Ex-Höhner-Schlagzeuger Janus Fröhlich scheidet als musikalischer Leiter aus. Statt eines Nachfolgers wird das Format nun eingestellt.
Eine „Chance für den Dom“?Aus für das Adventmitspielkonzert im Dom sorgt für Unmut

Janus Fröhlich leitete auch im vergangenen Jahr das Adventmitspielkonzert im Dom.
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Wenn am 7. Dezember das 16. Adventmitspielkonzert im Dom mit den Höhnern und rund 2500 Laienmusikern verklingt, endet eine beliebte Tradition. So will es das Domkapitel, das die Veranstaltung seit dem vergangenen Jahr federführend ausrichtet, in Zusammenarbeit mit dem Erzbischöflichen Generalvikariat, das zuvor die Hauptverantwortung trug.
Enttäuscht über die Entscheidung zeigen sich zwei Personen, die von Anfang maßgeblich an der alljährlichen Veranstaltung beteiligt waren: Ex-Höhner-Schlagzeuger Janus Fröhlich als musikalischer Leiter und Petra Dierkes, die das Konzert stets mitorganisiert hat. Beide werden die Veranstaltung im Dezember noch einmal zusammen moderieren, auch wenn Dierkes, die zum Schluss Leiterin des Bereichs Erwachsenenseelsorge und Dialog im Generalvikariat war, vor gut einem Jahr vorzeitig in den Ruhestand gegangen ist.
Janus Fröhlich spricht von „trauriger Entwicklung“
Janus Fröhlich habe „mit seiner Ausstrahlung und mit seinem Taktstock Menschen musikalisch zusammengeführt und dafür gesorgt, dass die Mitspielkonzerte zu regelrechten Familienfesten mit Musik im Dom geworden sind“, teilt Domdechant Robert Kleine auf Anfrage mit. „Als er vor einiger Zeit die Entscheidung getroffen hat, die musikalische Leitung altersbedingt abzugeben, war für uns klar: Mit diesem Abschied geht eine Ära zu Ende.“ Dieser Anlass gebe Gelegenheit, „unser adventliches Musikangebot für Familien am Dom neu aufzustellen“ und, aufbauend auf dem Bisherigen, „künftig neue Akzente zu setzen, statt einfach weiterzumachen“. Der Umbruch sei „eine Chance für den Dom“, Menschen in der oft hektischen Adventzeit „noch einmal ganz neu abzuholen. Vielleicht in einer anderen Form und in einem andere Rahmen als bisher, aber ähnlich stimmungs- und vor allem klangvoll“. Die Überlegungen zum neuen Format seien nicht abgeschlossen.
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„Traurige Entwicklung“
Janus Fröhlich, gerade 75 geworden, macht aus seinem Unmut keinen Hehl. Zwar scheide er tatsächlich aus Altersgründen aus, doch es sei die Rede davon gewesen, die Leitung des bewährten Formats an jemand anderen zu übergeben. „Diese Person war bekannt und akzeptiert, und sie kennt das System.“ Doch Domkapitel und Generalvikariat hätten einen Rückzieher gemacht und ins Feld geführt, alles solle „auf den Prüfstand gestellt“ werden. „Es geht um Geld und Inhalte“, sagt Fröhlich und spricht von einer „traurigen Entwicklung“, womit er eine allgemeine Tendenz in der katholischen Kirche meint, die er zu beobachten glaubt. Ihr falle ein Format zum Opfer, das bestens funktioniert habe.
Interesse an Konzerten unvermindert groß
Einen Zehnjährigen, der im Dom Geige spiele, werde dieses „erhebendes Erlebnis“ sein Leben lang nicht loslassen, und das gemeinsame Musizieren schaffe einen Zusammenhalt, der in Zeiten um sich greifender Einsamkeit so oft beschworen werde, sagt Fröhlich. Seine Vermutung, dass auch andere Formate wie etwa die Andacht für Fans des 1. FC Köln gestrichen werden sollen, betätigt Kleine indes nicht: „Dazu gibt es keine Planungen.“
Bis strengere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen waren, nahmen an den Konzerten bis zu 4000 Menschen teil, singend oder spielend. Mittlerweile ist die Teilnehmerzahl auf 2500 begrenzt. Das Interesse sei unvermindert groß, sagt Petra Dierkes. 45 Minuten nach Anmeldungsbeginn am 6. Oktober um 10 Uhr seien schon 1350 Anmeldungen eingegangen. Die Plätze für die Sänger und Sängerinnen seien längst vergeben, Teilnahmewünsche von Instrumentalisten könnten jedoch noch berücksichtigt werden, dafür stehe die Webseite www.adventmitspielkonzert.de zur Verfügung.
„Wir hätten es gerne weiterentwickelt. Es hätte nicht sterben müssen“
Dort werden auch alle Noten und Texte zu finden sein. Das Programm am 7. Dezember von 14.30 bis 16 Uhr setzt sich laut Dierkes aus den schönsten Liedern der zurückliegenden 16 Jahre zusammen, beispielsweise „Tochter Zion“, „Peace, Frieden, Schalom, Salam“ von den Höhnern, „Oh Heiland, reiß die Himmel auf“ und „Wir sagen euch an den lieben Advent.“ Die enorme Beliebtheit des Konzerts zeige sich auch darin, dass sehr viele Menschen vor dem Fernseher mit Musikinstrumenten oder ihrer eigenen Stimme mitmachen. Den Livestream des Konzerts, das Domradio.de, die Facebook-Seite des Kölner Doms und die Fernsehsender Bibel TV und EWTN übertragen, würden bis zu 200.000 Leute verfolgen. Angesichts des Erfolgs versteht Dierkes nicht, warum das Format gekippt wird. „Wir hätten es gerne weiterentwickelt. Es hätte nicht sterben müssen.“
„Es bindet unwahrscheinlich große Ressourcen, finanziell, personell und logistisch“, führt Kleine als Hauptgrund für die Einstellung an. Fröhlichs Abschied biete die Gelegenheit, sich eine neue Form zu überlegen, statt „bloß die Protagonisten auszutauschen“. Zwar sei „angedacht“ gewesen, ihn zu ersetzen, aber zu keinem Zeitpunkt etwas zugesagt worden. „Wir haben immer sparsam mit den Mitteln gehaushaltet“, betont Petra Dierkes und fügt hinzu: „Man hätte darüber reden können, aber es gab nie ein Gespräch über den personellen und finanziellen Aufwand.“ Nur „eher hintenrum“ und „zwischen den Zeilen“ sei etwas zu erfahren gewesen. Vor allem über diesen Mangel an Kommunikation nach so langer Zusammenarbeit sei sie „enttäuscht und traurig“.