltener geworden. Dagegen hat sich die Anzahl der Unfälle mit Fußgängern minimal erhöht. Die Stadt vermutet einen Zusammenhang mit dem Rückgang des Verkehrs, der dazu verleitet, die Straße abseits von Zebrastreifen zu queren. Daher empfiehlt die Verwaltung, ergänzende Maßnahmen zur sicheren Führung des Fußverkehrs zu prüfen und umzusetzen.
Weniger Verkehr, weniger Tempo
Messungen an 27 Kreuzungen und 15 weiteren Stellen zwischen 2022 und 2024 haben ergeben, dass sich der Verkehr deutlich verringert hat. Das gilt nicht für einige Nebenstraße wie die Keplerstraße und die Piusstraße. Vor allem die Anwohner der schmalen Piusstraße mussten lange unter dem Schleichverkehr zwischen der Vogelsanger und der Venloer Straße leiden. Das hat sich verbessert, nachdem sie in eine Anliegerstraße umgewandelt wurde. Geschwindigkeitsmessungen an 15 verschiedenen Standorten haben laut Stadtverwaltung ergeben, dass das Tempo auf der Venloer Straße und im Umfeld an nahezu allen Stellen gesunken ist, obwohl keine baulichen Eingriffe vorgenommen wurden.
Weniger Verkehr auch auf den Nachbarstraßen
Im Gegensatz zum subjektiven Empfinden der Anwohnenden hat der Verkehr auch auf der Vogelsanger Straße und der Subbelrather Straße abgenommen. Die Stadt erklärt das damit, dass die Vogelsanger Straße zwischen der Inneren Kanalstraße und dem Melatengürtel von Ende 2019 bis Anfang 2022 umgebaut wurde und nur eingeschränkt oder gar nicht befahrbar war. Ein weiterer Grund könne die Corona-Pandemie sein, in der grundsätzlich deutlich weniger Autos unterwegs waren.
Positive Folgen für Gastronomie und Dienstleistung
Die Auswirkungen des Verkehrsversuchs auf die Wirtschaft vor Ort können laut einer Untersuchung der Universität Köln noch nicht bewertet werden. Die bisherigen Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass langfristig Gastronomie und Dienstleistungsgewerbe profitieren. Weniger Autos und mehr Verkehrssicherheit machten die Straße attraktiver für Anwohner und Besucher. Das könne mittelfristig zu einer höheren Besuchsfrequenz führen und sich positiv auf die Geschäfte auswirken. Die Wissenschaftler empfehlen, die Zahl der Kunden und die Umsätze kontinuierlich zu beobachten und bei Bedarf nachzusteuern.
Was ist noch zu tun?
Sollten die politischen Gremien den Verkehrsversuch positiv bewerten und die Einbahnstraßenregelung zur Dauerlösung machen, hätte das weitere Folgen. Dazu zählt etwa der Umbau der Kreuzung Venloer Straße/Innere Kanalstraße und die Umkehr der Fahrtrichtung in der Einbahnstraße Piusstraße. Bislang führt sie von der Venloer Straße zur Vogelsanger Straße.