„So viele Fahrräder“Unterschiede zwischen den USA und Deutschland

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Fahrräder_DPA

In den USA benutzten die Menschen Fahrräder höchstens zum Spaß, aber nicht als Verkehrsmittel. Das erzählt Sharon Gardone aus Philadelphia.

Köln – Weil Regen bei meinen Kontaktanbahnungsversuchen in der Vergangenheit stets kontraproduktiv war, versuche ich mein Glück heute erst gar nicht auf der Straße, sondern steuere ein überdachtes Terrain an, auf dem ich mir spannende Begegnungen vorstellen kann: Das 25-Hours-Hotel im Gerling-Viertel, dessen Erdgeschoss neben Rezeption und Empfangsbereich aus Geschäftsfläche, Café und Büroraum für jedermann besteht. Hier stoße ich auf eine US-Amerikanerin, die zum ersten Mal Deutschland besucht.

Sharon Gardone ist begeistert von meiner Einladung zum Kaffee, und ich freue mich über den unkomplizierten Kontakt. Ich erfahre, dass die 55-Jährige am Rande von Philadelphia lebt, zwei fast erwachsene Söhne hat und einen Mann, der gerade geschäftlich in Köln unterwegs ist. Für den Abend steht ein gemeinsamer Restaurantbesuch auf dem Plan – in einem Lokal, wo es „ein richtiges Schnitzel“ gibt. Bisher hätten sie nämlich noch gar keine Gelegenheit gehabt, deutsches Essen zu genießen.

Gardone wundert sich über die vielen Fahrräder

Was sie denn schon von Köln gesehen habe, will ich wissen. Den Dom natürlich und ein bisschen von der Innenstadt, sagt Gardone, die Köln „sehr schön“ findet. Dank einer Stadtrundfahrt wisse sie ein wenig von der Geschichte und darüber, dass die allermeisten Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Besonders angetan ist sie von den Menschen hier – „Sie sind alle so nett und freundlich.“

Ich frage die Amerikanerin, die kein Wort Deutsch spricht, was sich hier in ihren Augen am meisten von ihrer Heimat unterscheidet. Es sei die Art, wie die Menschen sich bewegten. „So many bicycles“, betont sie und zeigt begeistert auf die Leihräder in der Hotellobby. In ihrer Heimat benutze man das Fahrrad allenfalls zum Spaß, aber nicht als Verkehrsmittel, um beispielsweise zur Arbeit zu kommen. Als ich ihr erzähle, was man mit dem Zweirad alles transportieren kann, lacht sie.

„Ich denke, er wird wieder gewinnen“

Wir kommen auf die Politik in den USA zu sprechen. Dass Donald Trump für eine weitere Amtszeit zum Präsidenten gewählt wird, steht für Gardone außer Frage. „Ich denke, er wird wieder gewinnen. Da sind viele Hände im Hintergrund, die dafür sorgen, dass es in diese Richtung geht.“ Ob sie keine Probleme habe, frage ich, einen Mann in diesem Amt zu befürworten, der nachweislich nicht immer die Wahrheit sagt, abstruse Dinge von sich gibt und ein bedenkliches Frauenbild hat? – Gardone stellt eine Gegenfrage: „Welcher Politiker lügt nicht?“

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Außerdem wisse man doch, dass Männer – wenn sie unter ihresgleichen seien – anders reden würden. „Das machen wir Frauen doch auch!“, sagt Gardone lachend und macht eine wegwischende Handbewegung. Trumps Credo „America first“, ist für die 55-Jährige mehr als nachvollziehbar. „So lange unsere eigenen Leute auf der Straße schlafen, müssen wir uns um die kümmern, anstatt Rechte denen zu geben, die illegal über die Grenze kommen.“

Unsere Serie „Zwei Kaffee, bitte!“: Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?

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