Ferch als Polizist im „Fall Mirco“Größte Suchaktion der deutschen Geschichte verfilmt

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Ingo Thiel und Heino Ferch beim Treffen in Köln.

Ingo Thiel und Heino Ferch beim Treffen in Köln.

Köln – Ein zehnjähriger Junge kommt im Spätsommer 2010 nicht nach Hause, verschwindet spurlos. Für die Eltern beginnt die schlimmste Zeit ihres Lebens und für die Polizei die größte Suchaktion der deutschen Nachkriegsgeschichte. 145 Tage lang verfolgt Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel gemeinsam mit einer mehr als 60 Mann starken Sonderkommission jede erdenkliche Spur, nimmt Tausende Hinweise aus der Bevölkerung entgegen, wertet sie aus. Gesucht wird mit Hunden, Hubschraubern, sogar Kampfflugzeugen. Und tatsächlich: Der Täter kann nach fünf Monaten überführt werden. Zu diesem Zeitpunkt ist der Junge jedoch schon tot – sexuell missbraucht und anschließend erdrosselt.

Die Ermittlungsakte aus dem „Fall Mirco“ ist das Zeugnis einer grausamen Tat und umfasst knapp 22000 Seiten – die nun in 90 Minuten zusammengefasst werden.

Der Film „Ein Kind wird gesucht“, der am 22. Oktober um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird, soll dokumentarisch und emotional spannend die Realität der akribischen Polizeiarbeit und das Leiden der betroffenen Familie Schlitter zeigen.

Zwar auf fiktive Weise, doch haben sich die beiden Drehbuchautoren Katja Röder und Fred Breinersdorfer dafür an Einzelheiten aus dem wirklichen „Fall Mirco“ orientiert und eng mit den Eltern, Sandra und Reinhard Schlitter, sowie Hauptkommissar Ingo Thiel zusammengearbeitet. „Polizisten mögen eigentlich keine Krimis, da sie nicht dem wahren Polizeialltag entsprechen. Darum soll der Film nun möglichst zeigen, wie es wirklich ist“, sagt Thiel, als er im Kölner Dorint Hotel auf die Filmemacher und denjenigen trifft, der ihn im Film verkörpert – Heino Ferch.

Hauptkommissar ist zufrieden mit Besetzung

Eine besondere Rolle für den mehrfach ausgezeichneten Schauspieler: „Eine Figur zu spielen, die wirklich mitten im Leben steht und sich mit diesen Sachen Tag für Tag beschäftigt, ist etwas, das vermeintlich einschränkt“, so Ferch. Doch er sei nicht Ingo Thiel, betont er, „ich nehme mir ein paar Elemente, die ich an ihm bewundere und Eigenheiten, die ich erkenne oder von denen er mir erzählt und versuche, diese einzubauen und umzusetzen.“ Der echte Hauptkommissar ist trotzdem zufrieden. „Meine Kollegen haben gesagt, Heino sei ein Abziehbild von mir“, sagt Thiel lachend und fügt hinzu: „Die haben uns wirklich ein Filmdenkmal gesetzt.“ Ob er dadurch nun mit den vergangenen Ereignissen abschließen könne? „Nein. Der »Fall Mirco« wird mich wohl ein Leben lang begleiten, die Erinnerungen kommen immer wieder hoch“.

Nicht anders ist es bei Mircos Eltern, die im Film von Silke Bodenbender und Johann von Bülow verkörpert werden und deren Leben auf schlimmste Weise komplett auf den Kopf gestellt wurde. Auch das Ehepaar war aus Grefrath nach Köln gereist, um an dem Treffen mit den Filmemachern, zu denen auch Regisseur Urs Egger und Produzent Nils Dünker gehörten, teilzunehmen. „Es war erst eine unmögliche Vorstellung, dass uns im Film wer anderes darstellen soll. Darum war uns die enge Zusammenarbeit mit dem Team und das Kennenlernen mit den Schauspielern sehr wichtig. Sie sollten wissen, wie wir wirklich sind“, so Reinhard Schlitter.

Und so fanden bereits vor Drehbeginn gemeinsame Treffen statt – verbunden mit Aufregung auf beiden Seiten. „Ich hatte etwas Schiss vor dem ersten Kennenlernen. Ich habe selber Kinder, und darum ging mir diese Geschichte sehr nah“, so Schauspieler Johann von Bülow. Doch die Angst sei unbegründet gewesen – ebenfalls auf beiden Seiten. Die Schlitters sind mit dem Resultat zufrieden, auch wenn ihre Film-Ichs nicht zu 100 Prozent realistisch dargestellt seien.

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