Kölner KarnevalAls im Jahr 1937 Elefanten beim Rosenmontagsumzug mitliefen

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Eine Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt den Rosenmontagsumzug, inmitten der Menge reitet ein Mann auf einem Elefanten.

Das Bild vom Umzug 1937 in der Ehrenstraße stammt aus dem Nachlass des Schneiders Alfons Wunsch.

Im historischen Karneval liefen auch exotische Tiere beim Umzug mit – 1937 waren vier Elefanten dabei. Zeitgleich trotzte ein Kölner Büttenredner der NSDAP.

Bisher war vor allem von Fotos aus den späten 1940er Jahren bekannt, dass in früheren Zeiten nicht nur Pferden, sondern auch so manch exotischem Tier der Trubel des Rosenmontagszugs zugemutet wurde. Ein Elefant des Zirkus Williams lief zum Beispiel 1948 durch die vom Krieg verwüstete Stadt, als die britischen Besatzer zwar keinen großen Zug erlaubten, die Roten Funken anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens dennoch unter großer Anteilnahme über die Ringe zogen.

Das Motto war „Märchen und Sagen aus aller Welt“

Jetzt veröffentlichte Ulrich Soénius eine Aufnahme, die auch einen Elefanten aus den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg abbildet. „Das Foto zeigt einen Elefanten mit einem Reiter in Tropenuniform beim Rosenmontagszug 1937 in der Ehrenstraße“, so der Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs. Das Motto damals: „Märchen und Sagen aus aller Welt.“ Ein paar Tiere aus aller Welt passten wohl dazu ganz gut.

Es hat einigen Rechercheaufwand gekostet, den unscharfen Schnappschuss aus dem Nachlass des Schneiders Alfons Wunsch zu datieren und zu verorten. Das Archiv fand zunächst auch mit Hilfe anderer Fotos heraus, dass die Karnevalisten an der Metzgerei Schieffer an der Ehrenstraße 69 und an der Kaffeerösterei Zuntz im Haus daneben vorbeiliefen.

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Köln: Vier Elefanten waren 1937 mit beim Zug

„Die Nachbarschaft bestand laut Adressbuch nur 1936 bis 1938“, so Ulrich Soénius: „Also musste das Foto in der Zeit entstanden sein.“ Nach Rücksprache mit Matthias Schumacher vom Karnevalsmuseum seien 1937 vier Elefanten im Zug dabei gewesen: „Also wird es das Jahr gewesen sein“, schlussfolgert der Historiker.

Der Karneval hatte sich zu dieser Zeit selbst auf die Linie der seit 1933 herrschenden Nationalsozialisten gebracht. „Der Einzige, der nicht auf Linie gebracht war, war Karl Küpper“, sagt Historiker Fritz Bilz, der ein Buch über den Büttenredner geschrieben hat. Küpper traute sich, die Nazis auf die Schippe zu nehmen und etwa mit erhobenem rechtem Arm festzustellen: „Su huh litt bei uns dr Dreck em Keller!“ – So hoch liegt bei uns der Dreck im Keller.

Küpper meldete sich bei der Wehrmacht

„Er verstand den Karneval als Kritik an den Oberen“, sagt Bilz. Die Oberen waren wenig begeistert: 1936 wurde Karl Küpper von der Gestapo zusammengeschlagen, 1939 erhielt er Redeverbot, an das er sich jedoch nicht hielt. Schließlich meldete er sich bei der Wehrmacht, um einer drohenden Verhaftung zu entgehen. Dort galten andere Gesetze und Küpper wurde im Fronttheater eingesetzt.

Küpper war populär, hochbezahlt und auch im Rosenmontagszug umjubelt. Fotos zeigen ihn in den 1930er Jahren zwar nicht auf einem Elefanten durch die Menge reitend, wohl aber auf einem Kamel.

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