Karneval und Corona in KölnWirte und Vereine haben noch keine Pläne für den 11.11.

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ABS Karneval

Vor Corona ein vertrautes Bild im Karneval: Schlangestehen vor den Kneipen

Köln – Der Schutz der Gäste steht im Vordergrund. Darin sind sich die organisierten Karnevalisten einig. „Stand jetzt würden wir nur Geimpfte und Genesene einlassen, also 2G“, hatte Ralf Schlegelmilch, Präsident der Willi-Ostermann-Gesellschaft, die traditionell am 11.11. den Kölner Sessionsauftakt auf Heumarkt und Alter Markt veranstaltet, dieser Zeitung gesagt. Er ist damit auf demselben Kurs wie der 1. FC Köln und geht davon aus, unter diesen Bedingungen 15000 bis 20000 Menschen einlassen zu können. Unterstützung hatte Schlegelmilch von Oberbürgermeisterin Henriette Reker erfahren: „Ich fände das sehr gut, wenn am Sessionsauftakt nur Geimpfte und Genesene teilnehmen dürfen.“ Und weiter: „Ich rufe alle Jecken dazu auf, sich jetzt impfen zu lassen, damit sie am 11.11. durchgeimpft sind.“

Die großen Karnevalsgesellschaften wie das Festkomitee wollen noch mit differenzierten Entscheidungen warten. Man habe schließlich noch relativ viel Zeit. „Das ist ja ein sehr dynamischer Prozess“, sagt etwa Professor Joachim Zöller, Präsident der Großen von 1823 und selbst Mediziner. Seine KG veranstaltet am 11.11. den „Kölschen Countdown“ im Tanzbrunnen. „Wir werden abwarten und Anfang bis Mitte Oktober entscheiden“, sagt er, organisatorisch sei das viel einfacher als etwa die Ostermann-Sessionseröffnung in der Altstadt. „Das Wohl unserer Gäste ist die wichtigste Aufgabe.“

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Natürlich sei das Impfen einer der wichtigsten Wege aus der Pandemie, sagt der Universitätsprofessor. „Aber es kommt jede Woche etwas Neues.“ Er hofft darauf, dass die Einführung der Antigen-basierten, herkömmlichen Impfstoffe wie Novavax, die ab September zugelassen werden sollen, der Impfkampagne neuen Schub verleiht. Er bemängelt aber gleichzeitig, dass Nebenwirkungen und Impfverläufe nicht ausreichend dokumentiert würden. „Wir müssen auch abwarten, was die Politik entscheidet“, so Zöller.

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„Noch mehr Aufwand durch 2G“

„Die Ehrengarde sieht 2G als die einzige Möglichkeit, zum gemütlichen, nahbaren Karneval zurückzukommen“, sagt deren Präsident Hans-Georg Haumann. „Nur so bekommen wir das Brauchtum wieder da hin, wo und wie wir es wollen.“ Entscheidungen werde man aber erst zeitnah zu den Veranstaltungen treffen, zu unwägbar seien die Rahmenbedingungen. Auch Michael Gerhold, Präsident der Nippeser Bürgerwehr, beobachtet die Politik „sehr genau“. „Ein weiteres Jahr Totalausfall würde vieles kaputt machen“, sagt Gerhold, Inhaber einer Künstleragentur. Das würden etwa nebenberuflich arbeitende Bands nicht überstehen. Und in der Technikbranche sei jetzt rund die Hälfte der Menschen in andere Jobs gewechselt. Er sympathisiert mit 2G: „Ich weiß nicht, wie man es anders machen soll.“ Man arbeite an Hygienekonzepten für den Fackelzug zur Eröffnung am 11.11. am Eigelsteintor, sei aber auch abhängig vom Ordnungsamt. „Wir warten jetzt erstmal die neuen Corona-Schutzbestimmungen ab“, sagt er.

Die Kneipenwirte reagieren sehr unterschiedlich auf die Frage, ob sie am 11.11. nur Geimpfte und Genesene zum Feiern in ihre Lokale lassen. Hans-Peter Pertz vom Brauhaus Stüsser im Agnesviertel verweist darauf, dass noch nicht mal klar sei, ob der 11.11. „in dem Rahmen wie früher“ überhaupt stattfinden könne. Schon jetzt sei eine Security-Firma im Stüsser aktiv, 2G würde „dann noch mehr Aufwand“ bedeuten. Pertz spricht sich allerdings auch gegen negative Schnelltestnachweise als einzigen Indikator aus – das sei mit zu viel Risiko verbunden. Es gebe die Tendenz, am 11.11. den normalen Restaurantbetrieb laufen zu lassen, in der „Hoffnung, nächstes Jahr vernünftigen Straßenkarneval stattfinden zu lassen“.

Kein 11.11., wie man ihn kennt

Robert Hilbers vom Chlodwig-Eck in der Südstadt plant noch nicht für den 11.11., weil das je nach Entwicklung womöglich hinfällig sein könnte. Nur Genesene und Geimpfte hereinzulassen sei „nicht händelbar für eine Eckkneipe“ wie das Chlodwigeck, weil etwa Raucherinnen und Raucher ständig zwischen draußen und drinnen hin- und herwechseln. Hilbers geht davon aus, dass bis November wieder Kontaktbeschränkungen in Kraft sein würde – dann würde er nicht öffnen. Das Biermuseum in der Altstadt will – solange das offiziell erlaubt sei – das 3G-Konzept umsetzen, so dass auch Ungeimpfte zum Feiern kommen könnten. Wenn es aber wie im vergangenen Jahr nicht erlaubt sei, Karnevalsmusik zu spielen, dann werde nicht geöffnet. Das Lokal sei allerdings Teil der IG Altstadt und richte sich nach dem, was dort vorgegeben wird.

Barbara Petri vom Backes in der Südstadt sagt, sie wolle sich zunächst die Entwicklung im Herbst anschauen. Der 11.11. sei wahrscheinlich nicht machbar, wie man ihn kennt. „Es ist alles sehr sehr schwierig, solange die Leute sich nicht impfen lassen“, sagt sie. Im Engelbät in der Südstadt findet der Sessionsauftakt nicht mehr statt. Karneval lebe vom Kontakt und der Enge – mit Abstand und Kontrollen sei das nicht denkbar. Im Leuchtturm in der Innenstadt werde die Sessionseröffnung groß gefeiert. Die meisten Gäste seien von der Stadtgarde Colonia Ahoi und „ausnahmslos durchgeimpft“ – deswegen werde wahrscheinlich die 2G-Regel umgesetzt.

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