Ehrung durch OB Reker„Tayfun Keltek ist eine Institution über Köln hinaus“

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Tayfun Keltek wird zu seinem 75. Geburtstag von Kölner OB Henriette Reker im Muschelsaal empfangen. Keltek sitzt an einem Schreibtisch und trägt sich in das Gästebuch der Stadt ein. Reker steht neben ihm.

Tayfun Keltek wird zu seinem 75. Geburtstag von der Kölner OB Henriette Reker im Muschelsaal empfangen.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat am Montag Tayfun Keltek geehrt, der in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden ist. Keltek hat für sein migrationspolitisches Engagement über Köln hinaus bereits den Verdienstorden der Bundesrepublik erhalten.

Als jemanden, der Experte und zugleich „glühender Vertreter“ seines Themas sei, hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Montag Tayfun Keltek gewürdigt, der seit langem dem Kölner Integrationsrat und dem Landesintegrationsrat Nordrhein-Westfalen vorsitzt. „Du bist auf dem Gebiet der Migrationsarbeit eine Institution weit über Köln hinaus“, sagte Reker. Anlass für die Ehrung mit einem Empfang im Rathaus war, dass Keltek in diesem Jahr 75 geworden ist. In „Höhen und Tiefen“ hätten sie einander viele Jahre begleitet, so Reker.

Als Beispiel für einen Erfolg nannte sie die Zustimmung des Stadtrats zum Positionspapier „Identität stärken – natürliche Mehrsprachigkeit fördern!" des Integrationsrats. Als einen Tiefpunkt erwähnte sie die „Schieflage“, die nach der Kölner Silvesternacht 2015/16, in der junge Männer aus Nordafrika sexuelle Übergriffe auf Frauen verübten, entstanden sei. Die Ereignisse seien politisch ausgenutzt worden, um Stimmung gegen Migranten zu machen. Keltek habe vor pauschalen Urteilen über Menschen mit internationaler Herkunftsgeschichte gewarnt und daran erinnert, dass „gegenseitiger Respekt wichtiger ist, als Generalverdächtigungen aussprechen“.

Tayfun Keltek kam als Student aus der Türkei nach Deutschland

Seine eigene Geschichte habe ihn dafür prädestiniert, sich für die gleichberechtigte Teilhabe von Migranten zu engagieren, wie er es seit Jahrzehnten in verschiedenen Gremien tue. 1947 in der Türkei geboren, kam Keltek 1969 als Promotionsstudent nach Deutschland. Nach einem Aufbaustudium an der Kölner Sporthochschule arbeitete er als Diplomsportlehrer an der Realschule Deutz. 1984 wurde er in den Ausländerbeirat gewählt, wie er damals hieß, und war seitdem dessen stellvertretender Vorsitzender oder Vorsitzender.

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1987 initiierte er die Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte NRW, aus der 1996 die von ihm mitgegründete Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen NRW wurde; seit 2010 nennt sie sich Landesintegrationsrat. Für sein Engagement ist Keltek, der seit 1985 der SPD angehört, unter anderem mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden.

55 Prozent der Kölner Jugendlichen haben Migrationshintergrund

Beim Empfang wies er darauf hin, in der Stadt hätten 55 Prozent der Jugendlichen unter 18 einen Migrationshintergrund. Sein Ziel sei, „diese Jugendlichen für unsere Gesellschaft zu gewinnen“. Das könne nur dann gelingen, „wenn wir sie so annehmen, wie sie sind, und nicht, wie wir sie haben wollen. Das hat 30, 40 Jahre lang nicht funktioniert.“ Falsch sei es, die Jugendlichen, die sich „durch und durch deutsch“ fühlen würden, „auf ihre Herkunfstidentität zu reduzieren", wie es oft geschehe.

Es komme darauf an, durch Förderung das Potenzial dieser „zusätzlichen Identität“ zu nutzen, statt es brachliegen zu lassen, zum Beispiel die Zweisprachigkeit. Keltek dankte Reker für die „große Unterstützung“ dabei, das Amt für Integration und Vielfalt einzurichten. Ende 2018 geschaffen, beschäftigt es rund 90 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

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