Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kinderpornografie gefundenRazzia bei Kölner Pfarrer – nun muss er ins Gefängnis

3 min
Der frühere Pfarrer mit seinem Rechtsanwalt beim Prozess im Kölner Amtsgericht.

Der frühere Pfarrer mit seinem Rechtsanwalt beim Prozess im Kölner Amtsgericht.

Der frühere Pfarrer gab auf Nachfrage pädophile Neigungen zu und sprach auch von einer generellen Pornosucht.

Ein früherer Pfarrer einer evangelischen Freikirche in Köln musste sich wegen des Besitzes und Verbreitens von Kinderpornografie vor dem Amtsgericht verantworten. Verdeckte Ermittler des Bundeskriminalamtes waren über ein kriminelles Forum an die IP-Adresse des Mannes gelangt – daraufhin kam es zur Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigten und dessen Pfarrhauses.

Köln: Razzia in Wohnung und Pfarrhaus der Gemeinde

Bei der Razzia im Januar vergangenen Jahres in der Kölner Innenstadt stellten die Ermittler diverse USB-Sticks, Smartphones und PCs sicher. Einer der Datenträger steckte im Wohnzimmer der Wohnung im Fernseher. Der Angeklagte räumte beim Prozessauftakt ein, dass er über den TV die darauf gespeicherten Videos mit kinderpornografischen Inhalten angesehen habe.

Hinweise auf einen realen Missbrauch durch den Angeklagten hätten sich laut Polizei vor Ort nicht ergeben. Die Ermittler waren jedoch stutzig geworden, da sie Windeln für Jugendliche in der Wohnung des kinderlosen Ehepaares gefunden hatten. Auf Nachfrage der Richterin erklärte der Beschuldigte, diese mit seiner Frau für private eheliche sexuelle Aktivitäten genutzt zu haben.

Angeklagter streitet Teilnahme an Forum im Darknet ab

Der Angeklagte war im Zuge der Ermittlungen zum weltweit agierenden Darknet-Forum „Alice in Wonderland“ in den Fokus geraten. Laut Anklage soll er dort angemeldet gewesen sein und Links öffentlich geteilt haben. Die Staatsanwaltschaft nahm daher ein bandenmäßiges Vorgehen des Angeklagten an, was laut Strafgesetzbuch erheblich härter bestraft wird.

Der Angeklagte hatte sich beim Prozess in Saal C des Justizgebäudes weitgehend geständig gezeigt, sein Mitwirken in dem kriminellen Internetforum aber abgestritten. Er habe dieses gar nicht gekannt. Darauf angesprochen, dass er im Internet nach dem Namen des Forums gesucht habe, entgegnete der 31-Jährige, sich lediglich für das gleichnamige Kinderbuch interessiert zu haben.

Richterin entscheidet: Ehemaliger Pfarrer muss ins Gefängnis

Ob er als Pfarrer auch Kontakt zu Kindern gehabt habe, fragte die Richterin den Angeklagten. „Den üblichen, ja“, so die Antwort. Er sei jetzt nicht mehr als Pfarrer tätig und mache eine Ausbildung zum Elektriker. Er sei derzeit auf der Suche nach einem Therapieplatz. Der Angeklagte gab auf Nachfrage pädophile Neigungen zu und sprach auch von einer generellen Pornosucht.

„Ich bin froh, dass die Dateien weg sind. Meine Frau und ich blicken jetzt in die Zukunft“, sagte der Angeklagte. Er hoffte auf Bewährung mit entsprechender Therapieauflage. Die Richterin sah jedoch – wie von der Staatsanwältin beantragt – nur Raum für eine Gefängnisstrafe. „Die sichergestellten Videos zeigen den schweren sexuellen Missbrauch von ganz kleinen Kindern“, führte die Vorsitzende aus. Sie sah auch die Verbreitung des kinderpornografischen Materials in dem Forum als erwiesen an. Der ehemalige Pfarrer muss zwei Jahre und vier Monate in Haft. Rechtskräftig ist das Urteil noch nicht.