Im Museum LudwigDie Geschichte hinter Kölns größtem Bild

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„Katze“ von Michel Majerus im Museum Ludwig

„Katze“ von Michel Majerus im Museum Ludwig

Köln – Oft genug ist Köln – ob zurecht oder nicht – für Bewohner anderer deutscher Großstädte eine Zielscheibe für Spott. Schlamperei und Klüngel, Verwaltungsversagen und Dilettantismus prägen das öffentliche Bild der viertgrößten Stadt der Bundesrepublik. Uneingeschränkt respektiert, vielfach sogar bewundert, wird Köln dagegen zum Beispiel für seine Museumslandschaft. Die städtischen Häuser wie Museum Ludwig, Wallraf-Richartz-Museum, aber auch das zurzeit geschlossene Römisch-Germanische Museum gehören zu den wichtigsten Kultureinrichtungen im ganzen Land. Wer schon lange nicht mehr da war, sollte unbedingt mal wieder hin – Wir geben einen Überblick, was es in den städtischen Museen derzeit zu entdecken gibt.

Museum Ludwig

Das Haus südöstlich des Doms beherbergt einige der bekanntesten Kunstwerke der Stadt und seit vergangenem Jahr auch das größte in Köln ausgestellte Bild: Das monumentale Werk „Katze“ aus dem Jahr 1993 ist zehn Meter breit und sieben Meter hoch. Das Werk des Luxemburger Künstlers Michel Majerus zeigt überdimensionale Comicfiguren aus Kinderliteratur und Werbung („Bussi-Bär-Geschichten“ und Haribo-Katze) bei der Nikolausbescherung. In einer Werkbeschreibung des Museums heißt es: „Auffällig sind die Farbspuren und irritierenden Fehlstellen, die gegen die dargestellte heile Welt von glänzender Schokolade und Zuckerguss arbeiten, indem sie auf den Produktionsprozess verweisen.“

Bestürzend aber ist das Schicksal des Malers. Michel Majerus starb 2002 im Alter von 35 Jahren bei einem Flugzeugabsturz auf dem Weg von Berlin nach Luxemburg. Die Unglücksmaschine, eine Fokker 50, zerschellte während des Landeanflugs auf einem Acker in Niederanven, nur rund drei Kilometer vom Zielflughafen entfernt. Zum Zeitpunkt des Unglücks herrschte dichter Nebel. Von den 22 Menschen an Bord überlebten nur ein Passagier sowie der Kapitän den Absturz. Museumsdirektor Yilmaz Dziewior wies bei der Vorstellung des Werkes auf die Tragik hin, als er schrieb: „Für mich ist Majerus’ Katze eine überzeugende und provokante Antwort auf den Gestus der Neuen Wilden, aber auch auf die monumentale Architektur des DC-Saals.“ Der größte Saal des Ludwig hatte es dem Künstler zu Lebzeiten angetan. Es freue ihn, „dass es uns gelungen ist, den Wunsch von Majerus 25 Jahre später zu erfüllen. Sein damals vielleicht von einigen aufgrund seiner noch jungen Karriere als vermessen angesehenes Ansinnen – nämlich dieses Bild im großen Saal unseres Museums zu positionieren – konnten wir somit im Nachhinein erfüllen.“

Wallraf-Richartz-Museum

Nur noch am heutigen Sonntag ist ein fragiles Werk Leonardo da Vincis im Museum in der Altstadt zu sehen. Anlässlich des 500. Todestags des Universalgenies zeigt das Wallraf ein kostbares Blatt mit mehreren Zeichnungen da Vincis. Auf der Vorderseite ist eine Reihe von Figuren in unterschiedlichen Haltungen zu sehen, Studien männlicher Akte in fast tänzerischen Posen. Auf der Rückseite krabbeln zwei Krebse über das Blatt, das Teil der Grafischen Sammlung des Museums ist.

An einem anderen großen Künstler kommt man 2019 im Wallraf nicht vorbei: Rembrandt van Rijn, vor 350 Jahren in Amsterdam gestorben, ist die im November beginnende große Ausstellung „Inside Rembrandt“ gewidmet.

Rautenstrauch-Joest-Museum

Zusätzlich zur Dauerausstellung auf 3600 Quadratmetern hat im Völkerkundemuseum am Samstag eine kleine Fotoschau im Rahmen des Photoszene-Festivals eröffnet. Die belgische Künstlerin Antje Van Wichelen taucht anhand von Fotografien des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums in die Klischees und Motive der anthropometrischen Fotosammlungen der westlichen Kolonialzeit ein.

Museum für ostasiatische Kunst

Noch bis Ende Juni erinnert die Jubiläumsausstellung „Alles unter dem Himmel“ an die Eröffnung des Museums am Aachener Weiher im Dezember 1977. Im Mittelpunkt stehen die seitdem getätigten Ankäufe und Schenkungen, die das Haus erhalten hat.

NS-Dokumentationszentrum „Terror durch »Recht«“ lautet der Titel einer Sonderausstellung über den sogenannten Volksgerichtshof, den die Nationalsozialisten 1934 gründeten. Mehr als 16700 Menschen mussten sich bis 1945 vor dem Gericht verantworten, viele wurden zum Tod verurteilt.

Museum Schnütgen

Gemeinsam mit der Domschatzkammer zeigt das in der romanischen Cäcilienkirche beheimatete Museum die Werke eines der herausragenden Bildhauer des Rheinlands im frühen 13. Jahrhundert: Der Samsonmeister, der den Namen einer Skulptur des Samson in der Abtei Maria Laach trägt. Viele der gezeigten Werke sind seit Jahrzehnten nicht öffentlich gezeigt worden.

Museum für Angewandte Kunst Der Kölner Beitrag zum 100-jährigen Bauhaus-Museum ist im „MAKK“ zu sehen. „2 von 14. Zwei Kölnerinnen am Bauhaus“ lautet der Titel der Schau, die sich mit Werk und Wirken ebenjener befasst: der avantgardistischen Keramikkünstlerin Margarete Heymann-Loebenstein und der Bühnenbildnerin Marianne Ahlfeld-Heymann.

Römisch-Germanisches Museum

Seit dem Jahreswechsel ist das Haus am Roncalliplatz wegen der Generalsanierung geschlossen. Von Juni an werden einige der antiken Kunstschätze des weltbekannten Museums an anderer Stelle gezeigt: Die Stadt hat als Interimsstandort das Belgische Haus an der Cäcilienstraße angemietet, das nur wenige Schritte vom Neumarkt entfernt liegt. (red)

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