Appell an PolitikerBürgerinitiative kämpft weiter für eine Gesamtschule in Köln-Neubrück

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Zuhörer sitzen in einem Klassenraum und hören einem Vortragenden an einem Rednerpult zu.

Auf der Gründungsveranstaltung der Bürgerinitiative „Gesamtschule Neubrück“ beschrieb Martin Süsterhenn, Leiter der Katharina-Henoth-Gesamtschule (r.), den Alltag an seiner Schule.

Die Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück soll nach dem Wunsch vieler Bürger eine Gesamtschule werden. Bisher sind CDU und Grüne dagegen.

Als auf der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Kalk (BV) über die gesamtstädtische Schulentwicklungsplanung beraten wurde, gaben die Stadtteilpolitiker dem Stadtrat einen dringenden Wunsch mit auf den Weg: Wie schon im April und Oktober 2022 von der BV beschlossen, soll die Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück in eine vierzügige Gesamtschule umgewandelt werden. Nur die Fraktionen der CDU und der Grünen stimmten erneut gegen diesen Schritt – wie auch ihre jeweiligen Parteifreunde im Rat, der in dieser Frage die Entscheidung trifft.

Neben der Bezirksvertretung sorgt auch die im November gegründete Bürgerinitiative „Gesamtschule Neubrück“ dafür, dass das Thema weiter auf der Tagesordnung bleibt. In einem offenen Brief wandte sie sich nun an die Rats-Fraktionen von CDU und Grünen - beziehungsweise in zwei Briefen. Denn inhaltlich unterscheiden sich die Anschreiben voneinander, sie sind den Argumenten des jeweiligen Adressaten angepasst.

Verfasser des Offenen Briefs wollen Chancengleichheit für alle Kinder

So erinnert die Initiative im Brief an die Grünen daran, dass in deren Wahlprogramm für die Kommunalwahl Sätze stehen wie: „Alle sollen selbst entscheiden, welchen Bildungsweg sie einschlagen“, oder: „Es darf nicht länger vom Wohnort abhängen, ob Kinder die Chance auf eine kostenfreie ganztägige Bildung bekommen und ihre Eltern Familie und Beruf vereinbaren können.“ Wieso, fragen die Verfasser des Offenen Briefs, „sollte das gerade für die Kinder unseres strukturschwachen Stadtteils und seiner ebensolchen Umgebung nicht gelten?“ Gerade in Neubrück würde eine Gesamtschule mit Ganztagsbetrieb die Eltern entlasten.

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Im Brief an die CDU geht die Initiative auf die Forderung der Christdemokraten ein, dass alle aufschiebbaren und noch nicht begonnenen Bauprojekte in Köln solange zugunsten des Schulbaus zurückgestellt werden, „bis in Köln jedes Kind einen Schulplatz in seiner Stadt, in zumutbarer Entfernung und an der gewünschten Schulform erhält.“ Die Zahlen, das führt die Initiative in beiden Briefen an, zeigten doch, dass Plätze an Gesamtschulen stark nachgefragt sind, und der Bedarf stadtweit derzeit nicht annähernd gedeckt werden kann. Während an der Kurt-Tucholsky-Hauptschule zuletzt nur 25 Schülerinnen und Schüler angemeldet wurden.

Dabei böte das Gebäude am Helene-Weber-Platz „ausreichend Platz für eine vierzügige Gesamtschule, und es besteht genügend Platz für einen Erweiterungsbau auf dem Grundstück.“ Auch sei der Standort für Schüler aus den benachbarten Stadtteilen mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad problemlos zu erreichen, nicht wenige Hauptschüler kämen ja von außerhalb.

Die Bürgerinitiative befürchtet auch, dass sich die Schulkonferenz der Hauptschule vor allem aufgrund einer Fehlinformation des Kollegiums gegen die Umwandlung in eine Gesamtschule ausgesprochen hatte. Dort befürchte man offensichtlich immer noch, dass die Lehrer nicht in die neue Schulform integriert werden können: Das sei aber, so zeigten die Erfahrungen etwa an der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenberg, aber auch der (Lehrer-) Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), „absolut unzutreffend“.

In beiden Briefen betont die Initiative auch, dass sie über eine Online-Petition und Unterschriftenlisten bereits „über 1000 Befürworter“ gefunden habe. Die gesammelten Stimmen der Unterstützer sollen demnächst dem Stadtrat übergeben werden. Doch zunächst bitten die engagierten Bürger die beiden Fraktionen, ihre Argumente noch einmal zu erläutern und warten auf eine Antwort.

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