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Abstände, KlopapierCorona-Ärger führt zu Polizeieinsätzen in Kölner Supermärkten

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Auch Drogerien sind von dieser Problematik betroffen. (Symbolbild)

  • Supermärkte sind in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Hamsterkäufen längst zum Kristallisationspunkt menschlicher Erregung geworden.
  • Vermehrt kam es in letzter Zeit zu Polizeieinsätzen, weil sich Kunden nicht an die Regeln hielten, ausfällig wurden oder Mitarbeiter angegriffen haben.
  • Hier erfahren Sie mehr über die meist unglaublichen Szenen und die Reaktionen der Kölner Polizei.

Köln – In der Corona-Krise liegen bei manchen schon mal die Nerven blank. Vermehrt ist das in Supermärkten und Drogerien zu sehen, wo sich seit Wochen mitunter Szenen abspielen, die sich vor der großen Krise niemand ausgemalt hätte. In der letzten Zeit meldete sogar die Kölner Polizei mehrere Einsätze, weil jemand angesichts der Lage ausrastete. So geschehen jüngst in drei Supermärkten. Jedes Mal ging es darum, dass sich Kunden schon vor dem Einlass nicht an die Regeln halten konnten oder wollten und ausfällig wurden.

So wurden Security-Mitarbeiter in mehreren Läden beschimpft, bespuckt und körperlich attackiert, weil die Kunden nicht wie vorgeschrieben einen Einkaufswagen mit in den Laden nehmen wollten. Die Folge waren Strafanzeigen wegen Körperverletzung. Außerdem gab es unter den Käufern Streit um den Abstand in der Schlange, der derart eskalierte, dass die Polizei hinzugerufen wurde. Die Streithähne zeigten sich gegenseitig wegen Beleidigung an. „Das sind aber nur die heftigen Streitigkeiten, die wir mitbekommen, weil wir hinzugerufen werden“, sagte eine Polizeisprecherin. Womöglich gibt es also noch mehr derartiger Auseinandersetzungen, ohne dass jemand die 110 wählt.

Supermärkte als Kristallisationspunkte menschlicher Erregung

Supermärkte sind in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Hamsterkäufen längst zum Kristallisationspunkt menschlicher Erregung geworden. Wo Toilettenpapier vergriffen und Abstand kaum möglich ist, verlieren manche auch noch den Anstand. „Die Kunden sind zum Teil wirklich unverschämt geworden und machen uns oder die Security dafür verantwortlich, dass es kein Toilettenpapier mehr gibt“, sagt die Mitarbeiterin eines Discounters in Nippes. Sie selbst sei noch nicht bespuckt worden, erzählt sie, aber Beschimpfungen an der Kasse gebe es fast täglich: „Viele Leute haben jetzt den Respekt verloren“, sagt sie. Von einer großen Supermarkt-Kette war zu hören, dass sich einzelne Mitarbeiter sogar weigerten, zur Arbeit an die Kasse zu gehen, weil sie sich um ihre Gesundheit fürchten.

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Zwar teilen alle großen in Köln operierenden Supermarkt-Ketten auf Anfrage mit, dass die Kunden die Abstandsregeln, Einkaufswagenpflicht und Rationierungen weitestgehend hinnehmen. Wer regelmäßig in Köln einkaufen geht, kennt aber solche Szenen, wie sie sich neulich in einem Discounter in Mülheim abgespielt haben, und zeitgleich wahrscheinlich dutzendfach in der Stadt: Ein Mitarbeiter fährt eine Palette mit Klopapier herein, innerhalb von Sekunden versammeln sich fast alle Kunden um den Papierturm, als wäre er ein Heiligenschrein. Warten, bis der Mitarbeiter die Folie abgezogen hat, will niemand. Stattdessen greifen alle sofort zu.

69-Jährige greift Security-Mitarbeiter wegen Klopapier an

Das nicht gänzlich befriedigte Verlangen nach Klorollen brachte eine 69-Jährige in Rondorf zuletzt derart in Rage, dass sie den 19-jährigen Security-Mitarbeiter mit einem Fausthieb gegen die Schläfe niederstreckte. Dass sie nur zwei statt der gewünschten vier Pakete mitnehmen durfte, hatte sie erzürnt.

Genau andersherum soll sich ein Fall in einem Discounter in Wahnheide abgespielt haben: Ein Kunde zeigte Sicherheitsleute wegen Körperverletzung an. Diese hätten ihn geschlagen, weil er zwei Klopapier-Packungen – und damit doppelt so viele wie erlaubt – im Wagen hatte. Die Kriminalpolizei ermittelt. In einem Supermarkt in der Innenstadt wiederum sollen Mitarbeiter einen Kunden brutal rausgeschmissen haben, weil er zu viel Milch kaufen wollte. Die Anzeige ist raus.

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