Herkulesstraße in KölnKontrolle am Eingang zum Flüchtlingsheim nach Gefühl

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Im Flüchtlingswohnheim an der Herkulesstraße sind Windpocken ausgebrochen. Die Bewohner stehen unter Quarantäne.

Im Flüchtlingswohnheim an der Herkulesstraße sind Windpocken ausgebrochen. Die Bewohner stehen unter Quarantäne.

Ehrenfeld – Im Flüchtlingsheim an der Neuehrenfelder Herkulesstraße herrscht ständig ein reger Betrieb. Etwa 600 Menschen leben im ehemaligen Straßenverkehrsamt sowie in Containern auf dem Parkplatz. Sie gehen ein und aus. Fast jeden Tag ziehen außerdem Neuankömmlinge ein, während andere die Notunterkunft wieder verlassen. Weder die Stadt noch das Rote Kreuz als Betreiber haben offenbar einen Überblick, wer sich wie lange in dem Flüchtlingsheim aufhält.

Als Operationsbasis missbraucht

Bei der großen Razzia am Donnerstagmorgen stellte die Polizei fest, dass sich auf dem Gelände 50 polizeibekannte Taschen- und Ladendiebe befanden, obwohl sie dort überhaupt nicht gemeldet sind. „Die Feststellung der 50 Personen ist für uns die Bestätigung, dass Straftäter die Unterkunft an der Herkulesstraße als Operationsbasis missbrauchen“, sagte Kriminaloberrat Thomas Schulte, Einsatzleiter bei der Razzia. Die Stadt Köln mache „keine Stubendurchgänge“, um zu überprüfen, wer sich auf dem Areal aufhalte.

„Es gibt bewusst keine Einlasskontrollen“, sagte ein Sprecher des Sozialdezernats dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag. Dies gilt allerdings nicht für jeden Besucher. So berichtet Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats, dass er beim Besuch eines Asylbewerbers, den er berät, bereits am Eingangstor vom Sicherheitsdienst der Firma Adlerwache aufgehalten wurde. Obwohl er den Namen und die Zimmernummer des Mannes nannte, musste der Heimleiter hinzugezogen werden. Da er Prölß kannte, ließ er seinen Besuch schließlich zu.

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Das Presseamt der Stadt erklärte am Freitag, dass der Sicherheitsdienst den Zugang lediglich durch eine „Sichtkontrolle“ prüfe. Was genau sich hinter dem Begriff verbirgt, bleibt jedoch unklar. „Die Wachleute kennen ihre Pappenheimer und haben ein Gefühl, wer dort wohnt und wer nicht“, sagte Stadtsprecherin Inge Schürmann. Wie 50 Personen auf das Gelände gelangen konnten, die nicht dort gemeldet sind, konnte sie sich nicht erklären. Möglicherweise habe es sich um Gäste gehandelt. Da die Razzia am frühen Morgen stattfand, liegt indes der Verdacht nahe, dass sie bereits die Nacht in der Herkulesstraße verbracht hatten.

Die Stadt erlaube den Bewohnern grundsätzlich, Besuch zu empfangen. Zugang hätten allerdings nur Privatpersonen, die ausdrücklich eingeladen wurden. Übernachten dürften diese jedoch nicht. Es werde aber auch nicht genau kontrolliert, wer sich in welchem Zimmer aufhalte und in welchem Bett schlafe, so der Sprecher des Sozialdezernats.

Überprüfung schwierig

„Bei einem konkreten Verdacht kann das Personal die Identität aber jederzeit prüfen“, ergänzte Stadtsprecherin Schürmann. Die Flüchtlinge besäßen Papiere, die sie als Bewohner der Herkulesstraße ausweisen würden. Allerdings seien diese nur teilweise mit Fotos ausgestattet. Eine exakte Überprüfung sei bei 600 Menschen äußerst schwierig. Die Stadt diskutiere jetzt deshalb darüber, ein technisches Zugangssystem zu installieren, um die Sichtkontrolle zu ergänzen.

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