In Köln gestohlen, im Ausland geortetAuf der Spur der Handydiebe – So arbeiten die Profibanden

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Polizisten führen einen mutmaßlichen Handydieb auf dem Kölner Heumarkt ab.

Polizeirazzia gegen Taschendiebe auf dem Heumarkt in Köln im Juni 2023.

Aus zahlreichen Ermittlungen weiß die Polizei, wie die Täter vorgehen – aber es gibt einfache Tipps, sich zu schützen.

Das letzte Signal ihres iPhones stammt vom 21. Januar, 5.03 Uhr. An jenem Sonntagmorgen hat Jana Zimmermann (Name geändert) ihr gestohlenes Handy mit einem Ersatzgerät zum letzten Mal geortet; seitdem ist es tot, abgeschaltet, möglicherweise längst weiterverkauft. Vom Täter fehlt bis heute jede Spur. „Wir haben keinen Hinweis auf einen Tatverdächtigen“, berichtet ein Polizeisprecher auf Anfrage.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte Ende Januar über den Fall berichtet. Obwohl die 32-jährige Kölnerin ihr Smartphone, das ihr auf einer Karnevalsparty in einem Hotel in der Innenstadt gestohlen worden war, bis auf einige Meter genau in Kalk orten konnte, war die Polizei seinerzeit machtlos. Denn das Ortungssignal kam aus einem Häuserblock. Die Polizei hätte alle infrage kommenden Wohnungen auf Verdacht durchsuchen müssen, aber dafür fehlen die rechtlichen Voraussetzungen.

Köln: Aktuelle iPhone-Modelle bei Dieben besonders begehrt

Stattdessen startete die Polizei eine aufwendige Observation des Häuserblocks, überprüfte Überwachungsvideos aus dem Hotel und ergriff weitere „verdeckte Maßnahmen“, auf die sie öffentlich nicht eingehen will. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, betont der Polizeisprecher. Große Hoffnung, dass der Täter noch gefasst wird, hat Jana Zimmermann indes nicht, sagt sie.

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Wahrscheinlich ist, dass der oder die Diebe das Gerät längst weitergegeben haben. Aber an wen? Wo geht die Beute hin? Und was können die Täter mit den technisch meist sehr gut gesicherten modernen Smartphones überhaupt anfangen?

Knapp 7000 Handys wurden im Vorjahr in Köln gestohlen, davon ungefähr 2500 bei Taschendiebstählen, der Rest vor allem bei Einbrüchen , Ladendiebstählen und Raubüberfällen. Das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2022.

Wie die Polizei aus zahlreichen Ermittlungen weiß, haben es die Diebe bevorzugt auf aktuelle iPhone-Modelle abgesehen. Vor allem in Ländern, in denen Apple-Produkte schwer zu bekommen sind, lässt sich mit dem Weiterverkauf viel Geld verdienen. In vielen Strafverfahren lassen sich Fälle nachvollziehen, in denen vor allem algerische Täter Smartphones in Köln stahlen und an ortsansässige Hehler verkauften.

Gestohlene Handys werden oft von IT-Profis im Ausland gehackt

Anschließend wurden die Smartphones übers Internet von IT-Spezialisten in Vietnam und Jordanien oder auch in Rumänien von Experten vor Ort entsperrt und schließlich in Nordafrika oder im Irak für mehrere hundert Euro verkauft. Wie die algerischen Banden das konkret machen, wisse man nicht im Detail, sagte ein Ermittler kürzlich.

In Mainz zum Beispiel hatten Diebe an Rosenmontag 30 Smartphones gestohlen, vor allem hochwertige iPhones, die nur wenig später im europäischen Ausland geortet wurden. Opfer berichten, dass sie ihre gestohlenen Handys per Ortungsfunktion gewissermaßen live auf dem Weg durch Spanien oder Frankreich nach Afrika verfolgen konnten. Die Polizei empfiehlt grundsätzlich, sofort Anzeige zu erstatten und gibt Tipps, was man außerdem umgehend tun sollte, um wenigstens die auf dem Handy gespeicherten Daten zu sichern. 

Apple erhöht Diebstahlsschutz bei Tablets und iPhones

Eine Masche, die sich zuletzt immer weiter ausgebreitet hatte, hofft Apple, mit dem neuesten Update seines Betriebssystems iOS zumindest erschwert zu haben. In immer mehr Fällen in den USA, aber auch hierzulande hatten die Täter ihre Opfer bei der Eingabe ihrer PIN beobachtet oder gefilmt und erst dann das Handy gestohlen.

Mit der iOS-Version 17 lässt sich nun die Funktion „Schutz für gestohlene Geräte“ aktivieren, dann reicht allein die Eingabe des Entsperrcodes nicht mehr aus, um zum Beispiel auf Passwörter zuzugreifen; der Nutzer oder die Nutzerin muss sich zusätzlich noch mit Gesichtserkennung oder Fingerabdruck identifizieren.

Die meist sechsstellige PIN gilt bei Smartphones als Haupt-Einfallstor für die Täter: Kennen sie den Sperrcode, haben sie oft im Handumdrehen Zugriff auf alle sensiblen Daten des betreffenden Nutzers, sie können Codes und Passwörter ändern und das Opfer von seinem eigenen Account aussperren.

Im Umkehrschluss gilt aber auch: Können die Täter ein gestohlenes Handy nicht knacken, verliert es für sie deutlich an Wert. Sie können es dann nicht neu konfigurieren und kaum noch weiterverkaufen. Die großen Hersteller Apple und Samsung geben im Internet Hinweise, wie man sein Handy vor Diebstahl schützen kann.

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