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Brief an OB RekerAnwohner protestieren gegen Riesenrad am Kölner Zoo

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Riesenrad Köln

Das Kölner Riesenrad stand bis Dezember am Rheinauhafen.

Köln – Unter den Anwohnern des Zoos formiert sich Widerstand gegen das geplante Riesenrad vor dem Kölner Zoo. Sie fürchten unter anderem eine starke Verkehrsbelastung des Stadtteils durch die Besucher des Riesenrads und fühlen sich von dem Vorhaben überrumpelt, weil sie davon erst durch die Berichterstattung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfahren haben. Die Planungen sehen vor, dass das 55 Meter große und rund 300 Tonnen schwere „Europa-Rad“ auf der Wiese gegenüber des Haupteingangs des Zoos an der Riehler Straße für zunächst drei Monate aufgestellt werden soll. Stadt, Zoo und Betreiber sind in letzten Abstimmungen, die finale Genehmigung ist noch nicht erteilt. Das Riesenrad stand zuvor im vergangenen Jahr zwischen Juli und Dezember im Rheinauhafen am Schokoladenmuseum.

Verkehr ist „unerträglich“

Der Parkdruck in den umliegenden Straßen sei ohnehin hoch. Wenn Flora und Zoo, die derzeit wegen der Corona-Pandemie geschlossen sind, wieder öffneten, steige er durch deren Besucher und dortige Veranstaltungen weiter. „Am Wochenende ist es dann hier unerträglich“, sagt Anwohner Robert de Winter, der etwa 300 Meter entfernt vom geplanten Aufstellungsort des Riesenrads wohnt. Sollte die Attraktion hinzukommen, werde die Situation zusätzlich verschärft. Zudem passe ein bis abends beleuchtetes Riesenrad dieser Dimension „schon optisch und ästhetisch nicht im Geringsten hierher", sagt de Winter weiter. Auch fürchte er, dass das Rad länger als die vorgesehenen drei Monate dort stehen bleiben könnte, dass sich weitere Buden ansiedeln könnten und dass von dort eine Lärmbelastung etwa durch laute Musik ausgehe.

„Man hätte uns außerdem vorher informieren können. Aber mit uns hat niemand gesprochen“, zürnt de Winter. Er und weitere Anwohner haben nun eine Protestnote an Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) geschickt, die nach Angaben de Winters wortgleich auch an die Kommunalpolitik und den Zoo ergehe. Darin fordern sie unter anderem Transparenz beim Genehmigungsverfahren und ein Gespräch mit der OB. Auch kündigen sie an, eigene Gutachten zur Verträglichkeit des Riesenrads etwa mit dem Natur- und Tierschutz zu beauftragen „und scheuen uns nicht, rechtliche Schritte einzuleiten“, heißt es in dem Brief weiter. Die Anwohner würden nun ihren weiteren Protest organisieren, sagt de Winter.

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Genehmigung noch nicht erteilt

„Wir beschäftigen uns im Genehmigungsverfahren mit allen Facetten“, sagt ein Stadtsprecher. Mehrere Ämter prüften derzeit die Auswirkungen auf die Natur und die Wiese, die der Betreiber am Ende wieder vollständig herrichten müsse, und untersuchten die Lichtbelastung, die von der Beleuchtung des Riesenrads ausgeht. Auch die verkehrlichen Auswirkungen würden unter die Lupe genommen. Riesenrad-Fahrgäste, die mit dem Auto kämen, könnten ihre Pkw im Parkhaus neben der Rheinseilbahn oder der Parkplatz unter der Zoobrücke abstellen. „Das Riesenrad ist eine temporäre Sache", erklärt der Stadtsprecher weiter. Es fällt unter die Kategorie „fliegende Bauten“ wie etwa Zirkuszelte und darf zunächst nur für drei Monate an einem Platz stehen. Eine monatliche Verlängerung sei unter Umständen möglich. Nach Angaben des Riesenradbetreibers, der Bonner Schaustellerfirma Kipp & Sohn, werde am Riesenrad aus Rücksicht auf Anwohner keine Musik gespielt. Aus der Verwaltung ist zu erfahren, dass die Genehmigung für den Betrieb „in Kürze“ erwartet werde.

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Wann das Riesenrad möglicherweise seine Runden dreht, ist derzeit unklar. Freizeiteinrichtungen dürfen wegen der Corona-Einschränkungen noch nicht öffnen. Das gilt für das Riesenrad wie für den Zoo, der nach Angaben der Tierpark-Leitung ein Kombiticket mit Zoo-Eintritt und Riesenradfahrt anbieten möchte. Ein solches Kombiticket gab es auch schon am Standort im Rheinauhafen — hier kooperierte das Schokoladenmuseum. Die Beleuchtung des Rads, das von rund 100.000 energieeffizienten LED-Lampen erhellt wird, störe die Tiere im Zoo nicht, hatte der Tierpark im Vorfeld versichert.

Das „Europa-Rad“ hat 42 Gondeln, in denen jeweils sechs Personen sitzen können. Die Motoren des Antriebs fahren „geräuschlos“, sagt Betreiber Kipp. Mit seinen 55 Metern Höhe gilt es als das größte transportable Riesenrad mit offenen Gondeln.

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