Interview mit Roman Lob„Kölsch ist die Sprache, in der ich mich zu Hause fühle“

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Sänger Roman Lob (l.) beim ersten eigenen Konzert seiner Band Stadtrand im „Jode Lade“

Sänger Roman Lob (l.) beim ersten eigenen Konzert seiner Band Stadtrand im „Jode Lade“

Köln – Herr Lob, mit der erst im Vorjahr gegründeten Band Stadtrand sind Sie nun schon fast im Zentrum des rheinischen Frohsinns angekommen. Wie haben Sie die Karnevalssession überstanden?

Die Tage haben einen schon geschlaucht. Vor allem weil wir ja gar nicht so recht wussten, was da auf uns zukam und wie man neue Auftritte an Weiberfastnacht bewältigen soll. Aber rückblickend war es eine für uns als Neueinsteiger sehr erfolgreiche Session. Es war viel besser, als ich mir das zuvor vorgestellt habe.

Zur Person

Roman Lob (28) hat nach dem Realschulabschluss bei einem Autozulieferer in Troisdorf eine Ausbildung zum Industriemechaniker abgeschlossen. Schon in der Schule hat er gesungen und musiziert, später mehrere Bands gegründet. 2007 beteiligte er sich an der Castingshow „DSDS“ und wurde 2012 zum „Eurovision Song Contest“ nach Aserbaidschan geschickt und ein Jahr später mit einem Echo ausgezeichnet. Er ist verheiratet und lebt in Niederbreitbach. Zur Band Stadtrand gehören außer Sänger Lob noch die beiden Gitarristen Tim Dönges und Christoph Zimmermann sowie Peter Geschwandtner am Bass und Thomas Mesenholl am Schlagzeug. (NR)

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Es gipfelte darin, dass Stadtrand mit dem Lied „Orijinal“ den Top-Jeck-Wettbewerb von Radio Köln gewonnen hat.

Da haben wir uns auch alle gefragt, warum? Aber der Zuspruch der Fans war halt da und somit ist es schon Klasse. Es ist unser erster Titel. Den können und werden wir uns an die Wand hängen.

Ist es nicht komisch, als Sänger mit einer kölschen Band unterwegs zu sein. 2012 waren Sie unser „Star für Baku“ und haben beim „Eurovision Song Contest“ mit „Standing Still“ für Deutschland den achten Platz geholt und waren auf englischsprachige Songs festgelegt.

Mit solchen Liedern bin ich als Soloprojekt auch noch weiterhin unterwegs – zuletzt noch auf einer Weihnachtstour im vergangen Dezember. Und „Standing Still“ ist bei jedem dieser Auftritte gesetzt. Den Hit wollen die Leute hören.

Ist die Anfangseuphorie nach dem ESC nicht längst abgeebbt. Gilt man da nicht als One-Hit-Wonder?

Das würde ich nicht so sehen, denn ich konnte bis jetzt wirklich gut von der Musik leben. Aber es ist schon richtig, dieser Erfolg liegt einige Jahre zurück und manche Leute im Publikum fragen heute sicher, wer zum Teufel ist Roman Lob? Ich habe inzwischen gelernt, dass es im Musikgeschäft nicht immer nur bergauf geht. Man wird hochgejubelt und genauso schnell wieder fallen gelassen. So läuft meine Karriere derzeit zweigleisig. Stadtrand ist ein wunderbarer Kontrast zu meinen Solo-Shows.

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Wie kam die Band zu ihrem Namen?

Wir kommen nicht aus Köln, sondern sind alle irgendwo am Stadtrand oder in anderen Städten aufgewachsen. Gitarrist Tim Dönges wohnt inzwischen in Köln, ich noch in Niederbreitbach in der Nähe von Linz am Rhein. Ein 600-Seelen-Dorf. Da kann man leben, wir haben sogar einen Bäcker. Entscheidender als der Wohnort ist für mich die Sprache, das Kölsche. Sprache steht für Vielfalt, aber auch für Verbundenheit mit der Heimat. Ich bin mit den Liedern von Bap und Bläck Fööss aufgewachsen. Vor allem mein Opa ist fit in der Mundart. Der hilft auch in letzter Konsequenz mit, wenn ich mit den Kollegen einen Text schreibe. Auch wenn ich nicht jedes Wort astrein kann, ist Kölsch doch die Sprache, in der ich mich zu Hause fühle.

Aber Sie waren doch zuletzt zwei Jahre in Berlin, hatten ein Engagement am Friedrichstadt-Palast.

Ich hatte aber Heimweh und vermisste den Dom. In der Hauptstadt läuft alles auf Vollgas. Die Berliner haben eine rauere Mentalität. Da ist man eine Nummer unter ganz vielen. In Köln ist die Welt viel kleiner, überschaubarer und herzlicher. Köln ist einfach meine Stadt. Der FC, die Menschen – das passt zu mir. Deswegen will ich hier mit Stadtrand durchstarten. Der Anfang ist gemacht. Wir hatten sogar schon ein erstes eigenes Konzert, im „Jode Lade“. Weitere werden folgen. Die Anfragen sind da. In den Sommermonaten spielen wir an jedem Wochenende. Allerdings trete ich in der Zeit bei einigen Festivals mit den Heavy Tones auf , der Band aus der Show von Stefan Raab. Ich habe auch noch mein Solo-Album mit elf englischen Songs so gut wie fertig in der Schublade liegen. Mal gucken, wann wir das rausbringen. Und für ein erstes Stadtrand-Album haben wir auch bald genug Titel zusammen.

Wie umfangreich ist derzeit das Stadtrand-Repertoire?

Für ein gut 60-minütiges Konzert reicht es – von gefühlvollen Balladen bis hin zu rockigen Party-Nummern. Ein Drei-Stunden-Programm in der Lanxess-Arena wäre aber echt noch schwierig.

Will man da überhaupt hin?

Ja klar, das ist doch der größte Musiktempel der Stadt. Vielleicht klappt es erst einmal in einem Vorprogramm. So bei Cat Ballou oder bei den Höhnern. Das wär was, die sind doch Kult. Und dann machen wir uns auf den Weg in Richtung „Lachende Kölnarena“. Aber da ist die Konkurrenz groß, deswegen peilen wir das auch erst für das übernächste Jahr an. Vor der Halle habe ich echt Respekt und da würde ich mir auch in die Hose machen.

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